Die dramatische Notwasserung eines US-Airways-Jets gestern Nacht zeigte einmal mehr, dass in Zeiten des Internets Nachrichtenagenturen längst nicht mehr „schnell“ sind. Zum Zeitpunkt, als ich über Twitter vom im Hudson River treibenden Airbus A320 erfuhr, war davon, zumindest in der Schweiz, noch weit und breit nichts zu hören. Keine Radio- oder TV-Meldung, keine Meldungen auf Online-Newssites.
Und dann auch noch das: Janis Krums, der zufällig auf einer Hudson-Fähre unterwegs ist, die den Flugzeugpassagieren zu Hilfe eilt, schiesst ein spektakuläres Foto, und lädt es auf twitpic hoch. Kurz danach brechen die Server des Dienstes unter dem Ansturm zusammen. Kein Wunder, schliesslich hat er damit wohl eines der eindrücklichsten Fotos des Unglücks gemacht, und das lange bevor andere, „offizielle Fotos“ verfügbar waren. Andere Augenzeugen laden ihre Fotos auf flickr und zeigen damit Bilder, die keine Fotoagentur liefern kann. Und sogar noch mehr: Durch die Creative-Commons-Lizenz sind für einmal Bilder verfügbar, die auch in Blogs verwendet werden dürfen.
Heute sind die Fotos in allen Berichten der Online-Medien über das „Wunder auf dem Hudson“ zu sehen. Schade aber, dass die Medien es einmal mehr nicht schaffen, den Fotografen ihren Tribut zu zollen und diese beim Namen zu nennen. Wie zum Beispiel der Tages Anzeiger: Der zeigt zwar in einer ellenlangen Fotogallerie alle möglichen Fotos und erwähnt brav den von der Agentur Keystone verlangten Copyrighthinweis. Von den Namen der „Privat-Fotografen“ aber keine Spur. Schade…
(Fotos: Janis Krums/twitpic und grego!/flickr)
Bei Ereignissen in den USA kann man die Schweizer Medien vergessen. Vor allem, wenn es sich um Breaking News handelt. Auf Twitter etc. waren natürlich sofort viele News zur Notlandung zu finden. Aber auch CNN hat mal wieder gezeigt, was sie drauf haben. CNN hat auch auf Flickr verwiesen und Bilder von dort gezeigt.
… und beim Schweizer Fernsehen reichte es im 10vor10 gerade einmal für ein paar verwackelte Bilder und einen Bericht von 36 Sekunden…
Aber eben: Im Internet tummeln sich ja ausschliesslich die Möchtegerns und Tagebuchschreiber, und sowieso sind die Old School-Medien den Möglichkeiten des Internets meilenweit voraus! 😉
Ein bisschen überspitzt gesagt könnte es in einigen Jahren darauf hinauslaufen, dass kaum mehr Reporter bei Medien fest angestellt sind, sondern nur noch für einzelne Bilder, Videos oder Texte bezahlt werden. So hätte dann jeder die Möglichkeit, über sein Fachgebiet zu berichten und diese Berichte den Medien zu verkaufen.
Momentan braucht dieses Szenario vielleicht noch ein wenig Fantasie, aber vielleicht wird es irgendwann Realität sein.
Bilder und Medien hin oder her (ist es denn wirklich so wichtig und nötig, Sekunden nach dem Zwischenfall schon Material zu haben?) – ich bin beeindruckt von der fliegerischen Leistung der Piloten – einfach sensationell. Wasserungen von grossen Passagierflugzeugen gelingen leider nicht sehr oft – und hier sogar ohne einen Verletzten. Einfach nur super.
sehr interessante beobachtung. Ich denke das Szenario von Andreas Hobi ist nicht so falsch. Schliesslich wird schon heute fast überall angeboten seine MMS einzuschicken und eine lächerliche Prämie zu kassieren. Das wird sicher noch professionalisiert. Dann sind wir alle Freelance-Journalisten 🙂
Also ich finde das erste Foto krass. Ich hoffe es wird eine Auszeichnung erhalten. Sowas hat man noch nie gesehen.
Zum Glück gibt es Foto-Handys und jeder wird zum Mobile-Papparazi/Reporter. Aktualität und Authentizität.
@ Fime:
Endlich mal jemand, der es ähnlich sieht! 😉 Nun ich denke, jeder hat so ein Spezialgebiet, in welchem er sich besonder gut auskennt. Jemand, der bei der Swisscom arbeitet, interessiert sich vielleicht für Telekommunikation; jemand der für eine Schweizer Firma in Dubai arbeitet kennt sich dort vor Ort aus, hat ein Beziehungsnetz, kennt die Zusammenhänge der aktuellen Geschehen und könnte sich als Korrespondent was dazu verdienen… Why not! Vermutlich ist die Qualität dann nicht ganz so hoch wie bei den bisherigen Mitarbeitern, aber wie wir in letzter Zeit sehen (aktuell: Basler Zeitung) versuchen die Medien, zu sparen und könnten sich somit für (günstigere) „Freelance-Journis“ interessieren. 😉
Ich finde…das war ein Mirakel!!!! oder…
Viel Erfolg!!!
Super!!!
Grüsse
Um noch etwas zum Thema zu schreiben und nicht „nur“ den Piloten zu loben (für mich noch jetzt fast eine unglaubliche Landung): Ich sehe nicht nur Vorteile in möglichst schnell geschossenen und veröffentlichen Bildern – oder muss das Gaffer-Tum noch gefördert werden auf Teufel komm raus? Wo bleibt das der Persönlichkeitsschutz der Opfer oder evtl. auch der Täter (je nach Ereignis). Unter „gut“ bei den Medien verstehe ich nicht einfach nur „schnell“.
Was, das erste Bild ist von einem Amateur? Das Bild ist absolut stark, mir fehlen die Worte. Wie schon bei Rouge geschrieben: Das sieht aus wie aus einem Film! Genialer Shot.