Nein, ein Bubentraum war es nicht, einmal in einem Tesla Roadster herumzufahren. Dafür gibt es Elektroautos schlicht noch zu wenig lange. Und die ersten Elektroautos auf dem Markt waren dann schlicht zu hässlich, als dass man daraus ein Verlangen hätte ableiten können.
Spätestens aber seit Februar 2008, als Jason Calacanis in einem Video (das leider nicht mehr online ist) mit seiner Corvette einem Tesla Roadster etwas hoffnungslos hinterherhechelte, war klar, dass eine Probefahrt in einem Tesla ein absolutes Muss ist. Denn, so zeigte sich damals im Video, so ein Tesla ist nicht nur schnell, sondern auch noch ziemlich ansehnlich. Kein Wunder, denn der Tesla Roadster steckt in einem Blechkleid Kohlefaserkleid des britischen Sportwagenherstellers Lotus und erinnert in vielen Teilen an den Lotus Elise. Endlich Schluss also damit, dass Elektroautos mit unansehlichen Fahrzeugen gleichzusetzen sind.
Als vorletzte Woche dann nach London, Monaco und München in Zürich der vierte Tesla Store in Europa eröffnet wurde, kam ich dann auch (endlich) zu meiner Probefahrt. Und die war ziemlich beeindruckend – alle meine Vorurteile gegenüber Elektroautos waren bereits an der ersten Ampel verschwunden. Und als die Ampel grün zeigte, wurde ich in den Sitz gepresst, als sässe ich in einer Dodge Viper. Der Tesla Roadster mit seinem Dreiphasen-Elektromotor und 288 PS benötigt nämlich, gleich wie der Supersportwagen mit 8,4 Liter-Benzinmotor und rund 600 PS, 3,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 (beziehungsweise gemäss offizieller Lesart 3,7 Sekunden von 0 auf 96 km/h). Und das ist, mit Verlaub, doch ziemlich heftig – sorgt aber für ungeheueren Fahrspass.
Auf den ersten paar Kilometern empfindet man es allerdings als ziemlich verwirrend, dass kein Motorengeräusch zu hören ist. Da macht sich kein fauchender Motor bemerkbar und dementsprechend gibts auch kein „gäselen“ am Rotlicht – etwas, was ein Kommentator bereits damals beim Calacanis-Video am Tesla bemängelte:
can’t whoop the engine at girls if the car sounds like a electric car
Und auch die Velofahrer auf der Strecke sahen manchmal eher etwas erschrocken aus, wenn man sie (fast) lautlos überholt. Und das wird wohl auch eines der Probleme sein, mit denen man sich als Elektrofahrzeug-Pilot erst mal anfreunden muss: Man wird im Verkehr nämlich je nach Situation etwas weniger wahrgenommen, was durchaus für Probleme etwa mit Fussgängern oder Velofahrern sorgen kann.
Dem eigentlichen Fahrspass tut das aber (natürlich) keinen Abbruch und mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern pro Batterieladung (immerhin fahren 6831 handelsübliche Lithium-Ionen-Batterien mit einem Gewicht von 450 Kilogramm mit) hält der auch noch ziemlich lange an. Und je länger man fährt, desto weniger möchte man den Roadster wieder aus der Hand geben. Aber leider hat jede Probefahrt ihr Ende – auch meine.
Fazit: Hätte ich grad mal irgendwo die 99’000 Euro für den Tesla Roadster Sport übrig (den etwas langsameren „normalen“ Roadster gibts ab 84’000 Euro), würd ich mir sofort einen kaufen. Die Verbindung zwischen Elektrofahrzeug und Sportwagen hat bisher selten mehr Spass gemacht. Das hat sich spätestens am Ende der Probefahrt gezeigt – dann nämlich, als ich am liebsten nicht mehr ausgestiegen wär…
Cooler Artikel 🙂
Wegen dem überhört werden: Der Tuner BRABUS hat bei ihrem modifizierten Tesla Roadster im Kofferraum, neben tausenden Batterien, einen Subwoofer eingebaut. Auf Knopfdruck können nun verschiedene Sounds gewählt werden, die ans Gaspedal gekoppelt sind. Soweit ich mich erinnern kann, waren am Autosalon 2009 in Genf neben V8- und Rennwagen-Sound auch ein Raumschiff-Motorgeräusch möglich 😉
Ein tolles Auto, auch wenn die Farbe nicht ganz stimmt. 🙂
Ich habe mich mal bei einer Projektarbeit mit Elektomotorautos (also eigentlich Brennstoffzellenfahrzeugen) auseinandergesetzt. Ich stiess bei meiner Recherche auf das gleiche Problem, die beinahe Lautlosigkeit der Fahrzeuge. Ich entwarf allerdings ein Modell auf Papier, welches Lösungsansätze für dieses Problem enthielt:
a) man kann die Reifengeometrie verändern, dass diese mehr Geräusche beim Rollen erzeugen und b) Motorensound aus der Konserve, einschaltbar per Knopfdruck (auch mit Lautsprechern gegen aussen). Wählbar zwischen Lotus-Turbo-Sound oder Limousine. Natürlich würde es dann auch bald Hacks geben und man könnte das Alfa Romeo 8C-Soundkit raufspielen. 😀
Als die ersten Dampfeisenbahnen durch die Gegend fuhren wurden Sie mit feuerspeienden Drachen verglichen. Die ersten Automobile wurden wegen ihrem Lärm und Gestank (im Vergleich zu Pferden) verhöhnt und verteufelt. Und jetzt brauchen die Menschen eben Zeit, sich an die (beinahe) Lautlosigkeit von Fahrzeugen zu gewöhnen: Elektro Fahrräder, Elektro Roller, Elektro Autos, …
Toller Bericht! Ich muss dann auch mal was über die Idee Tesla schreiben. (Ohne ihn gefahren zu sein) Ansonsten erinnere ich mich daran wie ich mal einen Lexus Hybrid ausgetestet habe und mir der Verkäufer auch warnend gesagt hat, ich müsse in Fussgängerzonen aufpassen da das Auto nicht zu hören ist. Ich denke gerade in langsamen Fahrten und Manövern liegt die grösste Gefahr. Hier könnte man wie bei Lastwagen einfach so ein BiepBiepBiep einbauen. 🙂
Da hätte es noch einen Platz frei gehabt. Nimmst Du mich mit, wenn Du das nächste Mal in 4Rad Mission unterwegs bist?
@Christian: Mit einem BiepBiepBiep will ich aber nicht durch die Strassen fahren…
@Ralph: Nur, wenn Du ein Hammer-Video der Drei-Pässe-Fahrt machst…
Man muss neidlos eingestehen: Du machst Dich gut in diesem Flitzer! Drannebliibe 🙂
Tesla steht noch eine grosse Zukunft bevor. Das Know-how rund um das Tema Batterieantrieb ist erst noch am Anfang. Nicht umsonst haben Mercedes und Toyota Interesse an Tesla’s Know-how.
Verfolge Tesla schon seit längerem und ich muss sagen, wenn der Preis noch etwas runterkommt, dann wärs echt verlockend 🙂
6831 handelsübliche Lithium-Ionen-Batterien? Klingt nicht gerade umweltfreundlich! Und auch der Strom der benötigt wird, um die kleinen Kerle immer wieder aufzuladen, kommt meines Wissens leider auch nicht aus heiterem Himmel. Ich würde liebend gerne mal eine unabhängige Ökobilanz sehen.
Toller Test. Das macht ja richtig Lust auf eine eigene Probefahrt.Und München ist ja nicht so weit weg. Mal schauen…
@Stefan und wir hört sich denn so n Raumschiff an? Das saust doch auch mehr oder weniger geräuschlos durchs All, oder?
Schon krass, wie wir uns noch umgewöhnen müssen und uns nur auf das hören verlassen.
@mee: Keine Ahnung. Hatte damals nur den V8 getestet 😉
Aber Brabus nennt dies „BRABUS Sound Space Generator“, kannst ja mal googeln …
OK, hört sich echt abgefahren an 😉
Diesen Testbericht kennst du, oder? 😉
@rouge: Klar, kenn ich natürlich. Zum Video gibts aber ein wichtiges Detail:
siehe http://www.guardian.co.uk/media/2008/dec/24/jeremy-clarkson-top-gear-tesla-electric-car
Ja, genau! Die „Top Gear“-Affäre 😉 Ich habe damals auch einen kurzen Bericht über die Phantasie der Leute geschrieben.
Schöne Sache! Falls du Lust auf eine weitere Probefahrt hast: ich hätte noch ein Plätzchen zu vergeben 🙂
„““6831 handelsübliche Lithium-Ionen-Batterien „““ – wenn ich mir als Twike-Fan und Fahrradfahrer so vorstelle, was man damit sinnvolle(re)s für die Umwelt anstellen könnte als die Dumpf-Fantasien von Geschwindigkeitsgeilen zu befriedigen… 🙁
Der Tesla ist so sinnvoll wie ein Kropf und die völlig falsche Entwicklung.
@Rolando: Jesses, fast das Angebot verpasst. Also falls das noch aktuell ist, nehm ich natürlich gern auf dem (Beifahrer-) Sitz platz…
Wieso denken die Leute immer Elektromobile seien lahme Enten? Wahrscheinlich erinnern sich die Leute vor allem an elektrische Golf Carts und ähnliches. Der Elektroantrieb hat aber den grossen Vorteil, dass er im Gegensatz zu einem Benziner ein konstantes sehr hohes Drehmoment hat, das von Start weg zur Verfügung steht.
Ich bin vor Jahren mit einem Elektro 3er BMW aus dem Stand mit beiden Rädern über den Bordstein gefahren – mit Absicht. Im Gegensatz zu einem normalen Auto war das ganz kontrolliert und ohne Probleme möglich.
Ich bin mir fast sicher, dass der Tesla Antrieb was die Beschleunigung angeht kastriert ist. Das Ding wäre sonst nicht zu beherrschen und viel zu gefährlich im Strassenverkehr.
Also ich bin richtig neidisch. Ich finde dieses Auto sowas von absolut genial und würde soooo gerne mal darin fahren.
Peter, ich denke genau dieses sehr hohe Drehmoment ist die Schwierigkeit ein Auto elektronisch so aufzumotzen bis es „geschmeidig“ fährt. Ich will ja Auto- und nicht Mofafahren 🙂
@Marius
Ich habe dein Kommentar nicht verstanden. Der Tesla fährt mit Asynchron-Motoren, welche zusammen mit dem Inverter die vollen 375 Nm *unabhängig* von der Geschwindigkeit entwickeln. Das Fahrzeug muss deshalb über ein gutes ASR verfügen, damit es nicht zu einem unbeabsichtigten Burnout beim Anfahren kommt.
Bei einem Mofa muss der Motor zuerst ein gewisse Drehzahl haben, bevor das volle Drehmoment zur Verfügung steht.
Elektro Autos sind genau die richtige Antwort. Das hat jetzt sogar GM begriffen und der Opel wird dabei an erster Stelle stehen.
nächsten Samstag eine Gelegenheit für dich! http://twitter.com/flog/status/22801676645
Ich bin immer wieder erstaunt, dass Leute mit zu leise Autos Probleme haben. Sie könnten sie überhören. Aber ich fahre selber einen normalen Benziner und dennoch überquerten Leute über die Strasse, ohne mal umzusehen. Ich musste selbst hupen, dann schrecken sie hoch. Benziner sind also doch leise genug. Zweitens ich bin selbst gehörlos und wäre froh, dass Leute endlich wie ich umsehen, bevor sie die Strasse überqueren wollen! Ich bin viel mit Autos, Fahrräder und zu Fuß unterwegs und bin schon über 40 Jahre alt. Ich lebe ja unfallfrei. Ich sehe es also kein Problem, Autos nicht hören zu können. Es gibt Leute, die Kopfhörer laute Musik hören und auf Strassen gehen……. Keine Blinde fahren ja mit Autos, nur weil sie hören können! Ergo: AUGEN AUF!!! FERTIG!
Toller Bericht. Allerdings könnte ich mich noch nihct mit Elektroautos anfreunden. Es fehlt einfach der Motorsound und die Charakteristik eines Motors – speziell in Verbindung mit Hochdrehzahlmotor. Sagen wir mal so, ich würde meinen GT3 nie gegen einen Mixer austahscne, das Sprotzeln beim Zuürckschalten, das Schreien wenn du mit 250km/h die Fuchsröhre runterballerst und die lineare leistungsemfaltung, die es dir erlaubt so früh am gas zu stehen… sorry… fahre eine runde nos mit dem teil und ich sage dir: E-Mobility ist nix (siehts ja im Link, dass die Batterien Probs machen). 400km Reichweite haste in der Stadt bei Mehr Rekuperation als Beschleunigung, aufm Track oder BAB geht dem Tesla nach 150km die Puste aus und wo ist da die Emotion? Neee, Vehementz bei 8400U/min kann kein Dreiphasenmotor ersetzen.
Lineare Leistungsentfaltung bei einem Verbrennungsmotor? Zurück in die Schule bitte!!! Das hat eher ein Elektro als ein Verbrennungsmotor. Des weitern dreht ein Elektromotor MASSIV mehr als die 8400U/min vom Porsche und 100km kosten weit weniger als mit einem Benziner.