Seit einigen Tagen treibt ein Edi Manser sein Unwesen im Internet und gibt vor, vor kurzem den Lotto-Jackpot geknackt zu haben. Und weil er sich nun den Traum einer längeren Südamerika-Reise erfüllen will, möchte er seinen VW Golf, sein Thömus-Rennvelo, seinen Sony Bravia LCD-Fernseher und den Honda-Roller verschenken. Verpackt ist das ganze in eine wunderschöne Homepage aus dem vorherigen Jahrhundert.
Doch: Gibt es diesen Edi Manser wirklich? Hat er wirklich im Lotto gewonnen und präsentiert sich damit derart öffentlich? Ich forsche also nach. Als Inhaber der Domain edimanser.ch ist ein gewisser Eduard Manser an der Effingerstrasse in Bern eingetragen. Aber an der Effingerstrasse gibt es, wie zu erwarten, keinen Edi Manser. Dafür finden sich Telefonbucheinträge einer gewissen Calmy, Micheline (-Rey), dem Bund Schweizer Baptistengemeinden oder haufenweise (Zahn-) Ärzte. Doch die haben wohl alle wenig mit Edi und seinem Lottogewinn zu tun.
Interessanter wirds, wenn man sich den Domaineintrag bei Switch genauer ansieht. Als technischer Kontakt ist dort nämlich die Zürcher Online-Marketingagentur atfront eingetragen. Und bereits auf der Startseite wird eine Kampagne von Swiss Lotto als „work in progress“ genannt. Grund genug also, bei atfront nachzufragen. Doch Daniel Landolt, Partner bei atfront, winkt ab. Er habe keine Ahnung, wer Manser sei und wisse auch nichts von einem Auftrag seiner Agentur.
Dann vielleicht bei contexta nachfragen, die bei Werbekampagnen für Swiss Lotto auch auf die Dienste von atfront zurückgreift. Doch auch dort Fehlanzeige. Der für Swiss Lotto zuständige „Berater“ will nicht mit mir reden, lässt er mir ausrichten. Man spreche nicht über die Kampagnen ihrer Auftraggeber.
Bleibt Swisslos, als Veranstalterin von Swiss Lotto. Doch auch Mediensprecher Willy Mesmer will keinen Zusammenhang zwischen Swisslos und Edi Manser sehen. Er habe zwar von Manser gehört, mehr könne er dazu aber nicht sagen.
Nach all den Telefonaten ist klar, dass Edi Manser nicht der Lottogewinner ist, der er vorgibt. Die Zusammenarbeit mit atfront lässt vielmehr darauf schliessen, dass da was virales im Anmarsch ist, zu dem aber (verständlicherweise) noch keiner was sagen will. Darauf deutet auch Mansers Video hin, dass zwar amateurhaft aussieht, aber dennoch zu gut ist (zum Beispiel die Tonqualität).
Na dann: Willkommen Edi Manser als neuer Werbeträger für Swiss Lotto!
und im quellcode hat es noch einen komischen eintrag.
langsam nerven diese „tollen und modernen“ viralen kampagnen….
was ist schlimm daran, wenn die werbenden statt 96 Prospekte pro Jahr einfach mal was verschenken? Keine Ahnung ob er echt ist. Aber ein Auto nehme ich auch, wenn es viralgekampagnet ist.
Man könnte noch die text auf der Homepage analysieren ob vielleicht eine Seite von jemand anders geschrieben wurde.
Was sind die AGB der Switch bei absichtlichen Falschangaben zum C-Administrator? Kann die Domain dann gelöscht werden oder gibt’s eine Konventionalstrafe?
Auf dem Geschenkeformular Edis Home Page ist kein Hinweis zu den Spielregeln dieses „Wettbewerbs“, zum Rechtsweg und so weiter.
Sollte sich die Seite als virale Werbung irgend einer Firma entpuppen, könnte das rechtlich problematisch werden, oder?
Zumal ja da Adressen gesammelt werden mit Bezug zu den Vorlieben der Teilnehmer innerhalb typischer Marktsegmente (Fahrzeuge, Outdoor-Hobby, Heimelektronik).
Auf Directories gibt jedenfalls keinen Eduard Manser oder Edi Manser. Der Typ im Video sieht aber irgendwie nicht nach dem Schlag Mensch aus, der nicht im Telefonbuch zu finden ist….
Vielleicht wohnt er noch bei seiner Mutter und hat deswegen keinen eigenen Telefonanschluss/-eintrag?
Nun, wen’s Interessiert… Google gibt sogar die Natel-Nummer preis..
http://www.piazza.ch/inserat/15458781/vw_golf_v_diesel.html
Am Ende vom Film lauft er zur Kamera um diese auszuschalten… allerdings mit den Händen im Hosensack!?
Und das Hemd ist zu gebügelt um echt zu sein. Ich will einfach an die Authentizität glauben, ganz einfach weil es besser ist als mit Maschinengewehr auf Bushaltestellen zu schiessen oder nach Lybien zu reisen um mit Freizeit-terroristen Frieden zu schliessen…
Also allein die Tatsache, dass sich jemand hinstellt und bekannt gibt ein Lottomillionär zu sein müsste ja schon hellhörig werden lassen.
Wer outet sich da schon derart auf die Gefahr hin von 1000 Finanzberateren etc. als Kunde ins Auge gefasst zu werden.
Ich hätte ja zuerst wieder mal auf eines der unzähligen Spaßvideos bei YouTube getippt aber da hier ja die Adresse zu atfront zurückverfolgt wurde fragt man sich schon was damit bezweckt wird und ob es wirklich nur eine neue Masche von Swiss Lotto ist.
Edi Manser hat bis gestern sein Auto auch auf Ricardo angeboten. Bei Ricardo gibts Edi Manser seit 2001.
Sein letzter getätigter Verkauf:
http://auto.ricardo.ch/kaufen/fahrzeugzubehoer/motorradzubehoer/ducati/remus-ducati-perfomance-carbon-schalldaempfer-fuer-monster/v/an578102384/
Irgendwie kann ich mir Edi auf dieser Maschine nicht vorstellen.
der kerl hat ein toupet an. ist zumindest mein bauchgefühl. zudem sieht er zu untrainiert aus für sein rennvelo. zudem ist der tv sowie die einrichtung nicht sein stil. er sieht eher nach bergigem holzchalet mit rustikaler einrichtung aus =)
@bobsmile: genau dasselbe frage ich mich auch. wenn es wirklich eine art wettbewerb fehlen jegliche rechtlich notwendigen infos/hinweise.
sollte es sich wirklich als marketingkampagne heruasstellen nimmt es mich auch sehr wunder was mit den adressen passiert, da diese ja unter vorgetäuschten tatsachen gesammelt wurden….
ich müsste mal meine „kontakte“ bei dem mobilfunkanbieter anrufen, weil in den inseraten wird immer wieder die gleiche nummer angegeben. so hätte ich schnell einen namen (da natelnummern ja auf jeden fall registriert sind, inkl. ausweisdaten). wäre eine veröffentlichung dieser daten rechtswidrig? 😉
@dondomi schon die Anfrage bei deinem Kontakt dürfte eine Aufforderung zur Straftat sein. Von den firmeninternen Regeln mal ganz zu schweigen.
Ist es eine Werbeaktion? Mein Bauchgefühl sagt mir ja. Andererseits gibt es auch Details die doch verwundern …
Wie bereits von Lotti angeführt ist Edi Manser seit 2001 bei Ricardo registriert. So hat er etwa einen Auspuff verkauft. Siehe hier: http://auto.ricardo.ch/kaufen/fahrzeugzubehoer/motorradzubehoer/ducati/remus-ducati-perfomance-carbon-schalldaempfer-fuer-monster/v/an578102384/ mit der Bemerkung, der Auspuff könne beim ihm angeschaut werden.
Zudem gibt es Kommentare aus den letzten Jahren …
Alles vielleicht doch kein Fake, steckt etwa Ricardo dahinter, oder hat die Werbeagentur ihre Hausaufgaben wirklich gemacht? Ich bin selbst ein bisschen ratlos …
@mario: der Benutzername auf Ricardo kann all 30 Tage geändert werden. Ein Symbol vor dem Namen zeigt an ob die gemacht wurde. Ist in diesem Fall so.
Edi ist übrigens vom Glück gesegnet: Hier hat er ein gewonnenes iphone verkauft:
http://www.ricardo.ch/kaufen/handy-festnetz-funk/handys-ohne-sim-lock/apple-iphone/iphone-3g/neues-iphone-3g-ohne-vertrag-8gb-schwarz-1-jahr-garantie/v/an573836618/
hat schon jemand versucht bei dieser Natelnummer anzurufen?
Die Handynummer des Angeblichen *edi manser* ist auf einen Michel Sulser in BERN Registriert
@anathopia: Das passt zu contexta. Michel Sulser ist Planer Marketingkommunikation bei der contexta in Bern…
und dieser michel sulser arbeitet bei der werbeagentur contexta ….
Vielleicht hat sich Manser ja beraten lassen und die machen einen viralen Gag daraus? Ich glaube der Typ ansich ist echt.
@ Lotti
Habe ich nicht gewusst. Nur das der Benutzername frühere mal Edimanser hiess, steht da geschrieben,
Folglich hätte man einfach das Konto von jemandem nehmen können und umbenennen.
Fand es ja auch komisch, dass jemand sein Auto das er zu verschenken hat, auf x-verschiedenen Plattformen ausschreibt. Wenn er die Dinge verschenken will, frage ich, hat der keine Freunde und Familie?
Wobei ich mich frage, ob der virale Gag nicht lustiger war als jetzt die Spassbremse: http://www.persoenlich.com/news/show_news.cfm?newsid=83856
Eure Meinungen dazu sind sehr interessant, muss ich ehrlich sagen.
Aber zudem fällt noch etwas anderes auf… Google Analytics im Footer?
Ich bezweifle, dass ein älterer Herr sich mit Google Analytics befasst.
Aber in der heutigen Zeit muss man sich effektiv etwas ungewöhnliches einfallen lassen, damit die Werbung überhaupt noch beachtet wird.
Sollte dann wirklich jemand eines der angeblichen „Geschenke“ erhalten, dann viel Vergnügen damit… Allerdings ist auch auf die Besucherzahl zu achten, welche ja angeblich bei über 7000 liegt, worunter sicherlich mind. 50% nun für ein Geschenk eingetragen sind… Zu hoffen auf ein solches Geschenk wäre in dieser Hinsicht wiederum wie beim Lotto. 😉
Der Code ist generell sehr interessant. Z.B. auch das er für die Einstellung des Designs eine CSS-Datei verwendet. Bei einem einfachen HTML-Editor werden die Schriftgrösse, -farbe, etc. meist gleich im Text festgelegt.
Allerdings gibt es die Möglichkeit auf Googel Internetseiten anzulegen. Das würde die Integration von Google Analytics vielleicht erklären. Müsste mal nach recherchieren …
einfach eine klasse marketingidee.
@mario: Interessant auch das HTML-Formular: http://www.edimanser.ch/vielendank.html
Wie ich das sehe, wird gar kein Email gesendet, die Daten landen also nirgendwo.
Toll auch, dass Edi Manser als scheinbar absoluter Anfänger Google Analytics kennt und auch noch richtig einbindet?
@Silvan
Das E-Mail wird von http://www.edimanser.ch/formular.html verschickt. Dabei kommt ein serverseitiges CGI-Script oder PHP (siehe method=“post“) zum Einsatz. Soweit alles richtig …
Die Seite wurde übrigens in Dreamweaver erstellt. Ein Steinchen mehr, dass eher für eine professionelle Firma spricht …
Dreamweaver und professionell… naja. Aber es kann sich heut ja eh jeder 15-jährige ein Raubkopie davon ziehen.
Immerhin dürfte es der Standard bei den Webeditoren sein (über die Qualität will ich mir hier nicht äussern). Ich selbst setzte auch lieber auf ein anständiges CMS … Raubkopien stimmt natürlich auch. Aber Edi sieht nicht nach einem Raubkopierer aus 🙂 Oder ein Wolf im Schafpelz?
Das Erfinden von irgendwelchen irrealen Personen ist ein Klassiker in der Werbebranche. Ich persönlich finde es zwar auch immer wieder irritierend, wie viele Leute auf sowas reinfallen aber wenn man bedenkt, dass selbst bei TV-Telefon-Quizzes im Stil von „Wie viel ist 1+1? a) 2 b) 2000“ noch genug Leute anrufen um die Kasse zum Klingeln zu bringen, hat das alles Hand und Fuß – leider 😉
PS: Professionelle Webentwicklung findet definitiv außerhalb von WYSIWYG-Editoren statt.
Wird uns Edi Manser von den unsäglich doofen Swiss Lotto Werbespots erlösen?
Absolut fragwürdig einen Namen „Manser“ für eine Werbeaktiom zu missbrauchen!! Wer erinnert sich noch an Bruno Manser??? Absicht?? R.I.P.
Kommerz steht wiedermal im Vordergrund. Hauptsache Aufmerksamkeit!!! Wieder einmal eine schlechte Kampagne von Swisslotto. Was nun das eigentlich moralisch Verwerfliche daran ist, ist das man Überzeugt davon ist, das kein Mensch so nett sein kann, dass man nicht an das Angebot glaubt. Den Leuten vorzugaukeln, dass Edi wirklich ein so netter Typ ist und sein Glück mit der Gemeinschaft teilen will, spielt mit dem Glauben der Menschen an das Gute. Wenn die Aktion aber aufgelöst wird, sprich der Hype im Netz genug gross ist, ist man in seinem anfäglichen Denken bestätigt, dass niemand so nett sein kann. Das nächste mal wenn also Jemand einfach so Gutes tut, sucht man den Haken um so mehr. Also eine moralisch verwerfliche Werbeaktion. Einfach nur schlecht.
Mein Nachbar heisst übrigens Osterwalder. Wie kann der auch nur einen solchen Namen tragen….
Also wenn man wirklich ganz fest sucht, findet man allem was man macht etwas Negatives. So eine Schweinerei! Die Migros gibt 50% auf Cervelats und gaukelt mir vor sie lege quasi noch drauf. Skandalöse Irreführung! Und was fällt der Schweizer Illustrierten eigentlich ein 38 Seiten Werbung zu platzieren! Bei 106 Seiten Heftli.
Und wo ich das schreibe, blinkt mir eine World Vision Werbung auf diesem Blog entgegen. Wisst ihr eigentlich, was die mit dem Geld machen, das man zahlt!? Na. Ich suche nur noch Haken hier, ich sags euch 🙂
Spassbremsen.
GEWINNEN:GEWINNEN:GEWINNEN
mann sollte all die verurteilen.hastu gratis oder etwas zu verschenken – angegeben dan sollte jemand die kontrollieren und die ware wirklich verschenken.
mann kann sich kaum retten von denen die etwas zu verschenken haben.quasi.
Menschen sollte schon lange eigentlich klar sein das niemand etwas einfach so jemandem schenkt.
Es handelt sich offensichtlich um eine virale Kampagne für Euro Millions und ev. auch Bali Dream Tours (siehe noch „leerer“ Link im Source Code von Edis Webseite). Die Fotos und Videos sind wirklich zu professionell gemacht (Ausleuchtung, Farbraum, Aufnahmewinkel/Perspektive, Tonqualität, etc.), als dass dies alles von einem Hinterwäldler-Amateur erstellt worden wäre.
Und zudem kommt mir das Gesicht dieses Edi irgendwie vom TV bekannt vor … ich weiss bloss nicht woher genau. Trotz aller negativer Kritik ist mir diese Werbeaktion irgendwie sympathisch 🙂
Falls die über das Formular gesammelten Daten wirklich irgendwie kommerziell verwendet würden, wäre dies übrigens klar illegal.
Hehe ich bin Euch voraus, ich kenne „Edi“…..
Netter begabter Typ !! Viel Spass beim weiterrätseln!
Gemäss persoenlich.com wurde die „Aktion“ und Hintergründe von Edi Manser nun aufgelöst.
Spannend finde ich, dass die Contexta und Swisslos die Kampagne als Erfolg sehen. Nehmen wir an, dass sich die Kosten auf gesamthaft CHF 100’000.00 belaufen haben, wurden pro Interessent bzw. E-Mailadresse knapp 5 Franken „bezahlt“. Und die Kosten waren ja sicher höher …
Vielleicht geht es mehr um die „Qualität“ der Kontakte, nicht um die „Quantität“.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die meisten Lottospieler vom Alter her nicht unbedingt im Internet unterwegs sind und dass man jetzt mal wieder ein paar Junge erreicht hat… Was ja anscheinend auch das Ziel war.