Unter massivem Einsatz von Google-Ads wird derzeit mit prominenten Gesichtern für einen Online-IQ-Test geworben. Das Ergebnis erhält aber nur, wer am Ende des Tests seine Handynummer eingibt – angeblich um einen PIN für den Zugriff auf die Ergebnisse zu erhalten. In Tat und Wahrheit ist die Abfrage der Handynummer aber der eigentliche IQ-Test.
Denn ist die Nummer erst mal eingegeben, hat man ein SMS-Abo abonniert, das einiges an Geld kostet. Wie hoch die Kosten tatsächlich sind, wissen aber wohl nur die Betreiber. Die Geschäftsbedingungen kann man zumindest interpretieren, wie man will: Einmal ist von neun Franken pro Woche die Rede, aber auch von 16 Inhalten à Fr. 3.- pro SMS, was dann mit Fr. 48.-/Woche zu Buche schlagen würde.
Die gesetzliche Lage
Zwar werden die oben gezeigten Geschäftsbedingungen auf der Startseite des Angebotes gezeigt, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang – bei der Website geht es ja um das Ausfüllen eines IQ-Tests. Auf der Seite, wo am Ende die Handynummer eingegeben werden soll, fehlt aber jeglicher Hinweis auf das SMS-Abo und die dadurch entstehenden Kosten. Dieses Vorgehen verstösst nach Ansicht des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO, das als Oberaufsicht über die Anwendung der Preisbekanntgabevorschriften waltet, klar gegen das Gesetz, wie Guido Sutter, Leiter Ressort Recht, erklärt:
Die Preisinfos („Jede 6 Tage erhalten Sie 16 Inhalte für nur 3chf/sms [9chf/Woche]“) sind aber unklar und in keiner Weise nachvollziehbar und es wird auch nicht spezifiziert, was für Inhalte man überhaupt abonniert. Unseres Erachtens werden dadurch die Art. 11b Abs. 1 (unmissverständliche Preisbekanntgabe) und Art. 13 bzw. 14 PBV verletzt (ungenügende Spezifizierung des Abonnements).
Sutter sieht auch das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verletzt, auch wenn er darauf hinweist, dass das SECO im Bereich des UWG keine Aufsichts- oder Interventionskompetenzen habe:
Unseres Erachtens ist das gesamte Geschäftsgebaren der Webseite-Betreiber auch aus dem Blickwinkel des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) fragwürdig. Das Vorschieben eines IQ-Tests zur Erschleichung eines SMS-Abonnement-Vertrages über nicht spezifizierte Inhalte ist unseres Erachtens nicht mit Treu und Glauben im Geschäftsverkehr vereinbar.
Wer steckt dahinter?
Grund genug also beim Domaininhaber nachzufragen. Doch Inhaber Jorge Ventura aus dem portugiesischen Montijo verspürte bislang wenig Lust, auf meine Fragen zu antworten. Auch die Firma Netsize AG aus Köln, Inhaberin der Kurznummer 9911 und einer der grössten Solution Provider in Europa, hat bis jetzt jede Stellungnahme verweigert. Speziell im Falle der Netsize ist das äusserst schade, denn es hätte mich brennend interessiert, wie sie die IQ-Abzocke mit dem Vertrag mit dem Schweizer Mobilnetzbetreiber (in dem als Vertragsbestandteil auch der Code-of-Conduct [PDF] aufgeführt ist) in Einklang bringt. Zu hoffen bleibt zumindest, dass dieser Artikel zu einer Reaktion der Mobilnetzbetreiber gegenüber Netsize führt.
Bleibt der Inhaber der Telefonnummer +41 44 447 77 30, die Firma Simm-Comm GmbH in Schlieren, die in den Geschäftsbedingungen des IQ-Tests als „Hotline“ aufgeführt ist. Gemäss Geschäftsführer Marcel Manz habe man die Rufnummer „exklusiv“ der Webseite www.natta.com zur Verfügung gestellt. Die Anrufe würden man im Auftrag des Kunden an ein Callcenter in Deutschland weiterleiten. Allerdings sei der Simm-Comm die Nutzung der Nummer für den IQ-Test bisher nicht bekannt gewesen und sei auch nicht genehmigt worden. Marcel Manz weiter:
Als Dienstleister von SMS-Services haben wir die von Ihnen erwähnte Seite iq-testeuropaischer.com geprüft und können Ihnen mitteilen, dass diese Seite unseres Erachtens nicht nach den geltenden Regeln arbeitet. Wir werden den Kunden, welcher die Callcenter Nummer bestellt hat, entsprechend unterrichten und behalten uns vor die Rufnummer 044 447 77 30 einzustellen, sollte unsere Rufnummer weiter im Zusammenhang mit der Firma Netsize gelistet werden.
Viel passiert ist scheinbar bisher aber nicht, denn heute, acht Tage nach Manz‘ Antwort, wird die Nummer noch immer auf der Seite genannt. Ob das nun an der (ebenfalls aus Portugal stammende) Firma TIM WE, die die Rufnummer von der Simm-Comm gemietet hat, liegt oder an Manz‘ Firma selbst, ist bisher nicht bekannt.
Reingefallen. Was tun?
Wer auf das undurchsichtige Angebot reingefallen ist, hat jedoch Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren, wie Guido Sutter vom SECO erklärt. Nach Art. 38 Abs. 4 der Fernmeldedienst-Verordnung kann ein Kunde eine Rechnung für Mehrwertdienste bestreiten. Tut er das, so darf das Mobilfunkunternehmen deswegen den Anschluss nicht sperren oder den Vertrag vor Beilegung des Streits kündigen.
Guido Sutter weiter:
Konsumenten, die mit einer Rechnungsstellung für den SMS-Abo-Service belangt werden, tun also gut daran, die Rechnung auf Grund dieser Bestimmung zu bestreiten. Ferner sollten sie sich an die „Ombudscom“ in Bern wenden. Dies ist die Schlichtungsstelle der Telekombranche. Diese Schlichtungsstelle vermittelt zwischen Konsumenten und schweizerischen Fernmeldedienstanbieterinnen bei Kundenbeschwerden, welche nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten. Auf der Internetseite der Ombudscom www.ombudscom.ch (Ombudscom, Schlichtungsstelle der Telekombranche, Bundesgasse 26, 3011 Bern, Tel. 031 310 11 77) finden sich weiterführende Informationen. Insbesondere sind dort unter dem Stichwort „Verfahrensablauf“ auch die Voraussetzungen für Schlichtungsbegehren aufgeführt.
Dazu kann ein Betroffener auch Strafanzeige wegen Verletzung der Preisbekanntgabeverordnung oder einen Strafantrag wegen Widerhandlung gegen das UWG erstatten.
Und? Wieviel ist Dein IQ Wert? 😉
Gemäss Informationen die ich letzthin erhalten habe ist die ganze SMS und MMS Branche (Porno, IQ-Test, Kontakte etc.) bzw. eine zentrale Firma für dieses ganze Business grösster Einzelkunde der Swisscom. Also noch vor Firmen wie SBB, Nestle oder anderen Grossfirmen. Das heisst, Swisscom und die anderen provider haben kein grosses Interesse solche Sachen zu unterbinden.
Der IQ Test ist nicht die einzige Abzocke, siehe z.B
http://www.mychristmasnet.com/ws/acp?sp=413028&t=65757
Hier kann man ein Nintendo gewinnen. Die AGBs sind identisch wie beim IQ Test. Das gleiche gibt’s für Hausaufgaben, Fahrprüfungen, Nachbarsuche, SMS etc.
Es gibt hunderte solcher Seiten, siehe diese Liste:
http://www.freizeitfreunde.de/media/images/artikel/6rat___tat/2geld___recht/01_09_8/internetabzocke/Vorsicht_Falle.pdf
Die Foren sind voll von Hilfesuchenden, die darauf reingefallen sind.
Nachdem der Ringtones Hype am abklingen ist, sind IQ Tests der nächste grosse Money Maker im amerikanischen Raum und werden von zahlreichen Affiliates promoted.
Würde mich wundern, ob die von Dir untersuchten Anzeigen von der Firma direkt geschalten oder durch Affiliates beworben werden.
Grundsätzlich ist mir in der Schweiz auf Facebook aufgefallen, dass in Amerika erfolgreiche „Affiliateprodukte“ (wie z.B. von Clickbank) zunehmend auch hier beworben werden. „Sixpack Abs“ lässt grüssen!
Sehr gut recherchiert, gerade auch in rechtlicher Hinsicht! 🙂
@Eric: Habe mir das mal angesehen: Scheint tatsächlich so, als dass die Ads von einem Affiliate geschalten wurden. Darauf lässt zumindest schliessen, dass die Redirects ständig eine Affiliate-ID weitergeben…
@BloggingTom: Geht der Anzeigenlink über einen oder mehrere Redirects?
Hoppla, hoppla.
Diesen Sch**** will ich meinen Besuchern nicht antun. In den letzten Tagen wurde mehr oder weniger exklusiv diese Schrott-Ads angezeigt.
Weiss jemand gerade die Domain, die man bei Adsense sperren muss?
Hm, sieht aus wie das SchmidtleinBrüder-Geld-Druck-Prinzip….
Das die sich das noch nicht haben patentieren lassen 🙂
Millionen, aber Millionen werden mit sowas verdient….
Guter Artikel!
Mittlerweile sind doch alle Internetnutzer vorsichtiger geworden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mich nicht mehr an irgendwelchen Plattformen anmelde oder Buttons klicke, ohne mich zu vergewissern, dass da kein Haken an der ganzen Sache dran ist. Wenns nicht unbediengt notwendig ist, dann lass ich es meist ganz sein. Ein Bekannter von mir hatte sich auch mal an einem IQ test probiert, er hatte den Test ganz normal durchgeführt und im Anschluss sollte er dann seine Email angeben, um sein Ergebnisse zu bekommen. Plötzlich hatte er eine Rechnung im Posteingang von ca. 70 Euro, für die Nutzung des IQ-Tests. Mans ollte echt vorsichtig sein!
Ich bin auch Opfer von Netsize, Aber ich habe nur mein Nummer gegeben und schnell aufgehört,weil sie schon mehr Angaben verlangen haben, dass ich kömisch fand, und jetz habe ich eine Rechnung per Orange per mehr als 50ch. (2.79 per sms,die ich bekommen habe), Orange gibt mir keine Lösung, sie sagen dass ich muss nur bezahlen… ich finde so fresch von dieser Firma, die in die legälität raubt dein Geld. Aber wäre besser wenn mehr Leute, sich zusammen beklagen… sonst werden Sie immer mehr Leute ihres Geld rauben. und wir bekommen kein Geld züruck, ich finde es so… also so wie so gehe ich nach Ombudscom. Aber wie ich sagte, wäre besser wenn wir was zusammen unternehmen…
Hallo Elena
Ich wäre auch dabei, wenn wir uns zusammen tun würden, damit wir auch ernstgenommen werden!
Es geht zwar nicht um so viel Geld, trotzdem ist es eine verdammte Frechheit, so das Geld abzuzocken!
Wenn ich dich, Lieber Tom, richtig verstehe, würde man ja im schlimmsten Fall vor Gericht gehen und mit guten Karten dastehen..
Nun dieser Aufwand lohnt sich nicht und bei Ombudscom erreichte ich bis jetzt nur den Telefonbeantworter..
Tja, hat jemand eine Idee?
Liebe Grüsse
Flo
hallo Flo,
ich habe schon Kontak mit Netsize gehabt per email (ich kann dich,die Adresse geben), nach viele email, haben mich eine halb Lösung gegeben,mit dem ich nicht einverstanden bin, aber… ich weiss es nicht ob ich weiter gehen werde,weil ich nicht weiss ob ich was gewinnen werden oder nur Energie verbrauchen. Der Fall ist, sie wissen es, das die Leute werden nur bezahlen um Problemen zu vermeiden, darum machen Ihre „Businnes“ schon lange ohne das die Leute sich beklagen. ausserdem diese seite, habe ich nicht in den Medien gelesen,usw.
AN ALLE
Mein Typ:
Ihr könnt bei eurem Mobil – Telefon – Anbieter alle diese sogenannten Kurznummern und andere Business Nummern „0900“ etc. sperren.
Bei Swisscom heisst das “ SPERRSETS “
Dazu geht ihr in euer Kundencenter.
Unter Mobile Einstellungen, …könnt ihr alle diese Nummern sperren lassen.
AN DEN PRANGER MIT ALL DIESEN ABZOCKERN
der iq test hat gerade meine handykarte leergelutscht, 8,97€ totale abzocke. wie kriege ich mein geld zurück?? so eine dreistigkeit habe ich noch nie erlebt.
An Alle
Bei mir auf der Swisscom – Rechnung, unter, > Sonstige Dienstleistungen = Services anderer Anbieter ( NetSize ) SMS Services Fr. 36.00 <, …habe ich diesen Betrag vom Total der Rechnung abgezogen und nur die normalen Kosten meines Mobile – Abo`s einbezahlt.
Nach Art. 38 Abs. 4 der Fernmeldedienst-Verordnung kann ein Kunde eine Rechnung für Mehrwertdienste bestreiten. Tut er das, so darf das Mobilfunkunternehmen deswegen den Anschluss nicht sperren oder den Vertrag vor Beilegung des Streits kündigen.
Auch, wenn es Mühsam ist, wehrt Euch !!! Es lohnt sich !!!
AN DEN PRANGER MIT ALL DIESEN ABZOCKERN
Ich würde solch einem Abo immer widersprechen. Die größte Sauerei finde ich allerdings, dass die Anbieter vorher nicht warnen, dass man den ganzen IQ Test machen muss, nur um dann herauszufinden, dass es ohne Eingabe der Handynummer kein Ergebnis gibt.
Habe dazu auch einen kleinen Blogbeitrag verfasst:
http://de.totaltest.com/news/testnews/online-iq-test-abzocke/
Ich bin gerade auf einen Führerschein-Test aufmerksam geworden. Link hierzu a) http://www.drivingexam.de
b) Wer dahintersteckt = Weitere Kommentare erübrigen sich. Meines Erachtens wäre es gut, wenn sich vielleicht mehr Leute bei Wot (Web of Trust) einbringen würden.
Viele Grüße
2010-05-16_Sonntag
Hallo,
also ich habe jetzt nicht so ganz verstanden, wie ich dieses doofe Abo wegbekomme. Ich habe eine Guthabenkarte, wo ich ungefähr alle 4-5 Tage eine SMS bekomme, die mich mal 3 mal 5 Euro kostet und das kann ich kein Stück gebrauchen.
Ich bin Schülerin und find das voll dumm von mir, dass ich darauf rein gefallen bin 🙁
Ey, dabei hat mich meine Mutter immer gewarnt.
Also ich denke mal, dass diese STOP-SMS nicht funktioniert, was kann ich denn tun, damit dieses Abzock-SMS‘ aufhören zu kommen?
Ich hatte jetzt eine Zeitlang kien Guthaben, da kam trotzdem alle 4Tage ne SMS, in der stand, dass ich zurzeit leider kein Guthaben habe, und deswegen keine SMS‘ mehr kommen, aber sobald ich aufgeladen hatte, sind die wieder da D:
Was soll ich tun?
Danke schon mal (:
Tamia
Hallo, ich habe jetzt erst die Info bekommen, dass Du hier geschrieben hast.
Du bist mit 14 noch nicht voll geschäftsfähig, also ist dieser Vertrag rein rechtlich nicht zustande gekommen. Teil das der Firma schriftlich mit. Irgendwo wird eine Adresse, z. B. im Impressum stehen. Versuche das Abbuchen zu stoppen. Wenn Du eine Prepaidkarte hast, nimm sie heraus und kaufe dir irgendwo eine Nummer. Hast Du einen Vertrag, verweigere die Zahlungen.
Im übrigen, da kein Vertrag zustande gekommen ist (weil Du ja minderjährig bist), geht zur Polizei und erstatte eine Anzeige. Die Firma bereichert sich unrechtmäßig und wenn sie dein Geld nicht wieder rausgibt, kann man sagen, dass sie dich betrügen. Wenn Du also in Deutschland wohnst, kann Du zu jedem Polizeirevier gehen und einen Anzeige erstatten. Der oder die Polizistin muss in jedem Falle die Anzeige aufnehmen, dazu ist er nach § 163 Strafprozessordnung (StPO) verpflichtet. Nur die Staatsanwaltschaft (StA) kann evtl. eine Anzeigenaufnahme verweigern, bzw. sagen, dass was der Polizist aufgenommen hat ist kein Rechtsverstoß. Im übrigen kannst Du auch (geht aber wohl nur über einen Anwalt) nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) die Herausgabe deines Geldes verlangen, weil sich die Firma ungerechtfertigt bereichert hat.
Viel Erfolg – Zaddikim – die Söhne des Gerechten
Hier ist der Link von Web of Trust, kann man für den Firefox und ich glaube auch IE als Addon einfach herunterladen. Man wird dann in fast allen Fällen gewarnt, wenn man auf eine Abzockseite kommt =
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/3456
Es ist natürlich gut, wenn möglist viele Menschen sich daran beteiligen, denn WIR sind das NETZ!!!
Hallo (:
bin jetzt zwar nicht 14, aber mit 15 gelten bestimmt die gleichen Regeln ;D
Ich habs meiner Mutter gesagt, sie meinte dasselbe.. bloss ohne das rechtliche drumrum.
Danke.
MfG Tamia
Okay – freut mich, dass die Antwort angekommen ist.
Kleiner Zusatz noch – andere lesen ja auch:
In Deutschland ist man zwischen 14 und 18 rein rechtlich Jugendlicher und kann im Rahmen eines sogenannten Taschengeldparagrafen zwar einzeln etwas kaufen. Aber Abonnements wie hier – also regelmäßig im Rahmen eines Vertrages etwas bezahlen – so etwas kann man nicht abschließen, bzw. ist ungültig.
Viele Grüße ZZ