Nur knapp 3 Jahre nachdem BMW den Schweizer Formel 1-Rennstall Sauber-Petronas gekauft hat, heisst es erneut Goodbye. Hier in Hinwil gab es zwar schon länger Gerüchte, wonach BMW zumindest den Standort Hinwil aufgeben könnte. Dass dahinter aber gleich der Rückzug aus dem ganzen Formel 1-Zirkus stand, hätte bis heute morgen wohl niemand gedacht.
In Zeiten wo die halbe Welt von Finanzkrise und Nachhaltigkeit spricht, ist das zwar eine nachvollziehbare Entscheidung, und trotzdem glaube ich nicht so recht an die Statements, die an der heutigen Pressekonferenz gemacht wurden. Im Motorsport will man nämlich sehr wohl bleiben – unter anderem im Tourenwagensport, mit der Formel BMW sowie „BMW Engagements in der American Le Mans Series ALMS, bei Langstreckenrennen sowie im Kundensport“, heisst es in einer Mitteilung. Natürlich wird der Rückzug auch mit Geld zu tun haben, die Formel 1 verschlingt schliesslich Unmengen von Geld. Aber das Team von BMW Sauber gehörte auch zu denjenigen, die die geplanten Budgetlimits bis zum Schluss bekämpften. Vielleicht braucht man das Geld aber auch ganz einfach, um sich weiter in juristischen Scharmützeln beim Americas Cup zwischen BMW Oracle und Alinghi zu messen
Aber was auch immer die (wahren) Gründe für den Rückzug sind, unklar bleibt, was mit der von Peter Sauber aufgebauten High-Tech-Fabrik und mit den rund 430 Angestellten hier in Hinwil passiert. Zeit, darüber nachzudenken, hatte man in München bisher nicht, denn man habe die Entscheidung erst gestern gefällt, heisst es im offiziellen Statement. Erste Ideen, dass Peter Sauber, der immer noch 20 Prozent an BMW Sauber besitzt, das Team wieder übernehmen könnte, sind mir zwar sehr sympathisch. Allerdings glaube ich kaum, dass es dazu kommen wird. Viel eher wird man wohl damit rechnen können, dass die „Formel 1-Fabrik“ hier in Hinwil wohl schon bald nur noch vom Glanz ihrer früheren Zeiten leben muss. Schade…
Peter Sauber soll „Sauber“ wieder zurückkaufen! Aber natürlich in der jetzigen Zeit unrealistisch. Leider. Vielleicht ist die Zeit für die ganze Formel-1 einfach vorbei.
Es ist wirklich schade, findet eine (in diesem Bereich doch sehr seltene) Schweizer Erfolgsstory ein trauriges Ende. Was aber die Leistung und den Enthusiasmus von Peter Sauber und seinen Mitstreitern in keiner Weise schmälert. Im Gegenteil …
Die Begründung von BMW („Nachhaltigkeit“) ist Blabla: eine Firma, die ein perverses Auto wie den X6 (mach ein massiv überdimensioniertes Auto und schneide es auf Coupé-Format zusammen) auf den Markt bringt, hätte noch zwei, drei andere Möglichkeiten, Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein unter Beweis zu stellen.
Schade, vielleicht kriegt er das Team von BMWeh auch einfach überlassen? Aber in Hinwil steht doch auch ein moderner Windkanal, wenn ich mich richtig erinnere, damit müsste sich doch was machen lassen?
F1 – Ein Sterben in Raten?
Warscheinlich nicht, aber immer wieder neue Regelungen, Querelen zwischen FIA und Fota und Abspaltungsgelüste von etablierten Teams erzeugen halt ein sehr unsicheres Pflaster für weitere Investitionen in diesen Teil des Motorsports.
Ein grosser Motorenlieferant geht und macht Platz für kleinere Ställe.
Die F1 wird weiterleben, nur sieht sie 2010 halt wieder anders aus.
Aber das ist eigentlich scheiss egal. Darum geht es hier ja gar nicht. Der Focus steht auf dem Werk Hinwil und den 430! Angestellten. Das sind Menschen mit Familien, mit Verpflichtungen, mit Herzblut. Die stehen womöglich in ein paar Monaten auf der Strasse. Ich habe hier noch kein Wort über einen Sozialplan gehört, etwas, was zu einem „anständigen“ Ausstieg einfach gehört. Da macht man sich einfach vorher Gedanken, verdammt nochmal.
Aber man kann die aktuelle „Weltwirtschaftskrise“, – in der Banken schon wieder fleissig Gewinne einfahren -, auch prima missbrauchen, um Kahlschläge zu rechtfertigen! Tamedia lässt grüssen!
Ich habe im Moment so eine Wut im Bauch. Immer werden Krisen auf dem kleinen Mann/Frau ausgetragen.
Hochachtung vor Peter Sauber, aber ich glaube nicht an einen neuen Rennstall unter seiner Leitung, die Lampen stehen wohl auf Rot, jedenfalls für 2010.
ich kann die begründung von bmw gut nachvollziehen, halte sie sogar für wegweisend und behaupte hier, dass demnächst andere hersteller folgen werden. mit der f1 streicht bmw ganz einfach den exzessiven und für viele menschen einen eher unapetitlichen teil seines motorsportpackets. in zeiten wie diesen kann es der gemeine autofahrer nicht mehr nachvollziehen, dass eine serbelnde industrie solche unsummen für etwas ausgibt, was bestenfalls 10-20% ihrer kunden überhaupt interessiert.
insofern passt die streichung dieser millionenschluckenden f1-abteilung durchaus zur begründung. den chefs in münchen ist es wohl klar geworden, dass diese immensen ausgaben auf die dauer nicht mehr zu rekapitalisieren sind, weil die mobilität sich in eine komplett andere richtung weiterentwickeln wird.
man kann diese immensen geldflüsse also auch nicht mehr mit entwicklung rechtfertigen, die implementierung der erkenntnisse aus der f1 in den gemeinen personenwagen war schon immer marginal.
um die angestellten von sauber braucht man sich wohl keine all zu grossen sorgen zu machen. alles spezialisten vom feinsten, die von irgendwoher nach hinwil geholt wurden. sie werden irgendwohin weiterziehen, falls das werk dicht geht.
für hinwil ist das natürlich schlecht, aber vermutlich der lauf der dinge. die dampfmaschine wurde auch mal von benzinmotor abgelöst und das hat auch haufenweise arbeitsplätze gekostet. ein paar jahrzehnte davor wurden die rheinschiffer von den dampfschiffen vom markt geputzt. das ist der lauf der dinge.
kurz und gut: die f1 wird es in zwei jahren mit diesen gigntischen budgets nicht mehr geben. falls renault und toyota auch noch kurzfristig aussteigen, ist der mist wohl schon früher g’charlet. tönt dramatisch, ich weiss. aber vor zwei jahren konnte sich auch noch keiner vorstellen, was mit der ubs in diesen tagen abgeht. und wie wir alle in der wirtschaftsbresse täglich nachlesen können, wird der katzenjammer nach den sommerferien und im herbst noch eine zündstufe zulegen.
so geht das.
toll war ja nach bekanntwerden des rückzuges von bmw die jammerei des gemeindepräsidenten von sauberland. er fürchtet um das image seiner gemeinde wenn sauber nicht mehr im f1-zirkus ist.
Ja, ja, man sollte nie aus dem Bauch herraus bloggen, das trübt den Blick fürs Wesentliche. Heute ist meine Wut (, die eigentlich mehr andere Protagonisten der Weltwirtschaftskrise gilt) etwas verraucht.
@bugsierer
Das meiste kann ich unterschreiben. Aber wenn der Rennzirkus schrumpft, bleibt auch für „alle Spezialisten vom Finsten“ nicht mehr soviel mögliche Arbeitsplätze.
Zitat Elmar Brümmer in der Frankfurter Rundschau:
Aber es stimmt schon, Umdenken, Umbrüche, Veränderungen erfordert meistens auch Opfer. Die nächsten Monate werden zeigen, ob es BMW nicht nur ums gespahrte Geld geht, sondern dass sie sich auch an das Umdenken zu mehr „Nachhaltigkeit“ und den für September geplanten Sozialplan erinnern.
Damit sich der Lauf der Dinge auch wirklich „Sauber“ abspielt. 😉
Komisch, gestern habe ich hier einen Kommentar eingestellt und ihn auch gesehen. Heute ist er weg. Zensur? Wenn ja, warum? Wenn nein, öhm!
Hier noch mal in Kurzform: Sehe das ganze inzwischen auch etwas differenzierter. Umdenken und einschneidende Veränderungen erfordern meistens Opfer (obwohl nicht bei allen Mitspielern!). Hoffe aber BMW wird sich an die eigenen Worte zum geplanten Sozialplan erinnern, damit der Lauf der Dinge (@bugsierer) auch „Sauber“ bleibt.
@bobsmile: Dein Kommentar hatte sich in der Moderationsschleife verfangen. Da ist man ausnahmsweise mal ein paar Tage weg und schon verheddert ihr euch in der Schleife. Sowas aber auch. Hab Deinen Kommentar nun aber befreit, so wie es sich gehört…
Hallo
Ich möchte mit diesem Email einfach mal zeigen, wie sehr ich von der Firma BMW enttäuscht bin.
Die Firma setzt einfach die Sauber Crew in Hinwil auf die Strasse, um den Markt von dieser Marke freizuhalten.
Dies nennt man auch Marketingschachzug. Eine kleine aber feine Firma aussterben zu lassen und und sich damit die Krone aufsetzen?
Ist dies wirklich die Marketingstrategie und der gute Name von BMW? In diesem Fall müsste man diese Firma als sehr sehr unloyal und eiskalt ansehen. Über 400 Mitarbeiter werden nur in Hinwil auf die Strasse gesetzt. Ganz zu schweigen von den ganzen Zulieferfirmen im Umfeld…
Und jeder wird denken BMW ist Schuld! Ist dies das Ziel von BMW? Möchtet Ihr nicht noch einige Autos verkaufen? Ich werde sicherlich nie mehr ein Kunde werden!!!
Ich sage Ihnen ganz genau, dass einige Leute aus meiner Bekanntschaft ihren BMW verkaufen werden. Mit einer solchen Firma will sich niemand mehr identifizieren! Nicht einmal als man das Unternehmen retten wollte hat BMW nicht eingelenkt. Das ist ja der grösste Schemer!!!!
Mit BMW Oracle wirft man ja das Geld auch in den Wind, um gegen Alinghi zu klagen. Wieder ein Punkt wieso sich BMW sehr lächerlich macht…
Naja ich bin sicher nicht der Einzige welcher so denkt. Aber BMW ist für mich gestorben und alle Autos werden verkauft!
Schämt Euch!!!!!
Wenn ich an die Zerstörung des Lebenswerks von Peter Sauber denke, kommt mir nur die Firma BMW und Hass in den Sinn!
Das kann ja wohl kaum eine super Marketingstrategie sein. Die Kunden werden so nur vertrieben.