Die vergangenen Feiertage hatten es in sich: Für den Shopblogger, dem das Sozialgericht Bremen Namensanmassung vorwirft, und für den Werbeblogger, der vom Vater von Heidi Klum aufgefordert wird, den „gesetzlich geschützten Namen Heidi Klum“ aus der URL eines Posts zu entfernen.
Doch auch die beiden „Angreifer“ reiben sich wohl die Augen: Denn beide haben mit ihren (meiner Meinung nach unberechtigten) Forderungen nun so ziemlich das Gegenteil von ihrem ursprünglichen Willen erreicht. Auf einmal tummeln sich dutzende neuer Suchergebnisse auf Google zu den Themen. Robert hat dazu bereits erste Analysen gemacht, und zeigt seine Ergebnisse unter „Kopf-an-Kopf Rennen beim Keyword “Sozialgericht Bremen”“ sowie „Einsamer Spitzenreiter: “Heidi Klum” + Werbeblogger“ auf. Allerdings ändern sich die Ergebnisse ständig und es kommen immer mehr Einträge dazu.
Die beiden Fälle zeigen einmal mehr auf, dass viele Leute das Internet und/oder die Blogosphäre noch nicht wirklich verstanden haben. Solange kein klarer Rechtsverstoss erkennbar ist, wird das immer ein Echo nach sich ziehen, dass in den meisten Fällen in dieser Form nicht gewünscht war, und ein Image eher beschädigen als verbessern kann. Da gerade Blogs von Google mit ihren ständig aktualisierten Seiten nach wie vor ein wenig „bevorzugt“ behandelt werden, dauert es jeweils nicht lange, bis die Blogs auf Topplätzen in den Suchresultaten gelistet sind. Mit der zunehmenden Verbreitung erreichen die Fälle auch die „Mainstreammedien“ wie Golem oder werden in einem Eintrag bei Wikipedia vermerkt.
Und das war wohl kaum das Ziel des Sozialgerichts oder des Heidi Klum-Papa’s. Ein Schuss, der wohl nach hinten losging. Wie schreibt Plus Eins so schön: „Wie in jedem Großkonzern üblich laufen nun auch bei Blogger Inc. Deutschland Sofortmassnahmen an. Die Meldung über das Eintreffen dieses VIP-Mails verbreitet sich unter den Kollegen wie ein unkontrolliertes Lauffeuer.“
Und auch die rechtlichen Ansichten zum Thema kommen nicht zu kurz:
Rund um Weihnachten scheint es einigen Leuten an Beschäftigung zu mangeln und so widmet man sich in der sinnfreien Zeit einfach etwas intensiver dem Internet. Dass dabei nicht immer viel schlaues herauskommt, zeigte sich bereits beim Shopblogger, dem das Sozialgericht Bremen Namensanmassung vorwirft.
Doch damit nicht genug. Scheinbar hat auch der Vater von Heidi Klum ein bisschen zuviel Freizeit und dafür nicht sehr viel Ahnung vom Internet. Wie sonst ist es zu erklären, dass er den Werbeblogger auffordert, den Namen Heidi Klum aus der URL eines Posts zu entfernen, da dieser gesetzlich geschützt sei.
Oh Du schöne, schöne Weihnachtszeit…
Behörden sind eifrig, manchmal auch etwas übereifrig. Aber vielfach sind sie in Gebieten eifrig, die gar nicht zum eigentlichen Aufgabenbereich der Behörde gehören. So darf sich Björn, alias der Shopblogger, neuerdings mit dem Sozialgericht Bremen herumschlagen, die ihm den Tatbestand der Namensanmassung vorwerfen.
Und das alles nur, weil er am 27. Mai 2005 einen Post mit dem Titel „Sozialgericht Bremen“ schrieb (den Titel des Posts hat er unterdessen in „Volle Ladung“ geändert). Das Sozialgericht hat ihm nun einen Schreiben zukommen lassen und ihn mit folgender Begründung aufgefordert, die Namensanmassung zu unterlassen:
Eine Namensanmaßung im Sinne von § 12 BGB liegt vor, wenn der Verletzer diesen Namen unbefugt gebraucht und dadurch schutzwürdige Interessen des Berechtigten verletzt.
Eine Verletzung solcher schutzwürdigen Interessen ist gegeben, wenn durch die unbefugte Namensverwendung eine Zuordnungsverwirrung entsteht (vgl. Urteil des LGH Hannover vom 12.09.2001 – 7 O 349/01). Eine solche Zuordnungsverltzung liegt vor, da, wenn man unter Google den Namen „Sozialgericht Bremen“ eingibt, Ihre Internetadresse unter den ersten zehn Treffern erscheint. Es wird suggeriert, dass es sich um eine offizielle Seite des Sozialgericht Bremen handelt. Da erst die Überschrift erscheint und dann die Seite aufgebaut wird, bleibt dieser Eindruck zunächst bestehen.
Noch lustiger wird die Sache, wenn man weiss, dass es im zitierten Urteil des LGH Hannovers darum ging, „dass eine Privatperson sich die Domain eines Ministeriums reserviert und benutzt hat, dazu noch ohne konkret die möglichen Besucher der Site darauf hinzuweisen, das sie nicht beim entsprechenden Ministerium gelandet sind.“
Was nun aber das Vergehen von Björn mit dem genannten Urteil zu tun hat, bleibt mehr als schleierhaft.
Das wär ja noch schöner, wenn man einfach jeden verklagen kann, der in den ersten zehn Suchresultaten in Google auftaucht. Da hätte auch ich auf einmal einiges an Arbeit und Daniel Boos, Tempa, der Amtsleiter und viele mehr hätten auf einmal mit Post von meinem Anwalt zu rechnen. Namensanmassung, jawoll! 😉
Alles fing so harmlos an: Der Shopblogger bloggte und bloggte, bis eines Tages anstatt des Blogs nur noch der Aufruf für ein Sicherheitszertifikat erschien. Was war passiert?
Das wollte Björn auch wissen und lieferte sich eine kleine eMail-Schlacht mit seinem Hoster Manitu. Allerdings war dieser nicht wirklich gesprächig, denn seine Antworten fielen ziemlich dürftig aus. Auf die Frage des Shopblogger wer und was hinter dem Problem stecke, meinte der grosse Manitu lapidar:
Ihre Seite, Ihre Besucher.
Mehr können wir nicht sagen.
Schlussendlich erhielt Björn sogar noch ein eMail, in welchem man ihm den Umzug nahelegte:
Bitte überlegen Sie sich, ob Sie die Seite nicht besser wegziehen, so hat das keinen Sinn!
Hää? Wahrlich ein PR-Gau erster Güte!
Doch nun gehts erst richtig los. Kaum zum Hoster Domain)Factory gewechselt, hat dieser auch Kapazitätsprobleme und will die Seite auf einen anderen Server legen. Aber immerhin, hier reagiert man proaktiv und informiert den Kunden über das weitere Vorgehen. Wohl kein Vergleich mit der Art von Manitu, einfach mal den Server zu blockieren und zu warten…
Daraus ist eine grosse Diskussion in den Kommentaren beim Shopblogger entstanden, sogar der Geschäftsführer von Manitu mischt mit und bietet neuerdings für eine Rückkehr auf seine Server ein Sponsoring der Shopblogger-Seiten an, was Björn jedoch geflissentlich ablehnt.
Köstliches Hoster-Bashing mit wahrem Kern.