Als ob in letzter Zeit nicht alles andere schon teurer geworden wäre – nun werden auch Internet-Schnäppchen teurer. Wie 20 Minuten berichtet, steigen die Zollabgaben für Pakete aus dem Ausland:
Ob billiger Fotoapparat aus Deutschland oder Markenjeans aus den USA: Ab 1. Oktober fallen für alle Auslandpakete höhere Zölle an. Bei einem Warenwert von bis zu 500 Franken schlägt dies mit 18 Franken pro Paket zu Buche, ab 500 Franken sind es sogar 35 Franken.
Hintergrund ist die Liberalisierung des Zollgesetzes per 1. Oktober 2008. Ab dann ist nicht mehr die Zollverwaltung, sondern die Post selbst für die Verzollung von Paketen zuständig. Und die hat 100 Spezialisten eingestellt und will die Kosten nun nach dem Verursacherprinzip weitergeben. Liberalisierung heisst also nicht immer automatisch tiefere Preise…
Ein Tipp um die Erhöhung wenigstens in einigen Fällen zu umgehen hat die Zeitung aber trotzdem:
Wer trotzdem gerne im Ausland shoppt, sollte einen Grundsatz beachten: Bis zu einem Warenwert von 65 Franken verrechnet die Post keine Zölle – Aufwand und Ertrag stimmen nicht. Es kann sich also lohnen, beispielsweise jede CD einzeln anstatt zusammen zu bestellen.
Wenn also die Post selbst so nen Käse macht, dann sollte eigentlich der Zoll bei UPS und Konsorten günstiger als beim Moloch Post sein – ist das so, weiss da jemand mehr?
„Liberalisierung heisst also nicht immer automatisch tiefere Preise…“ Ist nicht wahr??? Kann es sein, dass du bis jetzt auf all dieses „Markt ist für alle das Beste“-Geschrei reingefallen bist?
@jabba dabba: Natürlich nicht. Auch wenn es bei früheren Liberalisierungen immer mal wieder günstiger wurde. Gerade aktuelle Beispiele wie Strom oder nun eben diese Verzollungsgeschichten zeigen aber, dass es eben auch in die andere Richtung gehen kann…
Übrigens: Ne schöne eMail-Adresse hast Du da in Basel…
Da hoffe ich, dass wenn die Post die Abwicklung macht, sie auch nicht noch mal 10.- extra berechnet für die Nachnamegebühr, was heute jeweils fällig ist …
Dann werde ich noch fleissig bestellungen machen müssen bis ende des Monats…
Gruss Martin
Liberalisierung hiesse eigentlich: Alle Zölle abschaffen…numeso
@bloggingtom: Also doch auf das Geschrei reingefallen? Welche Liberalisierung hat denn zu „günstigeren“ Situationen für den Einzelnen und für die Volkswirtschaft als Ganzem geführt? Es gibt doch keine Vergleichsmöglichkeiten, an denen sich das „günstiger“ abschätzen liesse. Fest steht doch nur, dass über Jahrzehnte angehäuftes Volksvermögen aus kurzsichtigen und modischen Gründen Privaten zur Gewinngenerierung vermacht wurden. Und als nächstes, weil das alles eine tolle Erfolgsgeschichte war, kommt auch noch die SBB dran. Auch hier werden dann die Erfahrungen aus anderen Ländern wieder irrelevant sein. (Oder liege ich falsch, wenn ich die Bahnliberalisierung in Deutschland, England und Neuseeland für wenig erfolgreich halte?)
Übrigens: Was meine schöne und natürlich falsche Email-Adresse mit meinem Aufenthaltsort zu tun hat und in welchem Zusammenhang diese beiden Informationen auch noch mit meinen Argumenten stehen, ist mir schleierhaft.
@jabba dabba: Nun, es gibt sicher auch positive Beispiele, wie z.B. in der Luftfahrt oder in der Telekommunikations-Industrie.
Was Deine nicht-existente eMail-Adresse betrifft: Die hat nichts mit Deinen Argumenten zu tun, allerdings halte ich es zumindest für unhöflich, mit einer falschen Mailadresse zu kommentieren.
Ein kleines Wort zur Liberalisierung der Bahn in Deutschland:
Es gibt einige Beispiele im Nahverkehr, wo man mit den privaten schlichtweg besser, pünktlicher und sauberer fährt. Gerne in Fahrzeugen aus schweizer Produktion (Stadler).
Es geht nicht so sehr um das Ob, sondern das konkrete Wie bei der Liberalisierung. Was wohl suboptimal ist, ist die Infrastruktur komplett vom Betreiber zu trennen und alles unter rein wirtschaftlichen Erfolgsdruck zu setzen. Das kann dann schon zu schlecht gewarteter Infrastruktur führen – im Falle Bahn und Großbritannien leider auch zu schweren Unfällen.
Beim Strom zu Blackouts.
Zur Post in dem Fall hier:
Wie würde die Lage wohl aussehen, wenn ein privates Konkurrenzunternehmen da wäre, das eben diese Zölle nicht erhebt und damit offensiv wirbt?
Was passiert, wenn viele gegen angekündigte Zuschläge Sturm laufen?
Das kann man an der Idee der Deutschen Bahn sehen, die bis vor kurzem noch eine Service-pauschale am Schalter einführen wollte…
@bloggingtom: „Positiv“ und „günstig“ sind ja wohl relationale Begriffe und solange man offen lässt, worauf sie sich beziehen sollen, sind sie komplett leer. Die Frage bleibt also: positiv oder günstig im Vergleich wozu?
Um hier aber nicht bloss im Negativen zu bleiben, würde ich behaupten, dass jeder einigermassen vernünftige Standard, an dem man dieses „positiv“ oder „günstig“ abgleichen könnte, wenig Gutes für die Bewertung all der Liberalisierungsanstrengungen verheisst.
Was deine Vorstellungen von Höflichkeit betrifft, so teile ich diese nicht. Die Zuschreibung von Kommunikationen im Netz zu körperlich verfassten Personen scheint mir einem Höflichkeitsgebot verpflichtet, das auch noch den Handschlag als Zeichen des Unbewaffnetseins einfordert.
Hä? Irgendwie ist da bei mir bei so viel Relationalität der angewandten Netz-Höflichkeit der Primary Key verloren gegangen. (passiert hin und wieder mal).
Was ich auch nicht so ganz verstehen will, ist was an der zusätzlichen Erhebung von Zöllen (verglichen mit dem Ist-Zustand) wirklich liberalisierend sein soll und warum das Zoll genannt wird.
Wäre nicht „erweiterte Zustellgebühr“ oder einfach „Extrta-Zuschlag“ die passendere Bezeichnung? Oder sehe ich das komplett falsch?
Wie sieht das denn aus, wenn exakt die selben Waren physisch (im Kofferraum) über die Grenze eingeführt werden?
@ThomasK: Auch du bist offensichtlich auf das Geschrei reingefallen. Wenn dir auch dein Sekundärschlüssel nicht erschliesst, dass „Liberalisierung“ nicht gleich „weniger bezahlen“ ist, dann musst du wohl draussen vor der Tür bleiben.
Geschrei habe ich keines gehört – von wem und welches denn?
Wobei das eher rhetorisch gefragt war. Denn eine Diskussion und damit ein Eingehen auf das, was hier kritisch zu Liberalisierungen geschrieben wurde, kann ich nicht sehen.
Viel eher erschliesst sich bei mir (und dem ein oder anderen) eine Ahnung, warum es Menschen gibt, die keinen Namen bzw einen Link zur eigenen Site / dem eigenen Blog hinterlassen wollen.
Dazu kommt, dass dieses Blog Tom’s Blog ist – und somit er die einzige Instanz ist, die de Fakto über „draußen bleiben“ und sicher auch die Gepflogenheiten in Richtung „Höflichkeit“ regelt. So wie das jeder andere in seinem Blog ebenfalls tut.
Zur Sache noch ein Suchwort, um auf durchaus vorhandene positive Auswirkungen der Liberalisierung im Schienenverkehr zu stoßen:
Streckenreaktivierung. Man vergleiche hier den Anteil des Ex-Monopolisten und den der privaten Gesellschaften.
Und werfe dann noch ein Blick auf die Referenzen von Stadler-Rail.
Es ist sogar erlaubt in den Falle an schweizer Arbeitsplätze zu denken!
Vorausgesetzt man schafft es, komplexer zu denken, als eine schweizer Werbeagentur die Texter sucht.
((Quer @BloggingTomblr von gestern, 15:02 Uhr))
@ThomasK: Du stellst die ganze Zeit Fragen, die sich aus der vorangehenden Diskussion würden beantworten lassen. Wenn wir schon darüber diskutieren müssen, was Höflichkeit denn bedeuten könnte, dann würde ich dafür plädieren, dass das aufmerksame Lesen als Form des Anstands gewertet werden sollte.
Das würde unter anderem verhindern, dass du mir unterstellen würdest, dass ich dich hier von einer obrigen Instanz ausgeschlossen wissen möchte. Meine Rede vom „draussen vor der Tür bleiben“ war natürlich nichts weiter als die Weiterführung deiner Schlüsselmetapher. Mit Schlüsseln schliesst man nämlich Türen auf. Und wenn man sie verloren hat, wie du für dich in Anspruch nimmst, dann bleibt man natürlich vor der Tür stehen. (Alles metaphorisch natürlich.)
Was die Diskussion zum Thema betrifft, so bleibe ich bei meinem Einwand, den ich auch immer noch für kritisch halte, dass den Aussagen von dir und von BloggingTom eine nicht geäusserte Annahme zugrunde liegt. Diese lautet, dass Liberalisierung im Normalfall irgendetwas günstig oder positiv macht. (Für wen sei mal dahingestellt.) Ich behaupte aber, dass es keinen vernünftigen Standard gibt, an dem sich bspw. messen liesse, ob die Situation nach einer Liberalisierung günstiger ist als zuvor. Oder um (leider) ganz konkret zu werden: Wie gross dürfte denn bspw. der Preisaufschlag für Leistungen von der Bahn sein, damit die erwähnten positiven Auswirkungen wie Streckenreaktivierungen und die Erhaltung von Schweizer Arbeitsplätzen deiner Meinung nach noch positiv zu bewerten sind?
Öffz….
Es wird meist dann schwierig – in echt und im virtuellen erst recht – wenn man auf Dinge eingeht, die die anderen „unterschwellig“ gesagt haben sollen. Da passiert es schnell, dass man aneinander vorbei redet oder auf Dinge „anspringt“ die gar nicht gesagt oder so gemeint wurden…
Im Kern – sofern ich das verstehe – ist was dran, eine klare und nachvollziehbare Messlatte des Vorher- und des Nachher zu finden.
Ich befürchte aber, die gibt es nicht. Denn: fast alles wird permanent teurer. Solche Prozesse dauern oft lange – und alleine die „normale Inflation“ macht es sehr schwer, wirklich obektiv zu vergleichen.
Wobei es hier im Fall der Päckchen simpel ist – es wird teurer. Ende. Klar negativ.
Wenn Du irgendwo im Umland eines Ballungsraumes wohnst und nun per Bahn pendeln kannst – und das bequemer und günstiger ist, als der PKW, dann ist das auch klar.
Dazwischen liegt ein Jammertal der Auslegungssache – und der Hochglanz angereicherten Präsentationen, Reden, Schlagzeilen… Sicher ist, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
Den Witz an dieser Sache hat Philippe bereits auf den Kopf getroffen!
Was du befürchtest, behaupte ich doch schon lange. Es gibt keinen vernünftigen Standard, an dem der Erfolg eines Liberalisierungsschritts gemessen werden kann. Schlimmer noch, die Politik versucht auch nie einen Standard zu formulieren, an dem sie einen konkreten Liberalisierungsschritt gemessen haben will. So etwas würde nämlich nachträgliche Verantwortlichkeiten schaffen.
Klar an der Sache ist aber weiterhin nicht viel. Da helfen weder Sprichworte noch Witz. Der höhere Preis für die Zollabfertigung liesse sich beispielsweise dadurch rechtfertigen, dass das Verzollen vereinfacht wird oder aber um es noch komplizierter zu machen, dass die Arbeitsbedingungen der „Zöllner“ verbessert werden. Dagegen ist eine inflationsbereinigte Rechnung ein Kinderspiel.
Phillipe’s Witz ist leider nicht der Weisheit letzter Schluss, auch wenn man ihm wohl zustimmen muss. Die Liberalisierung internationaler Handelsbeziehungen müsste wohl die Abschaffung vieler Zölle bedeuten. Dass genau dies aber nicht geschieht, zeigt doch deutlich, dass die Liberalisierungsbefürworter etwas anderes wollen, als das was sie sagen. (So leid es mir tut, aber hier springe ich natürlich auf „Unterschwelliges“ an. Aber nur aus der Überzeugung heraus, dass sich die wirklich wichtigen Dinge im Unterschwelligen abspielen und nicht um dir ein weiteres „öffz“ zu entlocken.
Im liberalen Sinne ist liberal nicht nur liberal
Das war das einzige Statement, dass einem Liberalen in einem Loriot-Sketch zu entlocken war.
Jeder Mensch spricht auf Unterschwelliges an! Sonst würde Werbung und PR in der Form gar nicht existieren (können).
Das passt – klingt banal, ist es aber wirklich nicht: Liberalisierung klingt gut, lässt sich gut servieren, gut verkaufen.
„Freiheit-isierung“, „Öffnung“, „Chancengleichheit“ etc… klingt alles toll – in den Ohren des „gemeinen Volkes“. Ein paar positive Beispiele dazu garniert…
politisch eine solche Sache angestoßen und den weiteren Fortgang dann getrost den Nachfolgern überlassen… hauptsache es geht schnell über die Bühne!
Soooo sollte es nicht laufen, denn das kann aus dem Ruder laufen.
Und – von wegen verkaufen: Vielleicht ist manches ja gar nicht wirklich eine Lineralisierung sondern Outsourcing.
Andererseits ist eine staatliche Monopolstellung sehr bequem und kann zu arroganter Verkrustung führen, die ganz sicher nicht im Sinne des Verbrauchers ist. Ein bisschen Markt und Konkurrenz schafft hier Druck.
Ich bin kein Freund des komplett freien Marktes – wohin das führt, kann man derzeit an den Bankenkriesen sehen. Kommentare sprechen auffallend oft von Gier und nicht mehr vorhandener Ethik.
Liberalisierung kann auch Etikett einer massiven Mogelpackung sein! Nämlich dann, wenn das Risiko verstaatlicht bleibt (staatlich abgefangen wird) und der Gewinn privatwirtschaftlich abgeschöpft wird…
Also: Holzauge sei wachsam!