Eine Diskussion heute morgen mit Christian Leu über seinen Wettbewerb zum Promoten seines Newsletters linkRiss! hat mich ins Grübeln gebracht. Was sind persönliche Empfehlungen heute noch wert?
Früher, da war alles noch so einfach. Eine Empfehlung eines Bekannten war etwas sehr persönliches. Der Bekannte empfahl das Restaurant nur, wenn er dort wirklich gut gegessen hatte. Oder er empfahl den Schreiner, weil der ihm eine Top-Wohnwand zu einem guten Preis schreinerte.
In Zeiten von Social-Media aber erwische ich mich aber immer wieder dabei, zu überlegen, ob die Empfehlung wirklich eine persönliche Empfehlung, sozusagen eine Empfehlung von Herzen, ist. Kunststück, schliesslich ist die gute alte Mund-zu-Mund-Empfehlung des Bekannten auch im Netz angekommen. Nur nennt sie sich heute Word-of-Mouth-Marketing oder Empfehlungsmarketing.
Wo ist die Motivation?
Zu oft spielen heute nämlich bei einer persönlichen Empfehlung ganz andere Faktoren mit als früher. Auf Facebook postet jeder bessere Wettbewerb eine Nachricht auf die Pinnwand des Teilnehmers oder nervt gar damit, dass die Gewinnchancen erhöht werden, wenn man seine Freunde mit einer persönlichen Nachricht zum mitspielen einlädt. Oder eben wie Christian derzeit: Er ruft dazu auf, seinen linkRiss! per Twitter, Facebook oder Mail weiterzuempfehlen. Für Ansporn sorgt ein iPad 2, der derjenige (oder eben diejenige) gewinnt, der am meisten neue Abonnenten generieren kann. Immerhin: Er greift persönlich in sein Portemonnaie, um den Wettbewerbspreis zu finanzieren.
Aber: Ist so eine Empfehlung nun eine echte Empfehlung? Eine Empfehlung die ich mache, weil ich vom Produkt begeistert bin? Eine Empfehlung aus Überzeugung also? Oder empfehle ich ein Produkt nur, oder zumindest vor allem, deshalb, weil ich damit meine Gewinnchancen erhöhe?
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das hier ist kein Angriff auf Christian. Die Diskussion auf Twitter über die Aktion gab einfach nur den endgültigen Antrieb, mal darüber zu schreiben. Ich kann den linkRiss nämlich durchaus empfehlen. Kurz und bündig liefert der E-Mail-Newsletter am bisher Newsletter-freien Sonntag regelmässig aktuelle News, Tipps und Dinge zum Nachdenken frei Haus. Nicht wirklich sehr tiefgründig, aber doch immer wieder inspirierend. Wer abonnieren will, macht das über diesen Link.
Aber nicht vergessen: Wer hier drauf klickt, bringt mich auch einem iPad 2 näher. Und kann sich jetzt selber fragen, wie das nun ist mit der persönlichen Empfehlung…
Interessant, denn ich las neulich etwas ähnliches zum Thema Facebook Likes mit dem Fazit: Nur weil man auf Facebook ein Produkt liked, heisst es noch lange nicht, dass man es mag.
Hallo Tom
Danke das du deine Gedanken niedergeschrieben hast. Wie du weisst, überlege ich mir ja auch einiges zu diesem Thema und das Experiment mit dem weiterempfehlen kostet mich ja auch insgesamt 1’000.- Franken die ich aus den Einnahmen von gelegentlicher Werbung im linkRiss! bezahle.
Das Empfehlungstool, mit den personalisierten Links habe ich programmieren lassen und davor ein paar Monate im Kopf und in Konzepten ausgedacht. Ich würde es als Marketingtool bezeichnen, genauso wie der Newsletter als Marketingtool auch heute noch seine Berechtigung hat.
Ich habe mir lange überlegt ob ich es wirklich wagen soll, die linkRiss! Leserschaft mit einem solchen Wettbewerb aufzupumpen. Am Schluss hat die Neugier gesiegt und ich habe das Projekt gestartet. Ich bin mir bewusst, dass ich mir damit die relativ hohe Lesequote von über 50% versauen kann. Anderseits sind es genau die Feedbacks die mich dazu ermutigen. Immer wieder höre ich Inspiration, jeden Sonntag Abend werden Links in Twitter aus dem linkRiss! zitiert und es macht Spass diese direkten Reaktionen zu erhalten.
Bezüglich den Empfehlungen habe ich in den letzten Tagen festgestellt, dass ein einfacher Tweet von Twitterern mit mehr als 3000 Followern mit dem Standardtext kaum einen neuen Leser anzieht. Nur jene, die sich wirklich ein wenig mehr Mühe geben kriegen es hin Freunde zu motivieren die zweisstufige Registrierung zu absolvieren.
Im Moment liegt der Anteil der neuregistrierten Leser mit einem vorname.nachname E-Mail Account bei ca. 80%. EIn weiteres Indiz das mich positiv stimmt.
Das heisst, das Involvement das nötig ist, um neue Leser wirklich dafür zu interessieren ist relativ hoch. Je besser daher die Beschreibung des Newsletters ist, desto mehr Erfolg hat man. Leider sehe ich die entsprechenden Beiträge auf Facebook nicht.
Wenn wir uns vergangene Wettbewerbe wie der Monopoly Hotel Contest anschauen, wissen wir auch wie schwierig es ist Leute für ein einfaches like zu motivieren um einer Person den Gefallen eines möglichen Hauptgewinns zu machen.
Ich bin froh, kann ich dieses Experiment ausserhalb Facebook machen und bin keinen Regeln unterworfen. Ich sehe einfach, dass zum jetzigen Zeitpunkt 20 erfolgreiche Empfehlungen für die Position 1 im aktuellen Ranking genügt.
Wie immer bin ich erstaunt, dass Aktionen von einem privaten Herausgeber, der aus Leidenschaft etwas tut, und experimentiert von der Umgebung viel kritischer angeschaut werden, als dies zum Beispiel bei Firmen wie Swiss, Migros etc. der Fall ist. Ich vermute hier einfach, dass es verunsicherung ist, wenn jemand 1000 Franken in sein Hobby investiert.
@Rene: Das sehe ich genauso. Mit einem Like bezwecke ich am Ende ja nur, dass die Nachrichten des Produkts in meiner Timeline auftauchen. So dass ich zum Beispiel beobachten kann, was da so geht. „Mögen“ muss ich es dafür noch lange nicht.
@Christian: Danke für die Insights zum linkRiss!. Die Intention des Blogartikels richtet sich aber nicht spezifisch gegen Deine Aktion. Sie war mit unserer Diskussion heute morgen auf Twitter halt einfach der Auslöser dafür, mir mal öffentlich Gedanken zur Sache zu machen. Aber wie ich geschrieben habe: Der Artikel richtet sich nicht gegen Dich!
Natürlich verhält es sich bei Aktionen von Swiss, Migros etc. genau gleich. Bei der aktuellen Swiss-Aktion auf Facebook hab ich zum Beispiel auch mitgemacht, die ständigen Statusnachrichten der App auf meinem Profil jedoch ständig wieder gelöscht. Fand das dann doch ziemlich spammig, obwohl die App – immerhin – nur im eigenen Facebook-Profil postet…
Kommunikationsanbieter, Fitness-Center, Versicherer aber auch Banken belohnen uns doch seit Jahren mit Gutschriften oder Geschenken. Soo neu ist der Mechanismus nicht.
Bisher konnten wir meist einfach direkt nachfragen, wieso uns etwas empfohlen wird und so ev. merken, wenn die Motivation nur von der Belohnung kam.
Eine persönliche (begründete) Empfehlung von engen Freunden ist für mich noch immer viel wert. Im Social Media Dickicht allenfalls noch, wenn ich den Empfehler als Kompetenz in seinem Gebiet wahrnehme.
Interessantes Thema…
Ich weiss nicht, ob die persönliche Empfehlung eine Abwertung durchgemacht hat. Wohl eher einen semantischen Wandel. Eine Empfehlung über Twitter ist dann halt doch nich ganz das gleiche wie eine herkömmliche Face-to-Face Empfehlung. Wenn für uns so selbstverständliche Begriffe aus dem sozialen Miteinander ins Digitale übertragen werden, scheint definitiv ein Hang zur Inflation vorhanden zu sein. Das deutlichste Beispiel ist wahrscheinlich der Begriff des „Friend“, der seit Facebook nicht mehr nur auf vetraute Beziehungen beschränkt ist, sondern von einer flüchtigen Bekanntschaft bis hin zu „ich will nur lesen, was du schreibst“ alles bedeuten kann. Oft ist die Verbindung auf dem sozialen Netzwerk ja die Einzige, die zwischen den Personen besteht.
Und die ganzen Wettbewerbe, die diese Mechanismen für sich nutzen wollen, vertreten auch das ganze Spektrum von aufdringlich nervig bis zur schnellen Verbreitung guter Inhalte. Schliesslich bin ich auch über den Lockstoff IPad auf den Linkriss aufmerksam geworden 😉
Als begeisterte und regelmäßige LinkRiss-Leserin habe ich schon Empfehlungen „einfach so“ gemacht. Mit dem Wettbewerb ist aber genau das Gegenteil passiert: ich habe mich bewusst entschieden jetzt keine Empfehlungen zu machen. Mit der Disskusion gestern habe ich mir überlegt warum eigentlich nicht? In meinem Fall hat nun die monetäre Motivation vom Wettbewerbspreis meine intrinsische Motivation aus Begeisterung verdrängt. Dieses Phänomen war mir bisher nur aus der Theorie bekannt 😉 Ich wünsche @Leumund auch weiterhin viel Erfolg und spannende Insights mit dem LinkRiss.
Persönliche Empfehlungen sind so viel wert wie die Reputation der empfehlenden Person. Wer dadurch auffällt, im Trigami-Stil Empfehlungen zu verteilen, muss damit leben, dass seine Empfehlungen als beschränkt im Wert betrachtet werden.
Sobald «Tell a Friend» zur Wettbewerbsaufgabe wird, nenne ich es «Sell a Friend». Unseren Kunden rate ich diesen Mechanismus ab, weil er Freundschaften vergiftet (übertrieben gesagt) und damit Sympathiewerte mindert. Aber der @Leumund ist mir trotzdem sympathisch.
Ich habe mal ein Buch zu diesem Thema gelesen. Es ist interessant, dass die Wertigkeit einer Empfehlung von der Person abhängt. Ganz bestimmte Personen mit bestimmten Eigenschaften, wie einen großen Bekanntenkreis und Einfluß, haben die Fähigkeit ein Empfehlung für den Empfohlenen wirklich wertvoll zu machen. Manche Geschäfte oder Produkte sind nur durch diese Art von Werbung berühmt geworden. Wenn man natürlich nur weiterempfiehlt, um an einem Gewinnspiel teilzunehmen oder ähnliches, ist die Empfehlung gar nichts wert.
@jaegi: Wobei „Friend“ ja nicht (mehr) „Freund“ bedeuten muss …
Siehe meinen Kommentar hier: http://leumund.ch/newsletter-m.....imi-009472
Wurde damals entspannt ignoriert 😉
Ich handhabe es da wie Mr. Blue. Persönlichen Empfehlungen gehe ich durchaus nach bzw. informiere mich genauer darüber, aber Empfehlungen etwa über Twitter oder dergleichen ignoriere ich in den meisten Fällen, weil es in aller Regel reine (bezahlte) Werbung ist, und eben keine Empfehlung mehr.
Ich sehe bei diesen Empfehlungen immer ganz genau hin, von wem sie kommt. Weil einige Leute empfehlen noch von Herzen und gehen mit diesen Werbekampagnen nicht mit. Das setzt allerdings persönliches Kennen der Personen voraus – was nicht mehr selbstverständlich zu sein scheint.
Interessante Überlegungen, vielen Dank. Wir haben uns überlegt, eine ähnliche Promotion zu starten: Entweder über einen ähnlichen Weg wie Leumund oder auf Facebook.
Haben dann allerdings eine andere Richtung eingeschlagen: Bei uns nimmt man automatisch an einer Verlosung teil, wenn man sich für den Newsletter mit allen Deals seiner Stadt einträgt. Dies hat zwar nicht den Traffic/Pump Effekt, dafür ist die Hemmschwelle sich einzutragen und am Wettbewerb kleiner, da kein Empfehlungsprozess vorausgesetzt wird.
Na, persönliche Empfehlungen von direkten Freunden/Kollegen sind immer am meisten wert – und das wird auch zukünftig so sein!
Was allerdings die ständig steigende Zahl „Internet-Empfehlungen von „Fremden“ angeht, denke ich, wird der Vertrauensbonus langsam schwinden..
Viele Grüße! HD-Flexo
Persönliche Empfehlungen dieser Art gebe ich NUR mit dem Hinweis „Werbung“ oder „Promotion“ oder „gesponsorte Empfehlung“ weiter – um genau das oben beschriebene Vertrauen nicht zu verlieren.
Wäre schön, wenn alle Blogger das so handhaben könnten. Denn WIR sind es, die der Werbewirtschaft vormachen, wie es in Zukunft laufen könnte.
Die persönliche Empfehlung im eigentlichen Sinne ist eine Empfehlung, die ich durch eigene Erfahrung vertraulich an eine Person weitergebe, denke ich. Etwas weiterzuempfehlen, was man nicht kennt oder wo jemand mit Gewinnchancen gelockt wird, ist meiner Meinung nach keine richtige Empfehlung. Zum Empfehlungsmarketing gehören persönliche Erfahrungen einfach dazu. Nur so kann ein Produkt oder eine Dienstleitung bewertet werden.
Tja schwieriges Thema. Ich würde einer Empfehlung nur dann vertrauen, wenn ich die Person gut genug kenne, um zu wissen, dass sie mir keinen Quatsch andreht. Außerdem finde ich es immer wichtig, dass die entsprechende Person mir den Grund für seine Empfehlung nennt. Nur zu sagen das etwas gut ist, reicht noch lange nicht aus.
Ich glaube, dass man heutzutage auch nicht unbedingt denjenigen vertrauen kann, die man besonders gut kennt. So gibt es auch Freunde und Bekannte, die einem sagen, dass man in dem Kleid gut aussieht oder das Essen super schmeckt, nur um die Gefühle von einem nicht zu verletzen, ohne böse Hintergedanken zu haben.
Doch besonders im Internet kann man daher vielen Empfehlungen nicht mehr trauen. Alle sind sie nur auf Geld aus, sodass man die „Marketing Tipps“ gar nicht mehr von einer richtigen und ernst gemeinten Empfehlung unterentscheiden kann. Schließlich sind es im Internet auch nur Worte. Bei einem Gespräch, wo man sich gegenüber steht, kann man durch gewisse Ausdrucksweisen vielleicht noch etwas erkennen. In der Cyberwelt ist dies aber nicht mehr möglich.