Darf ich vorstellen? Die junge Dame links auf dem Foto heisst Alison Chang, ist 16 Jahre alt und wohnt in Dallas. Anlässlich eines „Autowaschtages“ machte ein Jugendarbeiter diverse Fotos und veröffentlichte diese auf flickr.
Foto: chewywong auf flickr
Doch Alison war ziemlich erstaunt, als sie sich vor rund 3 Monaten auf einem Werbeplakat des australischen Mobilfunkanbieters Virgin Mobile wiedererkannte, das ein User auf flickr postete.
Wie sich im Laufe der Diskussionen auf flickr herausstellte, nutzte Virgin Mobile bzw. deren Werbeagentur Fotos von flickr für deren Werbekampagne „Are You With Us Or What?“ und zwar durchaus schlau: Soweit überblickbar, waren alle genutzten Fotos zu dieser Zeit nämlich einer einfachen Creative Commons-Lizenz unterstellt. Lediglich die „Namensnennung“ (Attribution) wurde gefordert, was Virgin Mobile auch erfüllte, wie auf dem Originalfoto auf flickr ersichtlich ist.
Foto: sesh00 auf flickr
Obwohl Virgin Mobile somit nicht ungesetzlich handelte, regte sich der Unmut darüber, dass niemand beim Mobilfunker die Betroffenen informierte. Kam dazu, dass Familie Chang auch der Werbeslogan von Virgin Mobile „Free text virgin to virgin“ missfiel, der beleidigend sei und zusammen mit der öffentlichen Verbreitung des Fotos Alisons Privatsphäre verletze. Letzten Mittwoch reichte die Familie nun eine Klage gegen Virgin Mobile USA, Virgin Mobile Australien und die Creative Commons Corp. ein.
Zwar ist mir nicht ganz klar, wieso neben dem eigentlichen Adressaten, der australischen Virgin Mobile, auch das amerikanische Pendant und die Creative Commons Corp. verklagt wurde. Aber es dürfte mit Spannung zu beobachten sein, ob die Klage Erfolg haben wird oder ob nicht gar der Fotograf zum eigentlich schuldigen wird. Wer nämlich ein Bild verbreiten will, braucht grundsätzlich die Einwilligung des Abgebildeten dazu. Mit der Freigabe von Alisons Foto zur kommerziellen Nutzung impliziert der Fotograf aber bewusst oder unbewusst, dass er über diese Einwilligung verfügt. Umgekehrt dürfte Alison bekannt gewesen sein, dass das Foto auf flickr veröffentlicht wird. Fragt sich nun nur, ob die junge Amerikanerin damit auch unbewusst ihre Freigabe für die Werbekampagne gegeben hat oder doch eher der Fotograf haftbar ist, weil er die „falsche“ Lizenz ausgewählt hat.
Doch an wem liegt es, das klarzustellen? Muss Virgin Mobile explizit nochmals nachprüfen, ob eine solche Einwilligung vorliegt? Oder darf der Fotograf das Foto nur zur kommerziellen Nutzung freigeben, wenn er im Besitz einer Einwilligung ist, die die kommerzielle Nutzung einschliesst? Alles Fragen, die in Zeiten von Foto- und Videocommunities immer wichtiger werden werden.
Nicht auszuschliessen ist allerdings auch, dass die Changs es ganz einfach nur auf Geld abgesehen haben, denn weitere Betroffene, wie z.B. Molly und Ihre Freunde (Original und Virgin Mobile-Plakat) scheinen mit Ihrem Werberuhm weniger Probleme zu haben.
Immerhin können sich alle Betroffenen glücklich schätzen, mit ihrem Foto nicht auf einem DVD-Cover eines Pornofilms erschienen zu sein. Die 17-jährige Lara Jane jedenfalls hatte dieses zweifelhafte Vergnügen, konnte aber immerhin den Austausch des Covers erreichen…
Tja Dumm gelaufen würd ich mal sagen 😀 zum Glück gibst noch keine Bilder von mir bei Flickr ^^
Schon mal vom Recht am eigenen Bild gehört? Offensichtlich nicht, ansonsten würdest Du das Foto nicht auch noch veröffentlichen… 🙄
@mds: Natürlich habe ich vom Recht am eigenen Bild gehört, sonst würde ich im Beitrag nicht davon schreiben. Ich kann Dir versichern, dass ich für beide Bilder sowohl im Besitz der Einwilligung des Fotografen wie auch der Abgebildeten bin. Ansonsten hätte ich das Bild sicherlich nicht veröffentlicht…
Hoppla, die Lady kenn ich doch *g*
lg
hans
Perfekt – merci für Deine Klarstellung! 😀
Ohne ein Rechtsexperte zu sein, aber ich würde meine, den einzigen den sie verklagen können ist der Flickr-user. Oder?
Immerhin war es der Fotograf der die Privacy verletzte, das Bild machten und es unter CC online anbot.
Es hängt von der CC-Version ab, ob man nochmal nachfragen muss oder nicht, inzwischen steht ja bei dem Bild „All rights reserved.“. Usus auf Flickr ist jedoch, dass Agenturen und Zeitungen schon explizit noch mal nachfragen bevor sie ein Bild weiterverwenden, auch wenn sie es nach der CC gar nicht müssten…
mein anwalt sagte mir mal, mit dieser CC kannst du dir den hintern abwischen, mehr nicht !
Zwei Anwälte, drei Meinungen – und dann noch Juristen, Internet und neue Medien … also wenn er nicht auf das Fachgebiet spezialisiert ist, wäre ich vorsichtig mit seiner Aussage 😉
Ich bin kein Anwalt, aber im konkreten Fall ist CC meiner Meinung nach eine rechtsgültige Lizenz wie jede andere auch. Da auf dem Foto aber auch eine Person erkennbar abgebildet war, hätte Virgin sich zusätzlich vergewissern müssen, dass auch ein Model-Release für die von Virgin geplante kommerzielle Verwertung des Bildes vorliegt. Diese Aufgabe wäre aber auch bei jeder anderen Bildlizenz (egal ob nur gut für den Arsch oder auch deinen Anwalt 😉 zu erfüllen gewesen.
Wie gesagt, dies ist aber auch nur meine persönliche Einschätzung der Lage. (In meinem Blogeintrag zu dem Fall gibt’s zwei Links zu Bloggern, die sich recht ausführlich mit den juristischen Aspekten dieses Falls auseinandersetzen, falls da wer wirklich tiefer eintauchen will…)
lg
hans
Virgin hätte sicherlich gut daran getan, ein Model-Release zu organisieren. Trotzdem bleibt wohl die Frage, ob der flickr-User, der das Bild mit der CC-Lizenz „by“ zur kommerziellen Nutzung freigegeben hat, damit nicht quasi unterstellt, ein Model-Release liege vor…
Ich würde mal sagen, der Fotograf hätte es ohne Model-Release gar nicht erst online stellen dürfen! Deswegen impliziert eine CC-Lizenz das Model-Release. Interessant wird, wie die Gerichte entscheiden!
Nein.
Du solltest Dir einen fachkundigen Rechtsanwalt suchen…
Genau… zumal man sowieso zwischen Persönlichkeitsschutz und Urheberrecht unterscheiden muss.
Pure Spekulation… eine etwaige Einwilligung der fotografierten Person könnte sich auf Flickr beschränken…
Erinnert mich an Hoper Simpson, wie er sein Foto auf einer Japanischen Waschmittelverpackung sah 😉
nice.
Web 2.0 hat leider nicht nur Vorteile. Echt der Hammer diese Geschichte…