Nun also doch: Nachdem ich schon mehrmals beim Fussball-WM Rechteinhaber Infront Sports & Media nachgefragt und keine Antwort erhalten hatte, kann ich nun den angekündigten Livestream der Fussball Weltmeisterschaft präsentieren. Jeweils 10 Minuten vor dem Spiel startet der ASCII-Stream:

Ganz einfach per Telnet verbinden (so gehts…) und den Live-Stream geniessen, Infront hin oder her…
(via infamy)

Die Mitglieder von Baker & McKenzie International, „einem Verein nach dem Recht der Schweiz„, scheinen derzeit die kommerziellen Nutzniesser einer regelrechten Einschüchterungs- Kampagne zu sein. Im Auftrag der Infront Sports & Media AG, der Inhaberin der Bildrechte an der FIFA WM 2006™, verschickte diese nämlich brisante Briefe [PDF] an allerlei Internet-Provider. Darin wird auf das unerlaubte Streaming von WM-Spielen hingewiesen, und die Provider werden für den Fall, dass Infront unerlaubtes Streaming oder Downloads feststellen sollte, aufgefordert, Kontaktdaten des Beschuldigten herauszugeben. Dass die Provider damit gegen geltendes Recht verstossen würden, erwähnen die Anwälte im Brief aber leider nicht.
Nun ist man offenbar sogar dazu übergegangen, einzelne Blogs ebenfalls direkt anzuschreiben. So erhielt beispielsweise auch Boing Boing ein solches Schreiben:
The letter goes on to warn Boing Boing that Baker & McKenzie will be „actively monitoring your website … to identify unlawful activity and will, if necessary, take appropriate action to ensure the protection of Infront’s rights of those licenses.“
Immerhin, die Antwort von Boing Boing lässt schmunzeln:
Baker & McKenzie, be on alert: henceforth, Boing Boing will be actively monitoring your website to identify dumbass activity and will, if necessary, take appropriate action to point out instances of wasting clients‘ money by sending out unnecessary and obnoxious warning letters.“
Das Vorgehen von Infront bzw. der Anwälte von Baker & McKenzie hat wohl (bisher) Seltenheitswert, denn vor dem Eintritt eines Rechtsbruchs ist wohl noch selten eine Anwaltskanzlei derart massiv aktiv geworden. Allerdings dürfte dies Baker & McKenzie auch einiges an Honoraren einbringen (und damit Infront einiges kosten), denn offenbar beschäftigt man sich seit Monaten mit dem Versand solcher Schreiben.
Nicht eingerechnet hat man bei allen Beteiligten aber, dass solche Briefe auch Nachfragen provozieren können, obwohl man bereits in den versandten Briefen darauf hinweist:
[…] please let us know, if you have any questions about our client’s rights or any other matter which will enable you to take the quickest action should your service be used for unlawful transmission of the FIFA World Cup in whole or part.
Bereits am 30. April 2006 stellte ich der FIFA nämlich einige Fragen betreffend der Bildrechte. Dort allerdings schien niemand interessiert, die Rechtslage darzulegen. Als Fredy Künzler am 8. Mai dann auf den Brief betreffend der Rechte von Infront hinwies, nahm ich das zum Anlass, direkt bei Dr. Urs Zenhäusern von Baker & McKenzie nachzufragen. Aber dieser teilte mir lediglich mit, dass er mit mir über meine Fragen „keine Korrespondenz führen“ könne. Ich solle mich doch direkt an Jörg Polzer, seines Zeichens Manager Communication & PR bei der Infront Sports & Media AG, wenden. Wie, keine Korrespondenz führen? Ich dachte, bei „questions about our client’s rights“ soll man mit Baker & McKenzie in Kontakt treten?
Wie auch immer: Es passt ins Gesamtbild, dass auch Jörg Polzer keine Lust auf die Beantwortung meiner Fragen hatte. Zwar erhielt ich am Sonntag, 14. Mai ein Mail, in dem mir eine „zeitnahe“ Bearbeitung meiner Fragen versprochen wurde und ich auf „Mitte der Woche“ vertröstet wurde. Danach wurde es aber ruhig. So ruhig, dass ich bis heute keine Reaktion mehr erhalten habe.
Komisch nur, dass ich bis heute keinen Brief von Baker & McKenzie erhalten habe, denn aufgrund meiner Anfragen sollte man dort doch gewarnt sein, dass ich eventuell einen groben Verstoss gegen die Rechte von Infront plane. Schliesslich wollte ich in meinen Anfragen u.a. wissen, ob ich selber geknipste Fotos auf dem Blog veröffentlichen darf. Aber vielleicht wartet man in meinem Fall lieber zu und beantwortet die Fragen absichtlich nicht, um mir dann dafür eine satte Lizenzrechnung zu senden.
Da bleibt mir wohl nur, nochmals auf meine gefährlichen Aktivitäten aufmerksam zu machen:

(Bild: We Blog Cartoons)
Ob es an der Euro 2008 anders sein wird? Leider kaum…
[Update]
Übrigens gibt es 100 Dinge, die wichtiger sind als diese Veranstaltung in Deutschland:
(via CH Internet Szene)
… kommt mir hoch, wenn ich solche Stories von den Markensheriffs der FIFA höre:
Mittlerweile mahnt die FIFA ihre letzten verbliebenen Fans ab: beispielsweise den Freizeitkicker Michael M., der im mühevollen Nahkampf um ein einziges Ticket für Angola-Iran erfolgreich war. Jubelnd riss er sich sein Hemd vom (Bier formte diesen wunderschönen) Körper. Als Ersatz wollte er sich spontan als Souvenir folgenden Text auf ein Trikot drucken lassen. Er wollte (es kam nie dazu)…
“WM 2006
IRAN-ANGOLA
ich war dabei”Unüberlegt legte er das Produkt in seinem Spreadshop an – vielleicht gab es ja außer ihm noch jemand, der im freien Verkauf an Karten gekommen war…?!
[…]
Wusste er nicht, dass schon allein die Bezeichnung eines Artikels als “WM 2006-Shirt” in den Augen der FIFA ein Verbrechen ist?! Wusste er nicht, dass er für diesen Artikel eine Abmahnung und Unterlassungserklärung von den FIFA-Anwälten bekommen würde, samt Rechnung im vierstelligen Bereich? Wusste er nicht! Armer Michael M.
Da trifft es sich ja gut, dass FIFA-Chef Blatter im heutigen Tages-Anzeiger ein Interview gab. Ob die Antwort auf die nachstehende Frage in Zukunft aber für mehr Augenmass bei den Sheriffs sorgt, wage ich zu bezweifeln:
Das Fifa-Motto lautet „For the good of the game“. Angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung der Weltmeisterschaften könnte es auch „For the good of the business“ heissen.
Blatter: Tatsächlich müssen wir die Kommerzialisierung der Spiele überdenken. Vielleicht sollten wir künftig nicht mehr das Maximum, sondern ein Optimum herausholen. Das heisst aber auch, dass die Fifa mehr Sensibilität dafür entwickeln muss, was eine Bevölkerung zu akzeptieren bereits ist. Das kann je nach Land sehr unterschiedlich sein. Was die deutschen Gemüter zurzeit erhitzt, würden zum Beispiel die Franzosen problemlos wegstecken, davon bin ich überzeugt.
Dann schlage ich dringendst vor, sofort mehr Sensibilität in Sachen Markenpolitik zu entwickeln. Denn in dieser Sache denken wohl weder die Deutschen noch die Franzosen anders. Denn das ist, gelinde gesagt, einfach unter jeder, aehm…, Sau.
Wer mich kennt, der fragt sich nun sicher, wieso hat er denn, wie sonst üblich, nicht auch von der FIFA eine Stellungnahme eingeholt. Ganz einfach: Meine beiden Anfragen an die FIFA betreffend Blogger und Bildrechten sind seit rund zwei Monaten unbeantwortet und auch der Vermarkter der Bildrechte, die FIFA-Tochter Infront Sports & Media scheint keine Lust zu haben, irgendwelche Fragen zu beantworten. Also lassen wir das doch einfach in Zukunft.
Foto: blick.chDie Szenen wiederholen sich, nur der vorgeschobene Anlass ist ein anderer: Hab ich mich am 1. Mai noch über die Krawallmacher in Zürich aufgeregt, waren es gestern abend nach dem Fussballspiel FC Basel gegen FC Zürich (vorwiegend) Chaoten aus dem Umfeld des FC Basel.
Es mag für die Fans eines jeden Sportclubs enttäuschend sein, wenn „ihr“ Club so knapp den Schweizer Meistertitel an den Gegner verliert. Die gestrigen Ausschreitungen aber hatten nichts mit Fans zu tun, denn die Chaoten waren in der grossen Mehrheit einfache Krawallmacher, die die „Gunst der Stunde“ zum Ausleben ihrer Aggressionen genutzt haben. Dass dabei sogar die gegnerischen Spieler auf dem Spielfeld gejagt wurden, spottet einfach jeder Beschreibung.
Wie war das nochmals nach dem Skandalspiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen die Türkei im November letzten Jahr? Da haben alle auf die Türkei eingedroschen, Skandal geschrieen und harte Massnahmen gefordert. Aber eigentlich wäre es angebracht, zuerst einmal vor der eigenen Haustür zu kehren. Nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Euro 2008 in der Schweiz wäre es wohl weise, sich unverzüglich Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen. Geredet wurde genug, nun sind Taten angesagt.
Erster Gedanke meinerseits: Wie steht es eigentlich mit der Sicherheit im Basler St. Jakob-Stadion? Kann ein Stadion, welches über keine grösseren Abschrankungen zwischen Spielfeld und Zuschauern verfügt, überhaupt als sicher bezeichnet werden? Immerhin ist der gestrige Vorfall nicht der Erste, wo Zuschauer das Spielfeld in Basel stürmen.
Beim ganzen Frust darf aber nicht vergessen werden, dass die Krawallanten nicht „die“ Basler Fans waren. Das war eine kleine Minderheit, die ich gerne als Krawalltouristen bezeichne und die einfach jede sich ergebende Situation ausnutzen, Schlägereien, Sachbeschädigungen und Strassenschlachten anzuzetteln. Und natürlich ist das nicht nur ein Basler Problem, ähnliches, wenn auch nicht in diesem Ausmass, konnte man ja auch schon in Zürich und anderswo beobachten.
Aber es ist ein Armutszeugnis. Ein Armutszeugnis für den Fussball, der gemäss Fifa völkerverbindend sein soll. Ein Armutszeugnis dass man offenbar nicht mehr an einen Fussballmatch gehen kann, ohne Gewalt befürchten zu müssen. Armselig…
Weitere Stimmen:
Ich weiss nicht, ob bei den steigenden Hotelpreisen für die Zeit der Fussball-WM der Slogan „Willkommen bei Freunden“ wirklich so gut ankommt. Viel schöner wäre es da doch, wenn man während der Zeit der WM gleich eine 123 m2 grosse Wohnung für maximal 4 Personen sein Eigen nennen könnte.
Meggo74 hat da die Lösung: Er bietet seine Wohnung in Bad Ditzenbach mit Fitnessraum, Badezimmer mit Badewanne, Schlafzimmer mit 4 Quadratmeter grossem Bett, Küche mit Mikrowelle und Abwaschmaschine und sogar ein Wohnzimmer mit 5 Meter grossem TV-Screen für die WM-Zeit auf eBay an.
Ebenfalls inklusive ist die Benutzung eines grünen VW Polo, „only the fuel have to be payed on your own.“ Und für zwei Spiele wird man sogar im Oldtimer Mercedes W110 200D mit Jahrgang 1967 chauffiert.
Na wenn das kein Angebot ist! Startpreis der Auktion ist US$ 4000, jetzt heissts nur noch zuschlagen…
(via Lucky Luke’s)
Was da Michal Listkiewicz, einer der zwei Fifa-Beauftragten im Barragerückspiel zwischen der Türkei und der Schweiz, von sich gibt, stimmt mich ziemlich nachdenklich:
Bis zwei Uhr morgens war er im Stadion geblieben, um Informationen zu sammeln. «Während des Spiels war nichts passiert», sagte er, «aber danach ereigneten sich unvorstellbare Szenen. Vor allem was Emre, Alpay, Fatih Terim und Mehmet Özdilek boten, war kein sportliches Verhalten.»
Im Kabinengang beobachtete er weiter, wie Polizisten versucht hätten, die Schweizer zu schützen und gleichzeitig die Kameraleute am Filmen zu hindern. Danach ging er in die Kabine des Schiedsrichters, und was er da sah, habe ihm «noch mehr zu denken gegeben». Die Tür war aufgebrochen, die Schiedsrichter waren nicht anwesend, und später erfuhr er, wer die Tür eingetreten hatte: «Coach Terim und Goalie Volkan.»
Listkiewicz forderte «schwere Strafen» durch die Fifa und wagte auch eine Prognose. «Ich glaube, die in die Geschehnisse verwickelten Spieler und Trainer werden im Minimum ein, im Maximum zwei Jahre gesperrt.» Der Pole hat seinen Rapport inzwischen der Fifa übergeben.
(via Tages Anzeiger)
Nicht genug, dass man auf Fussballer eindrescht, offenbar wollte man auch auf die Schiedsrichter los!? Wurde die Türe tatsächlich eingetreten, zeigt das, welches enorme Gewaltpotenzial hinter den Angriffen nach dem Schlusspfiff steckte…