VBZ-Werbung: Sorry, liebe Strassenmusiker

Strassenmusiker die das Tram in Zürich besteigen haben es schwer. Offiziell, weil Musikdarbietungen in Fahrzeugen der Verkehrsbetriebe Zürich VBZ) verboten sind, inoffiziell aber auch deshalb, weil die Zeit zwischen zwei Haltestellen meist nicht für einen „Auftritt“ reicht. Das will uns zumindest der neue Spot der VBZ weismachen:

Auch wenn die Idee für den Spot gut ist, etwas zwiespältig kommt er doch rüber. Immerhin werben die Verkehrsbetriebe mit einem Klischee, dass sie per Verbot aus ihren Fahrzeugen verbannen will. Gegenüber „20 Minuten“ verteidigt die VBZ aber ihren Spot:

«Der Spot ist witzig und ironisch – den versteht jeder», sagt Heinz Vögeli, als Leiter Unternehmenskommunikation bei den VBZ verantwortlich für den Werbefilm. «Das ist eine Art Ping-Pong-Spiel», so Vögeli: Sonst spielten die Tram-Musiker ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Personal, jetzt machten sich die Verkehrsbetriebe über das Geklimper lustig. Trotz Auftritt im offiziellen Spot wollen die VBZ Musikdarbietungen im öffentlichen Verkehr weiterhin nicht dulden: «Schliesslich kommt auch niemand auf die Idee, in einer Bank den Wartenden etwas vorzuspielen», so Vögeli.

Weil die VBZ für den Spot gerade Mexikaner auswählte, tritt nun auch die mexikanische Botschaft auf den Plan und will den Spot begutachten. Immerhin wurden bereits im letzten Jahr Verbotsschilder mit einem stereotypen Mexikaner-Piktogramm in Trams und Bussen nach einer Intervention der Botschaft überklebt.

9 Comments

Leave a Comment
  1. Es ist aber leider so, dass es entweder uninspiriertes Panfloetengedudel oder mexikanisches Trompetengehupe ist, was einem da an akustischer Umweltverschmutzung entgegengeschmettert wird. Mir geht das aufn Sack!

    Wenn bei mir wieder mal einer so laut dudelt, dass ich meinen iPod nicht mehr hoere und nachher noch Geld sammeln will frag ich ihn dann jeweils fuer die Mitreisenden unueberhoerbar, ob man ihn nun bezahlen soll, damit er noch was spiele, oder damit er endlich aufhoert und wieder Ruhe herrscht. Das hat schon oefters fuer heiteres Schmunzeln und einmal sogar fuer schallendes Gelaechter gesorgt.

  2. Ich glaub da muss man schon unterscheiden,
    sicherlich gibts „Künster“ die nur akustische
    Umweltverschmutzung betreiben. Ich habe allerdings
    schon öfters sehr begabte Straßenmusiker gehört,
    wo ich teilweise minutenlang stehen geblieben bin,
    weil ich so gefesselt war. Also alle in einen Topf werfen
    wäre nicht fair.

  3. „Ich habe allerdings schon öfters sehr begabte Straßenmusiker gehört…“

    Ging mir oft auch schon so. Und was akustische Umweltverschmutzung anbelangt: iPod macht offenbar gegen Verkehrslärm taub…

    Unterschwellig ist diese VBZ-Werbung tendenziös und diskriminierend. Die Thematik ist im folgenden Verlinkten ganz anders gelagert, aber ich meine doch Zusammenhänge (Herrenmenschen-Mentalität vs. Randständige/Randgruppen/Ausländer) erkennen zu können:

    J.-P. Lienhard: http://www.webjournal.ch/article.php?article_id=862

  4. Strassenmusiker, die auf der Strasse musizieren und eine gültige Lizenz haben sind auch etwas Anderes, als die, wo mit einer Klampfe bewaffnet im Tram ihren Klangterror verbreiten. Die müssen AFAIK sogar vorspielen, um eine Bewilligung zu erhalten und haben (je nach Stadt/Gemeinde) recht heftige Auflagen, wie lange sie am selben Ort spielen dürfen. Und wenns irgendwo draussen ist, dann hab ich auch die Möglichkeit, stehen zu bleiben, wenns mir gefällt, oder aber meinen Schritt zu beschleunigen, um raschmöglichst ausser Hörweite zu gelangen.

    Im Tram hab ich diese Möglichkeit des Ausweichens nur bedingt. Klar, wie die VBZ es vorführt, die nächste Haltestelle kommt relativ schnell, aber warum verdammt muss ICH aufs nächste Tram umsteigen, nur weil einer meint, er sei quasi Mani Matter 2.0? (Nichts gegen Mani Matter, dessen Lieder waren genial.)

  5. Im Züri-Tram ist Musizieren verboten. BASTA! Das ist auch okay so und soll auch durchgesetzt werden.

    Aber welche Affen greifen denn diese Thematik für welche Affen mit welchen affigen Clichés auf? Dieser Dünnpfiff kostet doch Geld – finanziert via Billett. Und: Hatte man schon mal Streit mit den Mexikanern, muss man weitermachen… Ein Affen-Kindergarten!

    [Ich entschuldige mich bei den Affen!]

  6. * Weshalb muss ein Nahverkehrsbetrieb überhaupt beworben werden?
    Ist das wirklich im Sinne des Fahrgastes investiertes Geld?

    * Weshalb geht man davon aus, dass jeder der Meinung ist, ein mittlerer Haltestellenastand von 300m ist etwas herusrsragend(!) also bewerbenswertes positives?
    ..im Sinne der Fahrzeit?

    * Weshalb geht man davon aus, dass das „Ping-Pong-Spiel“ dadurch (moralisch?) gewonnen wird, wenn man sich über häufigst anzutreffende Gruppe der Musiker lustig macht?

    * und warum die Haltung in den Hirnen zementiert lassen, dass aus Mexico nur La Cucaracha kommt…

    Mein Mexico-Tipp über den Tellerrand speziell für die Öffentlichen — direkt am Ohr und bitte schön laut aber mit guten Ohrstöpseln ohne Emmission für die anderen.

    La Cucaracha What you get is what you see…

  7. Grossartig!

    Ich war immer schon der Ansicht, die VBZ sollten sich am mexikanischen öV ein Beispiel nehmen.

Comments are closed.