Paypal: Schweizer sind Kunden zweiter Klasse

Dass ich mit Paypal manchmal meine liebe Mühe habe, habe ich ja bereits vor kurzem erwähnt. Neben den Gebühren für den Empfang einer Zahlung ist mir vor allem das Kontolimit für „nicht-verifizierte“ Mitglieder ein Dorn im Auge. Verifiziertes Mitglied wird, wer Paypal seine Kreditkartendetails mitteilt. Wer der eBay-Tochter diese Daten nicht mitteilt, z.B. weil er seine Kreditkartennummer nicht überall verteilen will oder vielleicht gar keine Kreditkarte besitzt, wird von Paypal zum Kunden zweiter Klasse degradiert. Als nicht-verifiziertes Mitglied darf man nämlich zum Beispiel nicht mehr als 500 US-Dollar (bzw. den entsprechenden Gegenwert einer anderen Währung) pro Monat auf das eigene Bankkonto transferieren. Paypal verweigert dem Inhaber des Kontos damit den Zugriff auf sein eigenes Geld.

Auf den Seiten von Paypal lassen sich keine Hinweise darauf finden, ob man sich auch mit einem anderen Verfahren verifizieren lassen könnte, weshalb ich eine Anfrage an den Support stellte. Gemäss Paypal-Support reichen auch bereits mehrfach durchgeführte Überweisungen auf das eigene Bankkonto nichts als Identitätsnachweis:

Auch wenn die Empfängerbank bisherige Abbuchungen nicht abgelehnt hat, ist dies kein hinreichender Nachweis Ihrer Identität. Somit ist leider nach wie vor die Verifizierung über eine Kreditkarte notwendig, um das monatliche Abbuchungslimit aufzuheben.

So weit, so gut, nur: In Europa ist die Verbreitung von Kreditkarten im Vergleich zu den USA nach wie vor erheblich geringer. Welche Möglichkeiten bietet Paypal ihren Kunden denn, wenn diese über keine Kreditkarte verfügen (oder deren Details nicht nennen wollen), aber trotzdem mehr als 500 US Dollar pro Monat von ihrem Online-Konto abheben wollen? Um es kurz zu machen: Keine. Zumindest nicht für Schweizer. Unsere deutschen Nachbarn haben es da besser, wie den Nutzungsbestimmungen zu entnehmen ist:

Ihr Konto ausserhalb der USA wird solange als „nicht verifiziert“ angesehen, bis Sie die folgenden drei Schritte durchgeführt haben: (1) Bestätigung Ihrer E-Mail-Adresse(2) Hinzufügen einer Kreditkarte (3) Eingabe der Nummer für die erweiterte Kontobenutzung, oder, für Nutzer in Deutschland, Durchführung einer manuellen EFT-Transaktion.

Anders sieht es jedoch aus, wenn das Paypal-Konto aufgelöst werden soll. Dann nämlich wird das Abbuchungslimit aufgehoben, auch wenn der Inhaber als nicht verifiziert gilt, wie mir der Support weiter schreibt:

Die Aufhebung des Abhebelimits ist einmalig möglich, so dass Sie sich Ihr Guthaben auszahlen lassen können. Dies erfordert dann aber die anschließende Schließung des PayPal-Kontos, da dann keine weiteren Zahlungseingänge mehr ausgezahlt werden können.

Eine interessante Aussage, denn: Wieso können sich nicht-verifizierte Kunden die ihr Konto auflösen wollen, grössere Geldbeträge überweisen lassen, als „bleibende“ nicht-verifizierte Kunden? Weil Paypal nicht Inhaber der Gelder ist? Vielleicht. Aber damit wird die verlangte Identitätsprüfung, die wohl mit Geldwäschereibestimmungen zusammenhängt, zur Farce, weil sie äusserst einfach zu umgehen ist (zumindest, wenn man keine Verwendung für das Konto mehr hat).

Dass es Alternativen zur Verifizierung gibt, zeigt das obige Beispiel für deutsche Paypal-Kunden. Wieso aber eine Verifizierung per EFT-Transaktion nicht auch für Schweizer angeboten ist, ist mir schleierhaft. Auch die Presseabteilung von Paypal hat darauf offenbar keine Antwort, zumindest wollte dort bis heute niemand dazu Stellung nehmen.

Was bleibt ist ein schlechter Nachgeschmack: Bin ich nun ein Kunde zweiter Klasse, weil ich meine Kreditkartennummer nicht angeben will? Sieht ganz danach aus…

10 Comments

  1. Fraggle 24.05.2007
  2. BloggingTom 24.05.2007
  3. Fraggle 24.05.2007
  4. Patrick 24.05.2007
  5. BloggingTom 24.05.2007
  6. Headspicket 10.07.2007
  7. Schatte 10.07.2007
  8. hugo 30.10.2008
  9. hugo 30.10.2008
  10. Fritz 14.07.2010