Beim Abflug gestern um 08:25 Uhr in Las Vegas war die Welt noch in Ordnung. Continental Airlines 356 hob planmässig ab und machte sich auf den Weg nach Newark (New York). Nach etwas mehr als 5 Stunden Flug dann die ersten Vorzeichen: Der Pilot teilte mit, dass man derzeit Warteschleifen fliege, da der Flughafen Newark wegen Wetterkapriolen geschlossen sei. Warten war also angesagt.
Um 18 Uhr, also gut 2 1/2 Stunden nach der ersten Mitteilung dann erste Zweifel an der pünktlichen Ankunft in Zürich: Das Flugzeug wird nach Washington Dulles umgeleitet, um dort auf die Öffnung von Newark zu warten. Gesagt, getan: Da standen wir nun also auf einem Abstellplatz in Washington herum und durften das Flugzeug nicht verlassen. Kunststück, denn der Flughafen war reichlich mit anderen Maschinen gefüllt und so liess sich auch kein freies Gate mehr finden. Erneut hiess es also: Warten…
Um 22 Uhr dann die (vermeintliche) Erlösung: Wir heben ab Richtung New York, der Flughafen Newark sei soeben wieder geöffnet worden. Doch was ist mit all unseren Anschlussflügen? Die seien mit grosser Sicherheit noch da, wurde uns Hoffenden beschieden. Schliesslich hätten die wegen des Sturms auch nicht starten können.
Die Ernüchterung dann um 22:44 Uhr bei der Ankunft auf dem Liberty Airport in Newark: Weit und breit keine Flieger mehr zu sehen, die nach Mailand, Rom, Kopenhagen, Madrid, Amsterdam, Brüssel, Paris oder Zürich fliegen. Alle Flieger sind bereits planmässig abgehoben. Also auf zum Continental Service Center, wo wir auf andere Flüge umgebucht werden sollten. Doch das ist leichter gesagt als getan, die Schlange war zeitweise nämlich über 700 Passagiere lang und geht nur äusserst schleppend voran.
Die gestrandeten Passagiere sind genervt, denn bei Continental Airlines herrscht das Chaos. 700 Leute stehen in einer Reihe an und warten darauf, von einem der fünf Angestellten bedient zu werden. Seit mindestens 10 Stunden nichts mehr in den Magen gekriegt und zermürbt von der nicht enden wollenden Reise werden erste Gäste bereits ungemütlich. Als sich dann durch die Reihen das Gerücht breitmacht, es gäbe weder Hotel- noch Essensvoucher, wird die Menschenschlange noch genervter.
Nach 5 Stunden endlosem Anstehen kommt so langsam der Schalter in Sicht. Doch die nächste Hiobsbotschaft folgt sogleich: Das Continental Service Center wird geschlossen, schliesslich ist es nun 4 Uhr morgens. Die noch rund 150 wartenden Personen nehmens mit teils geharnischten Reaktionen entgegen. Ob die rund 10 Polizisten, die sich in den letzten Minuten neben uns aufgestellt haben, deswegen hinzugezogen wurden, wissen die wohl nur selbst.
Nun müssen wir raus. Raus aus dem Transit und hin zum normalen Check-In. Doch halt: Hier können wir nicht bleiben, schliesslich halten wir die Passagiere der regulären Flüge auf, wie uns beschieden wurde. Man würde weiter hinten extra für uns eine Reihe Schalter eröffnen. Doch: Da stehen wir erneut eine Stunde herum, ohne dass auch nur ein einziger Schalter geöffnet wurde. In der Haut der Dame, die dann doch mal noch einen Schalter öffnete, wollte ich nicht gesteckt haben: Die Nerven vieler Passagiere lagen blank, und die arme Frau wurde verbal massiv angegangen. Immerhin: Nach etwas mehr als einer Stunde wurde dann auch Schalter 2,3,4 und 5 eröffnet, so dass endlich etwas Bewegung in die Sache kam. Und so kam auch ich, notabene nach einer 18-stündigen Odyssee, endlich zu einem neuen Ticket: Ich darf am heutigen Abend zurück nach Zürich fliegen.
Von Continental Airlines sind viele Passagiere aber massiv enttäuscht: Nicht nur, dass die Passagiere während der ganzen Nacht nie wirklich betreut wurden. Es gab weder Wasser, noch einen Snack, noch irgendwelche Gutscheine oder eine verlässliche Information. Nichts, rein gar nichts. Bis zu meinem Abflug vergehen nun noch mehr als 10 Stunden und ich bin schon jetzt hundemüde, interessieren tut das hier aber niemand. Selbst den Tagespass für die Continental Lounge, in die ich mich zur Überbrückung des Tages (und für Internet-Connectivity) flüchtete, will man nicht spendieren. Und so zahle ich die 45 US$ halt selbst.
Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich irgendwo strande. Aber es ist das erste Mal, dass man mich (und alle anderen Passagiere) so gleichgültig und wenig professionell behandelt wie hier bei Continental Airlines. Verständnis für die Wetterprobleme bringen wir ja alle auf, aber etwas mehr Professionalität hätten wir alle erwartet…
*autsch*
Tatsächlich erstaunlich, wie schwach das Service-Denken bei dieser Gesellschaft offenbar ist. Peinlich, dass da keinem einzigen Mitarbeiter eine halbwegs schlaue Idee zur Unterstützung der betroffenen Passagiere in den Sinn kam.
Das entspricht, wie ich gerade lese, auch nicht gerade der eigenen Bestrebung von Continental: Costumer First (PDF)…
hm… horror. und wohl weit und breit keine raucherecke?
Ja, die Raucher habens im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wirklich schwer. In Las Vegas darf zwar in vielen Casinos im unmittelbaren Spielbereich geraucht werden, aber sonst ist das Leben als Raucher ganz schön anstrengend. Hier in Newark gehe ich so alle paar Stunden aus dem Transitbereich raus nach draussen um zu rauchen um dann wieder durch die Sicherheitskontrolle und danach in die Lounge zu gehen.
boah… ganz schön heftig. wenn man bedenkt, dass das hier schon bald auch so abgehen wird, kann man sich auf was gefasst machen.
wünsche jedenfalls eine unterbrechungsfreie weiterreise.
Ähm, verstehe ich das richtig, dass du immer noch dort bist?!
@Paddy: Kluges Kerlchen, yepp. Den neuen Versuch, New York zu verlassen, starte ich heute um 19:10 Uhr Lokalzeit (also 01:10 Schweizer Zeit)…
Ja super. Dann bist du definitiv nicht zu beneiden. Selbst wenn der nächste Versuch klappt. Was ich dir natürlich wünsche!
Tja, mit Linux wär das nicht passiert. Aber man muss ja zur MS Fanboy Messe.. lol
…. komm doch hurtig nach Chicago. Wir fliegen morgen Montag zurück und es hat noch Plätze frei – als Kompensation für das Erlebte gäbe es dann auch einen Nespresso (what else?)
Oh je! Ich nehme an, das Ganze ist für dich noch nicht gegessen? Apropos essen; das wäre ja das Mindeste gewesen, was sie hätten tun können. Sandwiches verteilen kann man auch mitten in der Nacht.
Für das Wetter kann die Airline nichts dafür, aber sie hat sich nicht in genügendem Masse um das Wohl der Passagiere gesorgt bzw. das wurde schlichtweg ignoriert. Sie sollen dafür bezahlen!
Mich würde es interessieren, was die dir schreiben würden, wenn du ihnen ein Mail schreibst. Magst du mal?
@Gerald: Der Kommentar der Woche. Danke.
@nff: Ha, hatte noch versucht, ob ich allenfalls auf eine andere Gesellschaft umbuchen könnte. Aber da war Continental nicht wirklich gesprächig. Aber so ein Flug im Cockpit wär natürlich was gewesen 😉
@Petar: Sobald ich dann wieder etwas ausgeschlafen bin, werde ich das (natürlich) machen. Mal sehen, was die so meinen…
Armer Bloggingtom, ich hab total Mitleid mit dir! Vor 2 Wochen hatte ich ein ähnliches Erlebnis, aber weit weniger nerven aufreibend.
Ich wollte vom City Airport in London zurück nach Basel fliegen. Doch wegen ein bisschen Nebel schlossen sie den ganz Flughafen. Und dann begann die Warterei…
Der Flug war mit der Swiss gebucht was vermutlich keine schlechte Idee war. Wir mussten zwar auch 3 Stunden anstehen. Wurden dann aber in ein edles Hotel geführt wo wir noch ein Abendessen im Wert von 60Fr. erhielten. Lange war der Aufenthalt aber nicht denn unser Flug sollte schon um 6.00 von London Heathrow abheben, allerdings nach Zürich und nicht Basel 🙁 aber immerhin. Also wurden wir von einem Car morgens uf 3.30 abgeholt und kamen in den Genuss einer gratis London by Night Rundfahrt.. 😉
In Heathrow ging dann alles ziehmlich schnell, und schon waren wir auf dem Weg nach Zürich, wo übrigens viel mehr Nebel war als in London am Abend vorher… der Pilot meinte nur er kann selber nichts sehen und muss zu einer Autopilot Landung ansetzten. War recht witzig, weil obwohl wir schon gelandet waren sah es, wenn man aus dem Fenster schaute, immernoch so aus als ob wir noch in der Luft wären. In Zürich erhielten wir dann noch gratis 1 Tages GA und konnte so gemütlich zurück nach Hause fahren.
Ich muss sagen die Swiss hat meines Erachtens, sehr gut um uns gekümmert… Ganz im Gegenteil zur Continental…
gruss,
Kevin
Tom,
US Fluglinien sind schrott. Naechstes Mal Bescheid sagen und ich fliege Dich nach NYC ein 🙂
Kleine Rechtfertigung fuer Continental: Es hat ca. 30 Stunden in New York am Stueck geregnet. Hier ging gar nichts uebers WE.
@Kevin: Wenn sich das bei Continental nur im Ansatz so wie von Dir geschildert angefühlt hätte, wär mein Beitrag sicherlich wesentlich positiver ausgefallen 😉
@Webanalyticsbook: Ah, kleiner Privatrundflug? Immer cool 🙂 Das Continental an der Flughafenschliessung nicht schuld ist, ist natürlich schon klar und da mache ich der Airline auch keinen Vorwurf. Trotzdem erwarte ich von einer Airline aber natürlich, dass sie sich in irgend einer Weise um ihre gestrandeten Passagiere kümmert, was hier aber leider nicht wirklich der Fall war. Thanks for flying Continental Airlines…
Wozu sich um die Passagiere kümmern?
Wer heutzutage fliegt, tut das sicher nicht zum Vergnügen.
Die wenigsten werden sich die Fluglinie aussuchen können (gespart wird schliesslich überall), folglich ist der Gesamtimpact von schlechtem Service wohl gar nicht wirklich direkt und deutlich messbar (gegenüber den Einsparungen, wenn man die Leuts auf dem Flughafen übernachten lässt und sie sich selber verpflegen dürfen. Und weil man ja den Transport von Flüssigkeiten arg eingeschränkt hat, müssen die Leute nicht mal mehr so oft auf die Toilette und man spart sogar bei den Reinigungskosten…
Naja, dank Peak Oil dürften Fluglinien die ersten sein, die ins Gras beissen.
Puh was für eine entsetzliche Geschichte! Als ob Reisen nicht an sich schon nervenaufreibend genug wäre…
Ich hatte letztes Jahr ein ähnliches (allerdings sehr viel weniger garstiges) Erlebnis mit Continental, als ich von Washington D.C. aus über New York nach Zürich fliegen wollte: da unser von Flug von D.C. wetterbedingt starke Verspätung hatte, kam ich etwa drei Stunden zu spät in NY an. Während der Wartezeit in D.C., im Flugzeug und selbst noch beim Verlassen desselben wurde mir von Continental-Mitarbeitern versichert, ich würde den Anschlussflug sicher noch erwischen und ich müsse mir keine Sorgen machen. Pustekuchen! Als ich nach einem Spurt durch den halben Flughafen am Gate für Zürich ankam, war das Flugzeug zwar noch da, doch sie wollten mich nicht mehr reinlassen – und teilten mir dies mit völlig unbewegten Mienen mit. Ebenso der Angestellte am Continental-Schalter: Ich völlig mit den Nerven runter, er so viel Mitgefühl und Freundlichkeit wie ein Eisklotz. Ich muss allerdings sagen, dass es mit Hotel- und Essensvouchern ziemlich gut geklappt hat, und ich durfte eine einigermassen gemütliche Nacht im Holiday Inn verbringen…
Hallo zusammen,
na, das sind ja tolle Geschichten, die ich da über Continental Air. gelesen habe …
Uns steht im Februar/März eine Reise mit gleicher Gesellschaft auch über Newark bevor … Auf dem Hinflug haben wir nur 2 Stunden Aufenthalt – auf dem Rückflug dann mehr als 10. Wenn auf dem Rückflug was nicht hinhaut ist´s ja vielleicht nicht ganz so dramatisch – aber auf dem Hinflug??? Wir fliegen nämlich noch einige Stunden weiter – bis nach Perú! Ich hoffe, es geht Alles glatt und wir kommen störungsfrei ans Ziel – mit Essen und Trinken …
Drückt uns bloß die Daumen!
Tschüssie
Marita