Let’s Twizy: Knutschkugel mit Flirtpotential

„Was? Du testest einen Renault? Ausgerechnet einen Renault?“ Der Tenor meiner Freunde war klar. Aber wenn die gewusst hätten! Denn das, was wir die letzten zwei Tage über die Strassen Ibizas hetzten, war kein langweiliger „Ich-auch-„-Renault, sondern ein Gefährt mit unglaublichem Spassfaktor und ein echter Hingucker.

Darf ich vorstellen?
Der Renault Twizy will kein Auto sein, aber auch kein Roller. Vielmehr ist er ein elektrisch angetriebener Quad mit zwei hintereinander platzierten Sitzen. Der an der Hinterachse angebrachte Elektromotor erzeugt 18 PS und bringt den 473 Kilogramm schweren Hingucker auf 80 km/h (die LCD-Anzeige zeigte sogar 85 km/h) – genug also, um auch mal einen Sprint über die Landstrasse hinzulegen. Apropos Sprint: Der Spurt von 0 auf 100 km/h 45 km/h dauert mit dem Twizy 6,1 Sekunden und damit ist er gemäss Renault etwa so spurtstark wie ein grosser Roller.

Landstrassen hatte es in Ibiza ja genug und den Twizy sportlich über die Strassen zu bewegen macht einen ungeheuren Spass – viel mehr, als ich mir das eigentlich gedacht hatte. Die Mischung aus Auto und Motorrad – eben ein Quad – hat es wirklich in sich. Agil und extrem wendig (der Wendekreis beträgt nur 6,8 Meter) reagiert der Twizy sehr gutmütig. Und nimmt man eine Kurve doch mal etwas zu schnell, schiebt er, gut beherrschbar, leicht über die Vorräder.

Auf Kontaktsuche? Der Twizy bringts!
Neben dem Twizy zauberte mit die damit erzeugte Aufmerksamkeit auf Ibiza ein stetiges Lächeln ins Gesicht. Egal, ob im vorausfahrenden Fahrzeug, im entgegenkommenden Auto oder die Fussgänger: Alle verrenkten die Köpfe, um vom doch etwas futuristisch anmutenden Twizy einen zweiten Blick erhaschen zu können. Und wehe man hält an: Es gibt wohl keine einfachere Art als mit dem Twizy, um mühelos zu Dutzenden von Flirts zu kommen. Egal, ob im Stadtzentrum von Ibiza oder auf einem einsamen Parkplatz auf der Landstrasse – es brauchte nur wenige Minuten, bis ich von Frauen (und Männern) umzingelt war, die probesitzen oder gleich selber damit fahren wollten (und den Fahrer auch sonst mit allerlei Fragen gelöchert haben). Tja, wäre ich nicht schon vergeben, ich glaub‘ ich wär gleich noch ein paar Tage mit dem Twizy in Ibiza geblieben.

Alles Twizy oder was?
Zugegeben: Das Ding hat auch einige Nachteile. Gewöhnungsbedürftig ist zum Beispiel der fehlende Bremskraftverstärker. Für starkes Bremsen muss man nämlich ganz schön in die Eisen steigen. Zu fest darf der Druck aber auch nicht sein, denn sonst blockieren die Räder. Weder ABS noch ESP ist an Bord und ist auch nicht optional erhältlich. Für Sicherheit sorgt dafür die crashgetestete Fahrgastzelle zusammen mit dem Airbag und den Gurten, die man, etwas ungewohnt, von beiden Seiten anziehen muss. Schade auch, dass es durch die halbhohen Türen (wenn man denn welche bestellt hat) bei höheren Geschwindigkeiten doch zu ziemlich lauten Windgeräuschen kommt, die zudem durch das nervende Pfeifen des Untersetzungsgetriebes noch unterstützt werden.

Zudem: Was auf den Balearen vielleicht noch durch geht, wird weiter nördlich allerdings wohl zum Problem: Die Regen- oder Wintertauglichkeit des Twizy dürfte ziemlich eingeschränkt sein, denn nicht nur die Heizung fehlt, sondern der Fahrer ist durch die fehlenden Seitenscheiben wohl auch sehr schnell nass (optional erhältliche, wärmende Abdeckung für die Beine hin oder her).

3 1/2 Stunden Batterieladezeit
Als reiner Cityflitzer konzipiert, soll der Twizy nach 3 1/2 Stunden an der Steckdose seine 42 Zellen der fast 100 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie aufgeladen haben und rund 100 Kilometer weit kommen. Ein Wert aber, der wohl nur bei bedächtiger Fahrweise zustande kommt. Bei unseren, zugegeben etwas rasanten, Testfahrten zeigte die Batterieanzeige jedoch einiges schneller nach unten. Dafür wird die Batterie mittels Rekuperation beim Bremsen und im Schubbetrieb immer wieder kräftig nachgeladen.

Apropos Batterie: Die ist beim Kaufpreis von 9600 Franken nicht inbegriffen, sondern muss, je nach Vertragsdauer, zu Preisen ab 59 Franken/Monat dazugemietet werden. Das hat aber auch seine Vorteile, denn Renault wechselt die Batterie, sobald diese weniger als 75 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung erreicht.

Alles in allem ein gelungenes Konzept, das Renault zusammen mit dem futuristischen Aussehen des Twizys noch ein Weilchen Aufmerksamkeit garantiert. Und mich zur Frage führt, ob ich den Twizy hierzulande in den Sommermonaten nicht nochmal einem Alltagstest unterziehen soll. Ein bisschen Spass muss doch auch hierzulande sein…

(Disclosure: Die Testfahrten auf Ibiza fanden auf Einladung von Renault Schweiz statt.)

13 Comments

  1. Albert 13.04.2012
  2. BloggingTom 13.04.2012
  3. Mario 21.04.2012
  4. Amgos88 5.05.2012
  5. Fred 24.05.2012
  6. Karin 3.07.2012
  7. Tobi 29.08.2012
  8. Sean 7.09.2012
  9. Sean 30.09.2012
  10. Hubi23 18.10.2012
  11. SMD 25.12.2012
  12. FLOG 26.03.2013