Ist ein Blogger-Kodex notwendig?
Eine Untersuchung der Anwaltskanzlei DLA Piper hat ergeben, dass 46 Prozent der befragten britischen Webnutzer einen freiwilligen Verhaltenskodex für Blogger und Online-Kommentatoren begrüssen würden. Laut der Mitteilung von pressetext sollen die Regeln dabei vor allem auf die geltende Gesetzeslage in Bezug auf Diffamierung, geistige Eigentumsrechte und Anstiftung zu einem Verbrechen eingehen. Unter Bloggern sei ein solcher Kodex allerdings umstritten, wie der Untersuchung zu entnehmen ist: 34 Prozent der Blogger lehnen solche Pläne vehement ab, während 32 Prozent sich für eine Umsetzung aussprechen würden.
Allerdings stellt sich die Frage, ob eine solcher Kodex wirklich notwendig ist, schliesslich bewegen sich Blogger hierzulande keineswegs in rechtsfreiem Raum. Dies stellt auch Dennis Breuer von der IT Recht Kanzlei fest:
Grundsätzlich stehen Blogger in Deutschland in einer ähnlichen rechtlichen Verantwortung wie die klassische Presse, da es in beiden Fällen in der Regel um die Veröffentlichung von Meinungen und Berichten geht. […] Blogs werden als Informationsquelle zunehmend ernst und entsprechend auch in die Verantwortung genommen. Jeder, der in einem Blog Meinungen und Beiträge veröffentlicht, sollte sich dessen bewusst sein. Mit einem so entwickelten rechtlichem Gespür lassen sich dann viele potenzielle Konflikte vermeiden.
Ein Kodex wird also sicherlich nichts direkt ändern. Wer sich nicht an Regeln halten will, tut das auch bei einem vorhandenen Kodex nicht. Allerdings könnte ein solcher zumindest mithelfen, das Bewusstsein der Blogger zu schärfen, dass sie für ihre Veröffentlichungen verantwortlich sind. Dazu gehört nicht nur, keine Unwahrheiten zu verbreiten, sondern auch Urheberrechte (sei es nun für Text, Bild oder Video) zu beachten. Ansonsten kann aus dem vermeintlich spassigen Hobby bald einmal ein teurer Appetitverderber werden.
Mit Fair Blogging gibt es auch in der Schweiz einen solchen Codex, dem sich Blogger freiwillig unterstellen können. Ich meinerseits gehe in meinem Verständnis sogar noch etwas weiter und halte mich, so gut es geht, an den Journalistenkodex des Schweizer Presserat, der doch um einiges ausführlicher gestaltet ist…