Nicht alle Leser erfreuen sich an Beiträgen in Blogs. In Beiträgen genannte Firmen oder Privatpersonen stören sich immer öfter am Inhalt der Texte oder an den Leserkommentaren und wollen die so schnell wie möglich entfernt wissen. Bisher bediente man sich dazu der eher klassischen Mehoden wie Einschüchterung, Klagedrohungen oder (in Deutschland) den Abmahnungen.
Einen „moderneren“ Weg hat nun eine Firma eingeschlagen, die einen Beitrag auf einer Webseite von Patrick Gruban gelöscht haben wollte. Der Firma ging es, wie Patrick erklärt, weniger um den Beitrag an sich, sondern vielmehr um die Leserkommentare:
Genauer gesagt störte ihn nicht der positive Artikel, den ich vor einigen Jahren auf einer meiner Webseiten veröffentlicht hatte, sondern die vielen negativen Kommentare seiner Kunden. Ich antwortete erst, dass es da nichts zu besprechen gebe, schliesslich seien die Kommentare – soweit ich sie gelesen hatte – negativ aber nicht verleumdend und ich würde auch gerne jeden Kommentar entfernen, den ich übersehen hatte. Aber eine Mischung aus Drohung mit einem Anwalt und Aussicht auf eine Ausgleichszahlung überredeten mich zu einem Treffen am nächsten Tag.
Das Angebot, für das Löschen eines Beitrages 800 Euro zu erhalten, ist natürlich verlockend und führte beim aktuellen Beispiel auch zum Erfolg. Aus Patricks Sicht durchaus auch nachvollziehbar:
Dabei ging es nicht nur um die Aussicht auf schnelles Geld für ein Hobby-Projekt, das bisher nur wenige Euro abgeworfen hatte. Auf der anderen Seite hätte ich mit kostenpflichtigen Abmahnungen und Schadensersatzforderungen rechnen müssen. Und für ein Hobbyprojekt noch Geld an Anwaltsgebühren ausgeben, dazu hatte ich dann wirklich keine Lust. Vor allem, da mein Artikel sowieso positiv war und ich nur für das Recht der Kunden aufs Mekern gekämpft hätte.
Auch ich erhalte immer wieder Briefe und Mails, wo mir, mal anständig, mal bitterböse, mitgeteilt wird, dass der Inhalt eines Beitrages nicht den Vorstellungen der betroffenen Person oder Firma entspricht und die sofortige Löschung verlangt wird. Bis auf eine einzige Ausnahme wurde mir bisher zwar kein Geld oder sonstige Gegenleistungen angeboten, aber mein Grundsatz ist klar: Es gibt keine Löschung von Beiträgen hier im Blog!
Schreibe ich Beiträge, die zu Diskussionen Anlass geben könnten, recherchiere ich entsprechend und halte Fakten und Vermutungen strikt auseinander. Dazu kommt, dass ich den Betroffenen zumeist eine Möglichkeit zur Stellungnahme einräume und sie damit ihre Sicht der Dinge darlegen können. Daraus ergibt sich auch, dass entsprechende Klagen wohl nur sehr schwer durchsetzbar wären, weil ich die in den Beiträgen gemachten Aussagen entsprechend belegen kann. Bleiben die Kommentare der Leser. Diese gilt es, entsprechend zu beobachten und wenn (aus rechtlicher Sicht) nötig, zu editieren bzw. zensurieren.
Sicher, gegen eine entsprechende Geldzahlung einen Beitrag zu löschen und damit etwaigem Ungemach aus dem Weg zu gehen, ist verlockend. Trotzdem halte ich ihn für falsch, denn wer glaubwürdig sein will und zu seinen Aussagen im Beitrag steht, löscht diese nicht. Auch nicht für Geld…
Ich bin da deiner Meinung denn ein Blog ist wie das Leben selbst, und wenn du Mist gebaut hast musst du das eben ausbaden, denn rückgängig kann es niemals gemacht werden. Das einzige legitime Mittel in diesem Fall, wäre einen neuen Artikel zu schreiben indem du dich korrigierst, doch wie du auch, stehe ich überhaupt nicht hinter der löschung eines Beitrages.
BRAVO !
Ich vermute mal, dass 99,9 % aller Blogger das Angebot angenommen hätten …
Ich glaube nicht an die Effizienz der neuen Methode um unliebsame Beiträge wegzukriegen. Denn wenn sich herumspricht, dass da eine Firma eine Menge Geld zahlt, wenn man negative Beiträge über sie löscht, dann ermuntert das doch eher dazu negative Beiträge über diese Firma zu schreiben um diese dann anschliessend gegen Bares versteht sich wieder zu löschen.
Die Idee gefällt uns. In Winkelried liegen Millionen begraben.
Patrick Gruban bloggt in Deutschland. Viele Erfahrungen mit abmahnenden Anwälten können durchaus zu seiner Sicht der Dinge führen. Wenn ein Rechtsprinzip ad absurdum geführt und die freie Meinungsäusserung zu sehr eingeschränkt wird, weil Anwälte sehr schnell Abmahnungen aussprechen können, dann sind private Blogger mit kleinsten Budgets wohl durchaus zu verstehen, wenn sie ein bisschen krumm denken.
Dennoch ist es eine Niederlage und immer noch ein Meeting zwischen Fuchs und Hase: Denn, was geschieht wohl, wenn die Verhandlungen scheitern? Wenn das Geld dann doch für die Anwälte ausgegeben wird, bzw. die besagten Anwälte statt anbieten drohen? Beleidigte Anwälte aufgeschreckter Firmen sind bestimmt noch unangenehmer.
Blogging Toms Prinzip ist das einzige geradlinige. Und die einzige Chance, das Grundprinzip des Bloggens nicht zu verraten:
Ohne Geldeinsatz, superschnell und mit der Chance auf Gehör eine interaktive Webseite eröffnen zu können und seine Meinung kundzutun, ist eine besondere Form der Demokratie. Sie muss und soll vom Rechtsstaat auch geschützt werden – was aber nur dann geht, wenn der Blogger umgekehrt kein anderes Prinzip so hoch hält, wie das der freien begründeten Rede – und dies auch seinen Kommentierern offen hält.
Auch Blogger sind dafür verantwortlich, dass Blogs endlich ernst genommen werden. Und jeder, der bloggt, weiss nach kurzer Zeit, dass dazu eine konstante, sich nicht verbiegende Haltung gehört.
In Deutschland kann dies sehr schnell sehr mühsam werden. Ich sage das gerne nochmals. Da wäre auch der Staat gefordert, wenn er sich demokratisch nennt.
Nichts neues, das wird schon länger praktiziert. Dass wir als Schweizer Blogger hier ein bisschen besser dastehen, sollte auch betrachtet werden. Das Recht und vor allem die Rechtsprechung in der Schweiz sind wesentlich liberaler, eher zu Gunsten des „kleinen“ Mannes (Wahlweise Frau einsetzen).
Sag niemals nie!
Ich bin schon mehrfach angegangen worden… Drohung mit Schadensersatzklagen bis zu 250’000Euro. Drohungen gegen Kollegen, deren Nameserver ich benutzt habe. Angebot der Zusammenarbeit usw. Bis heute habe ich den Verlockungen des Geldes widerstanden, auch wenn ich gerne meine Kriegskasse füllen würde um für wichtigere Streitigkeiten gewappnet zu sein.
Dass mein Blog immer wieder Angriffe technischer Natur hinnehmen muss, ist dann schon wieder etwas anderes. Zuletzt die tausenden von Einträgen in Foren und Diskussionen, verbunden mit Keywörtern aus dem Pornobereich. Hier ist mein Ärger relativ gross. Auch wenn die Suchmaschinen meistens nicht darauf reagieren, hatte doch zumindest einer der Angreifer seinen Erfolg, weil der PR damit verschwunden ist. OK, PR ist nicht wichtig… sagt jeder. Aber ein bisschen Befriedigung schafft er halt trotzdem.
Egal… solange es noch Spass macht, machen wir weiter. Oder was meint Ihr?
Christian
Würde dies zur Regel werden, dann würde das wieder heißen, wer genug Geld hat, der erkauft sich einen guten Ruf. Was wiederum heißt, hast du genug Kohle, dann kannst du dir alles erlauben.
Nun ja ich halte auch nichts davon, Beiträge gegen Geld zu löschen. Dann bräuchte man sie auch nicht schreiben und freie Meinungsäußerung bräuchten wir dann auch keine mehr.
Das Internet bietet genug Platz für eine Gegendarstellung und es gibt ja bekanntlich eine Kommentarfunktion.
Ich selbst würde keinen Beitrag, gegen Geld löschen und schon gar nicht für schlappe 800 €. Da kann man auch gleich seine Seele zum Schnäppchenpreis verticken.
Es gibt Firmen die viel Geld ausgeben um zu erfahren, wie Otto Normalverbraucher über sie denkt. Die Blog-Kommentare sind zwar nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung, geben aber doch einen Einblick darüber, was und wie man über etwas denkt – und dazu noch gratis.
Insofern hätte Patrick Gruban den Spiess auch umdrehen können und dafür etwas verlangen sollen, dass er eine Plattform bietet, die trotz positiven Artikel negative Meinungen an den Tag fördern. Denn: Ein Image ändert man nicht, indem man Kommentare oder ganze Blog-Artikel löschen lässt, sondern dass man die Kritik wahrnimmt und sich ihr stellt…