Bei soviel Readers Editions könnte man glatt den Überblick verlieren, denn die Readers Edition gibts hier, aber auch hier. Einziger Unterschied: Die Netzeitung hat mit diesem Namen ihr Citizen Journalism-Projekt gestartet und nun springt offenbar „hottelling„, „die Zeitschrift für Hotellerie, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung“ auf den Zug auf und macht unter gleichem Namen ebenfalls auf Bürgerjournalismus:
Werden Sie selbst Redakteur. „Readers Edition“ ist die redaktionelle Plattform der digitalen Fachzeitschrift hottelling – know how to read – mit Beiträgen von Lesern für Leser. Hier veröffentlichen Experten aus der Praxis ihre Beiträge und Nachrichten zum Branchenalltag in Hotellerie, gehobener Gastronomie und Touristik.
Zufall? Kaum, zumindest lesen sich zum Beispiel die redaktionellen Richtlinien der beiden Readers Editions ziemlich ähnlich:
Readers Edition à la hotteling [PDF]:
[…] Alle Berichte müssen journalistischen Grundsätzen des Pressekodex folgen: Die Fakten müssen stimmen, unbestätigte Gerüchte oder Vermutungen werden nicht veröffentlicht. Zudem darf sich durch Berichte niemand beleidigt oder zu Unrecht beschuldigt fühlen.
und die Readers Edition der Netzeitung:
Alle Berichte müssen journalistischen Grundsätzen des Pressekodex folgen: Die Fakten müssen stimmen, unbestätigte Gerüchte oder Vermutungen werden nicht veröffentlicht. Zudem darf sich durch Berichte niemand beleidigt oder zu Unrecht beschuldigt fühlen. Über die Einhaltung der Kriterien entscheiden die Moderatoren und in letzter Instanz die Netzeitung.
Als „not amused“ würde ich die kurze inoffizielle Stellungnahme der Netzeitung umschreiben. hottelling wollte sich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht dazu äussern. Aber vielleicht kommt alles gut und die Netzeitung startet in Kürze mit einer Bürgerjournalismus-Site namens „hottelling“, wer weiss…
Citizen Journalism, das Generieren von Content durch „normale“ Bürger scheint im Trend zu sein. So sucht zum Beispiel die Netzeitung derzeit etwas überschwänglich 20 Millionen Redakteure für ihr neues Projekt Readers Edition, welches in Kürze starten soll.

Das Grundprinzip ist einfach:
Dort werden nicht Redakteure die Artikel schreiben, sondern die Menschen „da draußen“. Hoffentlich mit völlig neuen Themen, und vielleicht auch neuen Textformen. Sortiert wird die Titelseite und die Ressorts dieser „offenen Zeitung“ nach Bewertungsranking […]
Um die Qualität der Artikel sicherzustellen und Trolle fernzuhalten, plant man, die Artikel von Moderatoren (welche ebenfalls Autoren sein können) gegenlesen zu lassen und erst dann zur Publikation freizugeben. Soweit so gut. Bei solchen Projekten stellt sich mir aber auch immer wieder die Frage nach der Bezahlung. Peter Schink von der Netzeitung meint dazu:
Bislang ist angedacht, den Autoren der „besten Artikel“ anzubieten, ihre Artikel gegen Bezahlung in die Netzeitung zu heben.
Immerhin ist das ein Fortschritt gegenüber Blogstetten und Blogalisierung, den Blogprojekten des Blick. Bei der Netzeitung hat man sich wenigstens schon Gedanken zum Thema gemacht, während man damals beim Blick eher händeringend nach Ausflüchten suchte und auf das fehlende Budget hinwies.
Nicht falsch verstehen, hier geht es nicht darum, reich zu werden. Es ist vielmehr die Frage, wieso irgend jemand einem Verlag seine Zeit, Energie und sein Wissen kostenlos zur Verfügung stellen soll, denn der Verlag will ja nur eines: Leser gewinnen und so teuren Werbeplatz verkaufen. Natürlich gibt es Gründe, so etwas (zumindest für eine bestimmte Zeit) zu machen, als Beispiel seien hier der Bekanntheitsgrad oder die Möglichkeit für neue Kontakte genannt. Auf Dauer wird das Modell des Citizen-Journalism aber nur eine Chance haben, wenn die Verlage über eine wie auch immer geartete Entlöhnung der Autoren nachdenken.
Trotzdem oder gerade deshalb: Ich bin gespannt, wie sich die Readers Edition der Netzeitung entwickeln wird…