Monthly Archive: Januar 2009

Notwasserung im Hudson als Web-Ereignis

Die dramatische Notwasserung eines US-Airways-Jets gestern Nacht zeigte einmal mehr, dass in Zeiten des Internets Nachrichtenagenturen längst nicht mehr „schnell“ sind. Zum Zeitpunkt, als ich über Twitter vom im Hudson River treibenden Airbus A320 erfuhr, war davon, zumindest in der Schweiz, noch weit und breit nichts zu hören. Keine Radio- oder TV-Meldung, keine Meldungen auf Online-Newssites.

US Airways treibt im Hudson River

Und dann auch noch das: Janis Krums, der zufällig auf einer Hudson-Fähre unterwegs ist, die den Flugzeugpassagieren zu Hilfe eilt, schiesst ein spektakuläres Foto, und lädt es auf twitpic hoch. Kurz danach brechen die Server des Dienstes unter dem Ansturm zusammen. Kein Wunder, schliesslich hat er damit wohl eines der eindrücklichsten Fotos des Unglücks gemacht, und das lange bevor andere, „offizielle Fotos“ verfügbar waren. Andere Augenzeugen laden ihre Fotos auf flickr und zeigen damit Bilder, die keine Fotoagentur liefern kann. Und sogar noch mehr: Durch die Creative-Commons-Lizenz sind für einmal Bilder verfügbar, die auch in Blogs verwendet werden dürfen.

US Airways treibt im Hudson River

Heute sind die Fotos in allen Berichten der Online-Medien über das „Wunder auf dem Hudson“ zu sehen. Schade aber, dass die Medien es einmal mehr nicht schaffen, den Fotografen ihren Tribut zu zollen und diese beim Namen zu nennen. Wie zum Beispiel der Tages Anzeiger: Der zeigt zwar in einer ellenlangen Fotogallerie alle möglichen Fotos und erwähnt brav den von der Agentur Keystone verlangten Copyrighthinweis. Von den Namen der „Privat-Fotografen“ aber keine Spur. Schade…

(Fotos: Janis Krums/twitpic und grego!/flickr)

3-2-1, meins: 46’902 Euro für Basic Thinking

Nun ist es also klar: Deutschland meistverlinktes Blog Basic Thinking von Robert Basic ging vor wenigen Minuten via Ebay für 46’902 Euro an einen neuen Besitzer. Damit hat die zumindest in Bloggerkreisen wohl aufsehenerregendste Blog-Auktion sein Ende. Zumindest vorläufig, denn das Blog und damit auch der neue Besitzer werden in den nächsten Wochen wohl unter Dauerbeobachtung stehen.

Basic-Thinking - Ebay-Gebotsliste

Der Preis allerdings erstaunt mich nun doch etwas: Die Schätzungen, wonach das Blog zu einem Endpreis zwischen 50’000 und 100’000 Euros über den Tisch geht, haben sich offensichtlich nicht bewahrheitet. Und das trotz des Medien-Hypes, der in den letzten Tagen durch den (Online-) Blätterwald rauschte. Andererseits sind fast 47’000 Euro auch so genug Geld und dürfte Basic Thinking zum teuersten, je verkauften Blog im deutschsprachigen Raum machen.

Robert hatte sich bereits im Laufe des heutigen Tages in seinem (nun) ehemaligen Blog von seinen Lesern verabschiedet und wird sich wohl erst mal zurücklehnen und die Abwicklung der Transaktion abwarten. In Zukunft soll es dann auf seinen beiden neuen Blogs Buzzriders.com und RobertBasic.de weitergehen. Allerdings sind beide Sites noch nicht wirklich bereit für Roberts Neustart, wie ein Screenshot der Schafseite, ääh Privatseite zeigt:

robertbasic.de - Schafweide

Aber so wie ich Robert kenne, wird die Zeit bis zu seinem Neustart nicht lange sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er lange ohne eigenes Blog leben kann…

[Update] 21:11 Uhr
Inzwischen hat sich auch der Käufer in einem ersten kurzen Beitrag „geoutet“. Es handelt sich dabei um die Firma serverloft, einem Rootserver-Anbieter aus Hürth bei Köln. Dort gibts es sogar bereits eine entsprechende Pressemitteilung.

Bei der SBB geht Sicherheit vor

Die SBB nimmt die Sicherheit ernst. Nicht nur auf der Schiene, sondern auch was den Zugang zur Website angeht. Wer sein vergessenes Passwort anfordert, kriegt darum auch seinen Benutzernamen nicht zu sehen. Sagt die SBB. Vorbildlich, könnte man meinen. Nur: Das Antwort-Mail sagt was anderes:

SBB Password Recovery - Aus Sicherheitsgründen...

(via Mail. Danke Christoph!)

Stumme Videos: YouTube unterdrückt Audiospur

YouTube scheint ein neues „Feature“ im Kampf gegen Copyright-Verletzungen zu testen und unterdrückt den Ton von betroffenen Videos. So bleibt zwar das Video online, ist aber nur als Stummfilm zu sehen.

YouTube - Audiospur ade

Während die Rechteinhaber bisher wählen konnten, ob ein betroffenes Video ganz vom Portal verschwinden soll oder ob sie Tantiemen in Form von Erlösen aus Werbebannern erhalten wollen, scheint das Unterdrücken der Audiospur nun die neuste Idee aus dem Hause Google/YouTube zu sein (siehe hier, hier oder hier).

Fraglich bleibt, was das bringen soll. So hält man zwar die Anzahl an Videos hoch, doch die meisten dürften ohne Sound für den Betrachter eher nutzlos sein (siehe auch die Kommentare hier). Kommt dazu, dass gerade im Fall von Musikvideos auch ohne Sound Urheberrechtsansprüche resultieren. Nämlich am Video selbst…

[Update] 15.01.2009
YouTubes Erklärung zu den Stummfilmen findet sich hier

(via Techcrunch)

Der beste Job der Welt

Best Job of the World

Na wenn das mal kein sensationelles Job-Angebot ist, dass das Tourismusbüro Queensland in Australien derzeit ausgeschrieben hat. Gesucht wird ein „Inselwart“, der aber nicht wirklich viel zu tun hat, ausser der Welt in Blogbeiträgen mitzuteilen, wie traumhaft die 600 Inseln rund um das Great Barrier Reef sind.

Das Salär von 150’000 australischen Dollar (rund 113’000 Franken) ist aber nicht alles, was man während des sechsmonatigen Aufenthalts erhält. Dazu gibt gratis eine Villa inklusive Gästezimmern 3-Zimmer-Wohnung, Jacht, Jet-Ski und Golfbuggy in der Nähe der Whiteheaven Beach auf Hamilton Island. Und wer im September aus den Fenstern der Wohnung schaut, kann sogar vorbeiziehende Wale beobachten. Bei diesem Package versteht es sich von selbst, dass auch die Anreise nach Australien auf Kosten der australischen Touristiker geht.

Hamilton Island - Queensland - Australien

Ok, einen Haken hat die Sache, wie auch in der Jobausschreibung zu lesen ist. Ein paar Sachen gibts nämlich doch zu tun, z.B.

  • Feed the fish – There are over 1,500 species of fish living in the Great Barrier Reef. Don’t worry – you won’t need to feed them all.
  • Clean the pool – The pool has an automatic filter, but if you happen to see a stray leaf floating on the surface it’s a great excuse to dive in and enjoy a few laps.
  • Collect the mail – During your explorations, why not join the aerial postal service for a day? It’s a great opportunity to get a bird’s eye view of the reef and islands.

Interesse am bezahlten Ferienjob? Video-Bewerbungen in Englisch und mit maximal 60 Sekunden Länge nimmt die Tourismusbehörde ab sofort bis zum 22. Februar 2009 via islandreefjob.com entgegen. Geduld ist allerdings gefragt, denn die erwarteten 30’000 Teilnehmer legen immer mal wieder den Webserver lahm. Zehn Kandidaten plus der „Publikumsliebling“, der am meisten Stimmen via islandreefjob.com erhält, werden danach zwischen dem 3. und 7. Mai auf die Inseln des Great Barrier Reef eingeladen, wo sie zeigen müssen, wie gut sie tauchen, segeln oder halt einfach Ferien machen können. Der Gewinner wird ab 1. Juli 2009 dann ein halbes Jahr lang die Inselwelt von Queensland erkunden können.

Ich glaub, ich muss mir ernsthaft einen Drehbuchautor und einen Videofilmer für meine Bewerbung suchen. Anyone?

(Foto: flickr/Prescott)

Radio-Blogger gibt auf

Radio-Zürisee-Moderator Gerry Reinhardt verabschiedet sich nach etwas mehr als 2 1/2 Jahren vom bloggen. Als Moderator und Journalist sei er zu exponiert um weiter seine persönliche Meinung frei zu äussern, wie er im Abschiedspost auf „Abenteuer eines Radiomoderators“ schreibt:

In meiner Position als Radiomoderator und der Bekanntheit dieses Blogs lässt es sich nicht mehr frei und ungezwungen schreiben. Wenn ich über Coop schreibe, muss ich befürchten, dass sie keine Werbung mehr in meinem Radio schalten, wenn ich über Promis schreibe, muss ich damit leben können, dass sie mir keine Interviews mehr geben. Es geht nicht mehr. Sorry.

Bereits früher, als das Blog noch in der Site von Radio Zürisee integriert war, gab es offenbar Probleme mit seinem Arbeitgeber. So sei sein Blog dort zensuriert und umgeschrieben worden, was er damals zum Anlass nahm, ein eigenes, vom Radio unabhängiges Blog zu eröffnen.

Grundsätzlich ist jede Einmischung in private Angelegenheiten durch den Arbeitgeber ja zu verurteilen. Kritischer kann es aber werden, wenn der Blogger aus seinem Arbeitsalltag erzählt, erst recht wenn er, so wie Gerry zeitweise, ziemlich hart mit Firmen und Prominenten umgeht. Anderseits waren die Stories über die Schwierigkeiten des Journalisten mit Interviewpartnern und ähnliches gerade das Salz in der Suppe von Gerrys Blog. Doch die Nähe zwischen dem Geschriebenen und seinem Berufsalltag war in diesem Fall wohl einfach zu nahe, auch für Gerry selbst.

Obwohl nachvollziehbar ist es schade, dass Gerry sein Blog nun dicht macht. Gerade solche „Insights“ werde ich in Zukunft wohl vermissen…

(via eigent.li/ch)

BlogTipp der Woche: Schokolade geht immer

Im Rahmen der Aktion „BlogTipp der Woche“ stellt sich hier jede Woche ein neues Blog vor. Damit die Leser nicht nur vom Blog, sondern auch vom Autor einen Eindruck bekommen können, stammt der Text direkt aus der Feder des jeweiligen Blogautors.

Das Weblog www.schokolade-geht-immer.de beschäftigt sich mit der wohl vielseitigsten süßen Verführung der Welt: Schokolade. Der Fokus liegt auf hochwertigen Schokoladen, die verkostet und vorgestellt werden. Angereichert wird das Weblog mit Hintergrundwissen und Rezepten rund um Schokolade. Auch die eine oder andere Verlosung wird bei uns durchgeführt. (Bislang vor allem Produkte von Zotter.)

BlogTipp der Woche: Schokolade geht immer

Highlight 2008 war die Vorstellung von Schokoladen beleitend zur Fußball EM:
http://www.schokolade-geht-immer.de/blog/ubersicht-em-schokoladen/

Wieviel ist Basic Thinking wert?

Deutschlands wohl bekanntester Blogger Robert Basic hat seine Ankündigung in die Tat umgesetzt und versteigert sein Blog ‚Basic Thinking‘ in einer eBay-Auktion.

Basic Thinking

Etwas erstaunt war ich ja schon, als ich zum ersten Mal von Roberts Idee hörte, denn gerade bei persönlichen Blogs stellt sich die Frage, wie viel ein solches Blog noch wert ist, wenn der Kapitän von Bord geht. Eine leere Hülle ist schliesslich einiges weniger Wert als eine gefüllte. Zudem stellt sich die Frage, ob es dem neuen Besitzer gelingt, die bestehende Leserschaft zu halten. Die Ankündigung Roberts, in Zukunft auf Buzzriders.com und RobertBasic.de weiterzubloggen, dürfte es dem potenziellen Käufer jedenfalls nicht einfacher machen.

Trotzdem scheint das Blog attraktiv, schliesslich konnte Robert im vergangenen Jahr fast 2,5 Millionen Unique Visitors und 3,6 Millionen Page Impressions verzeichnen und generierte damit Werbeeinnahmen in der Höhe von 37’000 Euro. Dies passt auch zum gerüchteweise zu hörenden Auktions-Mindestpreis von 30’000 Euro. Mit der grossen medialen Beachtung, die zum Beispiel durch Berichte in der Frankfurter Rundschau, Spiegel Online, FAZ, dem Handelsblatt und sogar von bild.de geschürt wurde, wird die Auktion diesen Betrag wohl erreichen. Auch die Mehrheit der Teilnehmer einer Umfrage von Gerald Steffens rechnet damit, dass der Verkaufspreis zwischen 50’000 und 100’000 Euro liegen wird.

Basic Thinking Zugriffsstatistik

Somit dürfte es spannend werden, wer am Ende wieviel Geld für das Blog bezahlt. Porno-, Poker- oder „sehr spezielle“ Pharma-Anbieter hat Robert schliesslich bereits in den Auktionsbedingungen ausgeschlossen. Damit fällt beispielsweise auch der potente Onlinecasino-Anbieter ‚Golden Palace‘ aus dem Rennen, der immer mal wieder als Gewinner aus bizarren Versteigerungen, hervorging. So ersteigerte Golden Palace etwa den früheren VW Golf von Papst Benedikt XVI für über 188’000 Euro.

Interessenten scheint es auf alle Fälle genug zu geben. Allein in den ersten drei Stunden der noch bis nächsten Donnerstag laufenden Auktion sind 117 Gebote eingegangen. Und das aktuell höchste Gebot liegt bereits bei 20’050 Euro.

Da kann ich nur staunen… und Robert viel Erfolg wünschen!