Fernsehen via Internet ist ja eigentlich nichts mehr neues. Wer aber mal TV-Luft eines exotischen Landes schnuppern will, oder sich einfach für ein bestimmtes Land interessiert, hat es schwerer. Abhilfe schaffen da diverse Portale, die Listen von TV-Sendern im Internet sammeln.
Ziemlich kurios, aber dafür auch umfangreich ist Medinalia, das über 900 Fernsehprogramme aus aller Welt listet. Ein Besuch der Seite lohnt sich nur schon wegen den teilweise kuriosen Deutsch-Übersetzungen. „Gernsehkanäle“ zum Beispiel könnte ja durchaus stimmen, was jedoch mit dem Anschluss „Leben Sie“ gemeint ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Dafür habe ich immerhin herausgefunden, welches Land mit „Wiedervereinigung“ bezeichnet wird. Medinalia bietet nach eigenen Angaben
* 900+ leben Gernsehkanäle
* 50 On-demand Führungen
* Phasenradiostationen 3800
* KEINE ZAHLUNGEN, Absolut FREI
* Fernsehapparat aus 104 Ländern
* Radiostationen aus 148 Ländern
* Resizable Schirm
Gut gelöst ist bei Medinalia dafür die Einbindung des Players direkt in die Webseite. So stören keine lästige Popups.
Mit 1613 Sendern einsamer Spitzenreiter ist aber wwiTV, das aber bei den meisten Sendern nur auf deren Homepage verlinkt. Immerhin, so ist man per Popup schon mal am richtigen Ort, muss sich den Live-Feed aber selber suchen.
Mehr auf den amerikanischen Kontinent ausgerichtet sind Portale wie Channelchooser, CraftyTV (jeder Klick auf einen Sender öffnet ein Werbepopup), ChooseAndWatch oder auch FreeTube, die alle in etwa die gleichen amerikanischen und englischen Sender listen.
Mit Zattoo haben wir Schweizer immerhin eine Alternative für einige altbekannte Sender hier. Zattoo streamt ganz legal und in guter Qualität die Sender SF1, SF2, SFi, TSI1, TSI2, TSR1, TSR2, BBC World, CNN International, Euronews, Eurosport, Arte, TVE, ARD, ORF1, Pro7, RTL, Sat1, Viva, Vox und ZDF. Voraussetzung ist die Anmeldung auf der Warteliste, das Runterladen des Players und eine IP-Adresse die der Schweiz zugeordnet werden kann, denn der Versuch ist derzeit auf die Schweiz beschränkt.
Exklusives Bildmaterial das dem Themenmixer zugespielt wurde, zeigt nun, dass nicht alle dieselben Fernsehbilder des WM-Nahkampfes von Zidane vs. Materazzi gesehen haben. Mir scheint als müsste die FIFA nochmals über die Bücher und sicherstellen, dass Zuschauer in aller Welt in Zukunft einheitliche TV-Bilder zu sehen bekommen…
(via Basic Thinking, der es neuerdings mit Materazzi-Fans zu tun bekommt.)
Seit heute haben die Gerüchte ein Ende. Der unter dem Projektnamen „Elevator TV“ geplante neue Schweizer TV-Sender wird 3+ („drei plus“) heissen und im September 2006 starten. Um in der Publikumsgunst gleich von Anfang an gut dazustehen, schöpft man aus den Vollen. So werden zum Sendestart von 3+ gleich zwei grosse Eigenproduktionen gestartet, die man bereits aus dem Ausland kennt: „Superstar“ und „Switzerland’s next Supermodel“ sollen als Schweizer Pendants zu den deutschen Castingshows aufgebaut werden.
Auch filmmässig will man sich mit „den Grossen“ messen und zeigt beispielsweise Spiderman II in der Erstausstrahlung oder Filme wie Basic Instinct II oder XXX: State of the Union.
Genervt hat mich dafür als Endkunde einmal mehr die Verlautbarung über die Einspeisung des Senders ins Kabelnetz der Cablecom:
Dazu Leandro Boschelle, Leiter TV Product Management bei cablecom: „Wir freuen uns, das neue Schweizer Programm 3+ vom Start weg analog und digital in der Schweiz zu verbreiten und damit die Programmvielfalt von cablecom weiter auszubauen.“ 3+ wird auf dem heutigen Sendeplatz von ORF 2 empfangbar sein. ORF 2 wird ein neuer Sendeplatz zugewiesen.
Aus Sicht von 3+ mag das praktisch sein, da man so auf einen Schlag Hunderttausende von potentiellen Zuschauern hat. (die Pressemitteilung spricht denn auch von einer technischen Reichweite von 75%, bzw. rund 1,5 Millionen Haushalte via Cablecom). Aus Endkundensicht beginnt aber damit einmal mehr das Umprogrammieren der Sender und beschert so manch einem technisch unversierten wieder einmal ein Besuch des Fernsehtechnikers, der die Programmplätze umprogrammieren soll.
Trotzdem: 3+ scheint ein ziemlich ambitiöses Projekt zu sein, dass sich wohl nicht mit dem früheren „TV-Versuch“ TV3 vergleichen lässt. Mal sehen, was der neue Sender ab September 2006 wirklich bietet…