In den letzten Tagen bin ich arbeits- und partybedingt nicht zum bloggen gekommen und schon habe ich das Gefühl, ich sei wochenlang weg gewesen. Das erste was mir sofort ins Auge stach, sind die unzähligen Posts zum Thema „Blogklauerei“. Claudio wunderte sich, warum er auf einmal auf Blogtrends gelistet wurde. Dies wiederum veranlasste Matthias von blog.ch umgehend dazu, dem Herr Leu (als Blogtrends-Betreiber) ein Mail zu schicken, was dieser wiederum nicht goutierte.
Dass Matthias und Leu „das Heu nicht auf der gleichen Ebene haben“, ist dem aufmerksamen Beobachter sicherlich bereits seit einiger Zeit aufgefallen. Dass das aber mehr als ein „Nebenbei-Streit“ wird, hätte ich nicht gedacht.
Matthias hat viel Zeit, Arbeit und Herzblut in sein „Baby“ investiert, das ist wohl unbestritten. Er ist sicherlich auch der Aggregator mit den meisten Schweizer Blogs in seiner Datenbank und hatte längere Zeit auch das „Monopol“ als Schweizer Aggregator. Die Zeiten ändern sich aber und heute ist es auch keine technische Schwierigkeit mehr, ein „Konkurrenzprodukt“ auf den Markt zu stellen.
Doch nicht nur das einfachere Aufsetzen eines Aggregator-Scripts führt zu Konkurrenz. Da wären einige Möglichkeiten sich als „Feed-Sammler“ zu profilieren, beispielsweise mit einer Eingrenzung des Themas (Medien, Politik etc.), mit einem Teaser-Text (also quasi einer Vorschau auf den Artikel) oder auch mit der Eingrenzung auf eine Sprachregion (z.B. nur deutschprachige Blogs) etc. etc.
Dies hat Matthias meiner Meinung nach etwas verschlafen. Ich bin mehrmals täglich auf blog.ch, weil ich nicht alles in meinen Feedreader packen will und kann, aber manchmal wünsche ich mir auch eine Verjüngung (und damit eine „Feature-Aktualisierung“) des an sich guten Projekts. Natürlich ist mir bewusst, dass Erweiterungen auch ihre Zeit brauchen, aber Nutzer sind da manchmal ganz schön pingelig. Durch die rasante Zunahme der Anzahl Bogs auf blog.ch wird die Seite für mich einfach immer unübersichtlicher. Da erfreue ich mich manchmal durchaus auch der Dienste von CommonSense oder Blogtrends, die mir neben dem Titel auch eine kleine Vorschau auf den Text bieten, was mir viel besser erlaubt, zu entscheiden, ob mich das Thema interessiert.
Wie die Aggregatoren ihre Feeds sammeln, scheint aber beim Streit zwischen Matthias und Leu der Hauptaspekt zu sein. Als ältester Schweizer Dienst ist blog.ch quasi in einer „Vormachtsstellung“, was die Anzahl Feeds angeht und gleichzeitig relativ bekannt. Da liegt es nahe, dass sich jeder gerne an blog.ch orientiert, wenn es um einen Überblick über die Schweizer Szene geht. So ist auch meine Feedreader-Liste u.a. unter Mithilfe von blog.ch gewaltig gewachsen.
Bin ich aber ein Feedklauer, wenn ich irgendwann auf die Idee komme, mit dem Feed eines Blogs, dass ich damals über blog.ch gefunden habe, etwas anstellen will? So kommt mir in etwa die derzeitige Diskussion zum Thema vor. Ich zumindest würde, wenn ich denn einen Aggregator starten möchte, vor allem Feeds nach meinem persönlichen Geschmack integrieren und dafür brauche ich keine Feedlists zu klauen, auch wenn ich ursprünglich vielleicht einmal via blog.ch darauf gestossen wäre. Und fände ich ein neues Blog, das ich gerne integrieren möchte, würde ich mir auch nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob das Blog auch bereits bei blog.ch gelistet ist.
Und wer denn tatsächlich, wie von Matthias zeitweise vermutet, das OPML-File, mit allen bei blog.ch gelisteten Blogs, „klaut“ und still und heimlich in den eigenen Aggregator packt, hat sowieso nicht begriffen, dass das gar nichts bringt. Wer will schon den anderen einfach eins zu eins kopieren und keinen Mehrwert schaffen. Aber den „Feed-Klau“ kann ich weder bei Blogtrends noch bei Commonsense erkennen, denn beide haben eine weitaus geringere Anzahl von Blogs aggregiert.
Also: Worum geht es hier bei diesen Streit also nun wirklich? Irgendwie habe ich noch nicht ganz begriffen, um was sich die ständig wiederkehrenden und gegenseitigen Streitigkeiten von Matthias und Christian Leu genau drehen…
Ein Blog-Kodex, wie bereits auf eDemokratie vorhanden ändert an solchen „Scharmützeln“ nichts, denn natürlich ist es jedem selbst überlassen, sich an den Kodex zu halten oder eben auch nicht. Keinen Sinn macht es aber, einen zweiten Kodex (oder soll ich sagen Konkurrenzkodex?) aufzustellen, wie von Claudio vorgeschlagen. Da käme dann sicher eDemokratie daher und würde laut „Alles nur geklaut“ rufen, womit wir wieder beim obigem Thema wären.
Also wenn der Kodex von eDemokratie schon unvollständig sein soll, dann beteiligt euch dort an der Weiterentwicklung von „Fair Blogging“.
Für einen neuen Kodex müsste man gar nichts klauen…
hallo tom!
Ist ja ganz ne Menge was du da schreibst. Ich machs eigentlich wie du sagst, was mir gefällt kommt rein. Das ich hie und da was bei Blog.ch finde liegt ja auf der Hand. Aber dass dies dann abschreiben oder klauen sein soll kann ich nicht nachvollziehen. Wie gesagt, wenn ich das ganze OPML reinziehen würde… aber das tue ich ja nicht… höchstens androhen um Matthias zu ärgern…
@Tom: slug.ch hatte die komplette OPML-Datei geschnappt. Steht in meinem etwas längeren Artikel drin.
Was einzelne Blogs angeht, die bei mir abgeschrieben werden, kann man sicher verschiedener Ansicht sein. Erstens ist ja völlig unbekannt, wieviele Blogs das sind; zwei, drei, zehn, fünfzig? Wo würdest Du die Grenze ziehen zwischen „einfach normal“ und Diebstahl? Und wäre es nicht selbst bei einigen wenigen Blogs, die bei mir abgeschrieben werden, nichts weiter als normal, dass meine Site als Quelle angegeben wird? Statt sich einfach mit fremden Federn zu schmücken?
@alle
Jetzt ist dann aber langsam genug mit der Jammerei. Findet ihr nicht auch? Ich wundere mich echt langsam über (ja ich wage es zu sagen) die Verbissenheit einiger Blogger! Ohne irgendwelche Namen zu nennen…
Lasst gut sein, dass OPML File habe ich nicht mal 24 Stunden lang genutzt (stand ja richtig nett präsentiert zum Download bereit) und ich verwende es nun schon ne Weile nicht mehr.
Sorry, aber langsam krieg ich SO EIN HALS!
@bytezh, ich weiss dass Du mich meinst :-). Ich bin nicht verbissen; ich kläre einfach die Faktenlage und antworte auf einen Blog-Eintrag mit meiner eigenen Meinung. Ich weiss nicht, wie lange Du bloggst, aber genau das ist Sinn und Zweck der Bloggerei: Meinungsaustausch. Live with it.
Es stellt sich nebst all den moralischen Fragen mal sowieso die Frage, ob eine Link Lliste unters Urheberrecht fällt. Es gibt kaum einen schöpfenden Charakter wenn einfach alle CH Blog gelistet werden. Zudem: ist einmal die OPML Datei publiziert, kann sie verwendet werden, dafür ist sie ja gemacht worden.
@matthias: Das Entfernen der OPML Datei nützt dir technisch gesehen nicht viel. Die Liste der Blogs ist ja immer noch publiziert und mit wenig Aufwand kann auch eine html Liste in eine programmiertechnisch brauchbare Liste umgewandelt werden. Wenn du den sogenannten Klau verhindern willst, dann kannst du nur eins tun: blog.ch dichtmachen.
@peter: gute frage die du da aufwirfst. wie sieht es eigentlich rechtlich aus? kann matthias seine arbeit, die linksammlung, überhaupt schützen? wenn ich mich selber, aktiv bei ihm angemeldet habe, dann hätte doch höchstens ich jetzt das recht zu motzen wenn ich plötzlich auf einem anderen aggrogator erscheine, auf dem ich nicht sein will. aber matthias als sammler hat dazu eigentlich nichts zu sagen. was er schützen kann, falls er das will, ist seinen code. aber das ist dann so anti-open-source, dass es auch wieder bloss sad wäre.
schauen wir uns doch mal das underlying problem an, es geht doch um macht hier. matthias hat sich eine machtposition erarbeitet, die offenbar nicht von allen goutiert wird. und das sollte matthias ernst nehmen, aber auch die anderen könnten sich überlegen, ob es eventuell eine klügere art gäbe dieses thema zu addressieren. lets talk, man…
@Matthias: Keine Ahnung, wo die „Klau-Grenze“ anfängt. Aber wie gesagt, meine Bookmarks bestehen ja auch zu einem Teil aus „Deinen“ Beständen, aber ich betrachte mich deshalb nicht als Dieb. Deine Intention, mit blog.ch Blogs bekannter zu machen, beinhaltet ja auch genau das, dass die Besucher sich „ihre“ Blogs raussuchen.
Allerdings, und da gebe ich Dir durchaus recht, wäre es sicherlich angebracht, dass jemand, der Deine (nicht mehr vorhandene?) OPML als Basis für den eigenen Aggregator braucht, die Quelle irgendwo vermerkt.
@bytezh: Ich glaube auch, dass Du die derzeitigen Diskussionen falsch verstehst, denn m.E. geht es unterdessen nicht mehr darum, wer die Liste nun genutzt hat, sondern vielmehr um grundsätzliches. Insofern ja kein Angriff gegen Dich. Zudem konntest Du Dich mit Matthias ja offenbar ohne Probleme einigen.
@Peter und jan: Ich bin ebenfalls der Meinung, dass sich die OPML rechtlich nicht schützen liesse, weil es sich beim Endprodukt ja nur um eine einfache Linkliste handelt. Und da fehlt eindeutig der schöpferische Charackter am Werk.
@Tom: Die OPML-Datei habe ich auf Anfrage verschiedenen Leuten gerne zur Verfügung gestellt. Aber wenn ein direkter Konkurrent mein Lager ausräumt, um damit sein eigenes Geschäft zu eröffnen, ist das nicht in Ordnung. Wenn jemand auf blog.ch neue Blogs findet, seine private Feedliste erweitert, Kontakte knüpft etc., freut mich das sehr. Denn ich will Schweizer Blogs bekannter machen, und ich habe in den letzten Jahren jedem, der mich gefragt hat, dabei soviel geholfen wie ich nur konnte.
Wenn der von Chregu erwähnte Pingserver jemals Realität wird, werde ich meinen Teil dazu leisten.
Update: Inzwischen gibt’s sogar schon zwei Pingserver.
Apropos Klauen: Du hast im Titel mein Wortspiel geklaut! 😉
@reidan: Eehm… tatsächlich. Aber aehm… total unabsichtlich, fällt mir auch erst jetzt auf, wo Du’s schreibst.
Vorschlag: Du darfst auch mal eines meiner Wortspiele klauen, ok?
„Fair blogging“ ist nicht ein Blog-Codex von eDemokratie.ch. Ich stelle allein die Plattform dafür zur Verfügung. Ich bin auch nicht der Wächter über die Grundsätze. Ich beurteile nicht abschliessend die Vorschläge für die Veränderung und Ergänzung der Grundsätze.
Es ist so, wie BloggingTom geschrieben hat, je mehr Blogger an „Fair blogging“ in irgend einer Form mitwirken, desto „besser“ und breiter abgestützt sollten die Grundsätze werden.