
Jahrelang war ich Abonnent und erfreute mich an den Sonntagen den mal besseren, mal schlechteren Nachrichten in Deinem Blatt. Nach einer Abo-Pause habe ich es nun erneut mit Dir probiert, aber wie es scheint, willst Du nichts mehr von mir wissen. Fürchtest Du Dich vor mir, weil ich ein Onliner bin? Dabei habe ich doch mit meiner Schnupper-Abo-Bestellung gezeigt, dass ich Dir nicht grundsätzlich abgeneigt bin. Und auch was Deine Schüchternheit betrifft, im Briefkasten auf mich zu warten, hatte ich lange Geduld. Aber nun ist mein Geduldsfaden endgültig gerissen.
Erinnerst Du Dich an Mitte November letzten Jahres, als ich Dich mit meiner Abo-Bestellung einlud, in Zukunft jeden Sonntag bei mir im Briefkasten zu liegen? Zweimal hast Du Dich daraufhin getraut und lagst druckfrisch für mich bereit. Die zwei darauffolgenden Sonntage jedoch fand ich Dich nicht im Briefkasten. Wo warst Du bloss? Ich wollte Dich nicht verlieren und meldete Deine Absenz per eMail dem Abo-Service, der aber nicht auf meine Nachricht reagierte. Einen Sonntag später hattest Du ein Einsehen mit mir und lagst, erneut druckfrisch im Briefkasten, aber nur, um am darauffolgenden Sonntag wieder mit Absenz zu glänzen.
Der Mann beim Abo-Dienst, den ich nach Deinem Verschwinden benachrichtigte, war denn auch erstaunt, dass Du mich, trotz meines eMails, nicht mehr weiter sehen willst und versprach, das an „höhere Stellen“ weiterzuleiten. Allerdings nutzte das auch nichts. Du bliebst seither Sonntag für Sonntag verschollen, so dass ich mich bereits damit abgefunden hatte.
Letzte Woche dann aber ein Lebenszeichen von Deinem Verlag. Da wagte doch tatsächlich ein Verkäufer einen Anruf, weil das Probe-Abo abläuft und er mir gerne ein Jahres-Abo mit Dir verkaufen wollte. Ein Jahres-Abo des Verschwindens, oder wie? Immerhin, der Verkäufer gelobte sofortige Besserung und Verlängerung des Probe-Abos um die nicht erhaltenen Ausgaben.
Und so war ich heute morgen voller Vorfreude auf Dich und wagte den Gang zum Briefkasten. Allerdings nur um festzustellen, dass Du mich erneut verarscht hast, liebe SonntagsZeitung. Da ist weit und breit keine Spur von Dir.
Darum: Danke, liebe SonntagsZeitung, es war eine schöne Zeit mit Dir. Aber wie es scheint, ist die Ära der Printzeitung endgültig vorbei. Zumindest bei Dir, da Du Dich ja nicht mehr blicken lassen willst. Nun denn, ich wünsch‘ Dir alles Gute für die Zukunft! Aber vergiss nicht: Die Rechnung für das Probe-Abo kannst Du Dir ans Bein streichen! Wehe, da kommt eine Zahlungserinnerung…
Irgend ein Mitbewerber, der gerne die freigewordene Lücke füllen will? Ich schau gern nächsten Sonntag in den Briefkasten…
Dass die Post durch moderne Kommunikationsarten wie zum Beispiel eMail immer mehr bedrängt wird und sich somit neue Geschäftsfelder suchen muss, ist klar. Die neuste Idee „PostButler“ lässt in mir aber den Verdacht aufkommen, dass man sich aus Verzweiflung schon fast an jedem Strohhalm festhält.
PostButler erlaubt es, während einer Abwesenheit die erhaltene Briefpost scannen zu lassen, anstelle der sonst üblichen Weiterleitung oder Deponierung auf der Poststelle. Das klingt auf den ersten Blick gar nicht so schlecht, doch bei genauerem Hinsehen stellen sich durchaus einige Fragen, die Daniel Ebneter treffend zusammengestellt hat:
- Privacy und Security: Irgendwie kann ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass meine Briefpost in irgendeinem Verteilzentrum von einer wildfremden Person geöffnet und gescannt wird. Der Email-Versand ist auch nicht gerade Vertrauen erweckend.
- Der Zeitverzug: Gegenüber der Zustellung im eigenen Briefkasten verliert man bis zu zwei Tage (die Scans erhält man spätestens um 1800 am Folgetag).
- Die Einschränkungen: Dokumente über 5 Seiten, aber auch Einschreiben und weitere offizielle Dokumente wie zB Zahlungsbefehle werden nicht weitergeleitet. Obwohl gerade diese Dokumente in der Regel dringend sind…
- Die Kosten: Pauschal CHF 90 für 14 Tage oder CHF 162 pro vier Wochen sind kein Pappenstiel, gerade wenn keine allzu grosse Briefflut zu erwarten ist.
Kommt dazu, dass es vielleicht ganz angenehm ist, in den Ferien auch von Rechnungen und sonstigen Müll etwas Distanz zu haben…
Drum sei immer zu Hause, wenn der Postmann zweimal klingelt:
Hinzu kam, daß mein Paket nicht bei einem Nachbarn im Hause, sondern in einem nicht empfangsbevollmächtigten Sexshop in der Nähe abgegeben wurde. Ich suche solche Geschäfte gewöhnlich nicht auf und bin mehr als ungehalten, daß DHL mich dazu zwingt, damit ich dort selbst meine Ware in Empfang nehmen kann, für deren Zustellung an mich ein mehr als stattliches Entgelt entrichtet wurde.
Ich empfand es als entwürdigend, morgens um 9:00 vor der Tür eines solchen Ladens warten zu müssen, um ihn dann mit einem großen Paket unter dem Arm wieder zu verlassen.
weiterlesen: Ich bin prüde
(via law blog)

In der Schweiz sind laut der Stiftung für Konsumentenschutz 39% der Briefkästen mit einem „Bitte keine Werbung“-Kleber versehen, und so darf in diese Briefkästen keine unadressierte Werbung zugestellt werden. Den Werbern ist eine solch‘ hohe Anzahl natürlich ein Dorn im Auge und auch die Post möchte offenbar durch das Verteilen von unadressierter Werbung mehr Geld verdienen:
Deshalb verschickte sie in einem Testlauf 10’000 Briefe an Kunden in Basel-Stadt. Das Angebot: Ein Fachmann entferne den „Stopp-Werbung“-Kleber „kostenlos und schonend“. […]
Mit dem Brief sollte eruiert werden, wie gross die Bereitschaft der Kundschaft ist, sich wieder Prospekte und anderes Werbematerial zusenden zu lassen. In einer zweiten Phase wird der Brief an 60’000 Haushalte in der Nordwestschweiz verschickt, bei guter Resonanz soll sie schweizweit durchgeführt werden.
(Quelle: persoenlich.com)
Haha, ein Fachmann entfernt den Kleber? Mich würde ja interessieren, wieviel die Post für den „Kleber Entfernungsfachmann“ locker machen muss. Aber alle, die sich für das Aufbieten des Fachmanns entscheiden, seien gewarnt: Die Menge an unadressierter Werbung ist exorbitant, wie ich schon Ende letzten Jahres in meinem Post „Werbeflut“ feststellte.
Eine findige Werbeagentur nimmt das Ganze nun zum Anlass, einen eigenen Aufkleber unter die Leute zu bringen: „Stop! Bitte nur gute Werbung“, heisst es da. Allerdings ist das wohl ein Schuss ins eigene Knie, denn meine bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich praktisch nie eine „gute“ Werbung im Briefkasten befindet. Insofern sollte man vielleicht erst an der Werbung „feilen“, bevor man solche Kleber verteilt.
(via Fundraising-Journal)