IQ-Test: Die Abzocke geht weiter…

Bereits im Februar hatte ich über die Abzocke mit IQ-Tests geschrieben und aufgezeigt, dass der massiv mit AdSense beworbene Test, wo in Tat und Wahrheit ein teures SMS-Abo abgeschlossen wird, gegen Schweizer Gesetze verstösst. Sechs Monate später ist es an der Zeit zu sehen, ob sich etwas zum positiven verändert hat.

Abzocke mit IQ-Tests - Werbebanner auf AdSense

Kölner Netsize taucht immer wieder auf
Doch die Nachschau ist leider ernüchternd. Zwar hat der im portugiesischen Montijo sitzende Betreiber einige Änderungen vorgenommen, doch dabei handelt es sich weitgehend um „kosmetische Korrekturen“. So wird nun die Kurznummer 9977 verwendet, die aber, wie die Vorgängernummer 9911, der deutschen Firma Netsize in Köln gehört. Netsize, offenbar einer der grössten Solution Provider in Europa für solche Mehrwertdienste, wollte sich im Februar nicht zu den Vorwürfen äussern und auch meine erneute Anfrage bleibt unbeantwortet. Offenbar können es sich die Kölner leisten, immer wieder im Dunstkreis mit unseriösen Anbietern genannt zu werden.

Reagiert hat dafür die Firma Simm-Comm aus Schlieren, die im Februar noch die Support-Telefonnummer für den dubiosen IQ-Test-Anbieter zur Verfügung stellte. Diese drohte bereits damals an, ihre Dienstleistungen einzustellen, sofern die Nummer weiterhin in Zusammenhang mit dem Angebot genannt wird. Diesen Worten scheinen nun auch Taten gefolgt zu sein, denn die Nummer wird nirgends mehr auf der Website genannt. Doch eine Support-Nummer gibt es weiterhin. Die lautet neu 0800 060066 und gehört, wen wunderts, der deutschen Netzsize GmbH.

Verwirrende Preisangaben
Korrigiert haben die Abzocker auch die Geschäftsbedingungen. Während diese im Februar noch äusserst missverständlich waren, geht nun etwas klarer hervor, wieviel das SMS-Abo (das man ja eigentlich gar nicht haben will) kostet:

iq-testeuropaischer.com - Neue AGBs

Wer nun jedoch glaubt, damit seien die Kosten klar, der irrt. Auf der Auswertungsseite, wo die Opfer der Abzocker ihre Handynummer eingeben sollen, um einen PIN für den Zugriff auf die Ergebnisse des IQ-Tests zu erhalten, prangt nämlich ein ganz neuer Hinweis. Neuerdings ist auf der Eingabeseite für die Handynummer also tatsächlich der Preis vermerkt. Allerdings ein anderer als auf der Startseite. Und ein Preishinweis in der rechten oberen Ecke der Seite, weit weg vom Eingabefeld, dürfte das Angebot (abgesehen von der Preisverwirrung) nicht viel legaler machen.

iq-testeuropaischer.com - Handynummer-Eingabeaufforderung

Und Google?
Und was meint eigentlich Google dazu, dass über ihr Werbenetzwerk AdSense Werbung für solch unseriöse Geschichten gemacht wird? Doch Google ist bekanntlich ein verschwiegenes Unternehmen – so verschwiegen, dass man sich auch am Google-Sitz in Zürich im Februar nicht zur Sache äussern wollte. Vor rund einem Monat konnte ich via Twitter immerhin Stefan Keuchel, Pressesprecher von Google Deutschland, eine kurze Stellungnahme entlocken (wie @dworni glücklicherweise screenshot-mässig festgehalten hat):

Stefan Keuchel zu den IQ-Test-Bannern auf AdSense

Allerdings scheint das nur ein Lippenbekenntnis zu sein, denn auch heute vormittag sind die Banner auf AdSense noch immer allgegenwärtig. Das deckt sich leider mit den Erfahrungen der Zeitschrift c’t, die Google in Zusammenhang mit dem Abofallen-Portal Opendownload.de um eine Stellungnahme bat (c’t 11/2009):

Der Konzern antwortete mit dem Standard-Statement: „Wir arbeiten aktiv daran, Webseiten, die in unserem Werbenetzwerk bösartige Software bewerben, zu ermitteln. Konten, die Anzeigen beinhalten, die auf Webseiten mit bösartiger Software weiterleiten, werden von uns sofort gesperrt.“ Wir wiesen darauf hin, dass es sich nicht um bösartige Software, sondern um zwielichtige Werbepartner handelt. Darauf erhielten wir keine Antwort mehr.

Traurig, aber wahr: Es scheint, dass die wenigsten involvierten Firmen bereit sind, den Abzockern einen Riegel zu schieben. Zumindest, solange man gutes Geld mit ihnen verdienen kann. Der Dumme ist, einmal mehr, der Konsument. Zumindest diejenigen Konsumenten, die, wie in diesem Fall, den eigentlichen IQ-Test auf der Seite nicht bestanden haben – und sich damit ein teures SMS-Abo eingehandelt haben.

16 Comments

  1. Christian Leu 6.08.2009
  2. MAD 6.08.2009
  3. Stiffler 6.08.2009
  4. Dominik 7.08.2009
  5. Jan Theofel 7.08.2009
  6. shibumi 7.08.2009
  7. Walti 8.08.2009
  8. hosae 8.08.2009
  9. Lea 13.08.2009
  10. noname 13.08.2009
  11. Voxx 14.08.2009
  12. noname 16.08.2009
  13. Elsa 20.08.2009
  14. reingefallen 16.09.2009
  15. Marlene 11.03.2010
  16. carmen 7.04.2010