Knapp eine Woche nach dem Gastbeitrag „Suisa-Zwangsgebühr: Es reicht!“ ist nun auch die Anwort von Roy Oppenheim, Kommunikationschef der Suisa, auf den offenen Brief von Pascal Wagenhofer eingetroffen. Naturgemäss sieht die Suisa die neuen Abgaben etwas positiver, wie der nachfolgenden, ungekürzten Stellungnahme zu entnehmen ist:
Es ist nachvollziehbar, wenn sich viele Konsumentinnen und Konsumenten über den erwarteten Preisaufschlag für mp3-player und Harddiscrecordern aufregen. Denn die Geräte sind nicht gerade billig und man bekommt jetzt nicht plötzlich mehr fürs Geld.
Nur: Im bisherigen Tarifsystem profitieren ausgerechnet jene nicht, deren Werke kopiert werden, nämlich die Künstlerinnen und Künstler selber. Das Bundesgericht hat diese Ungerechtigkeit beseitigt. Mit den vom Bundesgericht abgesegneten Tarifen für die neuen Speichermedien fällt nun auch für die Künstler etwas ab. Es ist deshalb unfair, gerade in diesem Fall von Abzockerei zu sprechen. Den letzten beissen offenbar die Hunde, nachdem die Preise der Industrie und des Handel bisher klaglos akzeptiert worden sind. Gleichzeitig scheuen sich ja viele Konsumentinnen und Konsumenten nicht, für gutes Geld teure Geräte und schnelle Leitungen anzuschaffen.
Vielen stösst auch auf, dass mit dem Kauf einer CD im Laden oder via Internet die Urheberrechte nicht ein für alle Male beglichen sind, sondern beim Kopieren auf einem mp3-player wieder bezahlt werden müssen. Diese Aufregung ist nicht ganz nachvollziehbar. So wurde in den Zeiten, als man Vynilplatten noch massenhaft kopierte, die Leeträgerabgabe auf Tonbandkassetten ohne Murren bezahlt. Die Konsumenten akzeptierten, dass sie den Künstlern für den Zusatznutzen eine Entschädigung zu bezahlen hatten. Wir hoffen, dass diese Grundhaltung auch heute noch gilt.
Man kann von diesem pauschalen System abrücken. Allerdings hätte dies seinen Preis. Das freie private Kopieren würde verboten und die Nutzung der Musikstücke oder der Filme in jedem Einzelfall kontrolliert und abgerechnet. Dieses System wäre aber alles andere als konsumentenfreundlich, umständlich und teuer. Suisseculture sieht deshalb nicht ein, weshalb etwas geändert werden sollte.
Wir hoffen, dass wir mit unseren Erklärungen etwas Verständnis für unsere Anliegen wecken konnten. Für die Künstlerinnen und Künstler ist ein faires Urheberrecht eine Existenzfrage und eine Voraussetzung für ein lebendiges Kulturschaffen.
Wenn die SUISA nun noch glaubhaft beweisen kann, das sie die Gelder jenen Menschen auszahlt, deren Musik wirklich auf den MP3Playern gespielt wird, bin ich gar nicht so unglücklich.
Wenn aber – wie es Normalfall ist – das anfallende Geld im Verhältnis der Hitparaden und Marketingausgaben ausbezahlt wird – prozentuales Giesskanenprinzip für die Anstrengungen der Industrie – heisst das: Ich zahle die Hand, die der Musik eh schon die Gurgel zudrückt und damit den Schnauf nimmt.
Ein Künstler kann mehr seiner Musik verkaufen, weil dank MP3-Playern jeder überall Musik hören kann. DAS sollte man sich als Urheber bzw. deren Vertreter vor Augen führen. Und nicht an den Lösungen, die einem ohnehin schon Mehr-Umsatz bescheren, direkt auch noch etwas verdienen zu wollen.
Sowas sagt man, glaube ich, Schmarotzer. Wann besteht die IT-Industrie eigentlich darauf, etwas von den Urheberrechtsvertretern zu bekommen, weil sie ihnen massgeblich dabei behilflich sind, deren Werke zu verbreiten und für zusätzliche Umsätze sorgen?
Dank der Suisa öffnet sich in Deutschland ein neuer Markt: Schweizer die günstige Speichermedien kaufen wollen. Was da wohl die Elektronik-Händler in der Schweiz dazu sagen?
Mit den Tarifen werden Internet-Einkäufer schwer bestraft. Die Technologie lässt nicht zu einen Song direkt auf den MP3 Player zu laden. Wenn also ein Lied bei iTunes lizenziert wird, dann für den PC. Kommt er dann auch den MP3 Player, bezahlen wir noch einmal, obwohl die meisten wohl die Musik nur über den Player hören…
das ist genau das problem, die suisa denkt zu kleinkariert! also werde ich mir die mp3 player im ausland beschaffen. die musikindustrie inkl. suisa hat seit jahren die entwicklung verpasst und rennt nun mit panischen massnahmen die nicht alltagstauglich sind hinterher!
bis heute habe ich speziell cd’s von schweizer künstlern gekauft auch bei nicht 100% gefallen! nun werde ich bewusst keine musik mehr kaufen bis ein zeitgemässes unf vernünftiges system eingeführt wird!
@Jodok Kobelt
Die SUISA verteilt die Gelder effektiv den Künstlern (sofern diese natürlich angemeldet sind). Du verwechselst dies mit der IFPI, welche die Charts macht und generell der Vertreter der Industrie ist.
Cherrs
Piscu
Da hab ich aber schon Anderes gelesen…
Und bzgl. Deutschland – freut Euch mal nicht zu früh, das neue Urheberrechtsgesetz ist auf dem Weg und die GEMA steht auch wieder in den Startlöchern, um die Abgaben auf Geräte weiter zu erhöhen.
Der Konsumentenschutz reagiert: Sie sammeln E-Mails von Benutzer
Was sich die SUISA da leistet, ist die übelste Form einer mafiösen Abzockerei; von Politik und Justiz gedeckt.
An der schweizer Musikszene ist erkennbar, dass sie aus Zwangsabgaben und Umverteilung lebt; keine Spur von Leistungsprinzip und der Notwendigkeit, „gute“ Resultate zu produzieren, welche vom Publikum auch gekauft werden.
Ich erachte unsere „Kultur“-Szene zunehmend als eine Art „Kultur-Terror“-Szene, welcher es mit allen Mittel entgegenzuhalten gilt. Es gibt Wege dazu; Schwarzimporte sind eine simple Möglichkeit. Und die Wahlen im Herbst. Parteien, die diesen Raubzug unterstützen, sind Vertreter von Partikularinteressen, nicht Volksvertreter. Also: An die Urnen!!
„Also: An die Urnen!!“
Ein Mann, ein Wort. Noch die Wahlempfehlung, bitte. Welche Liste? [Aber grundsätzlich: einverstanden!]
Gegen Ende August soll das Geschäft im Parlament abgesegnet werden. Der strittige Artikel kann also einfach rausgekippt werden. Und da gilt es als Bürger aufzupassen, wie sich die Parteien verhalten.
Der Presse-Chef der FDP hat mir geschrieben, dass die FDP strikte dagegen sei; dies hat er auch in einem Radio Interview dargelegt.
Für mich ist dieser Punkt der Säuretest für die Wahlen im Herbst. Bin optimistisch, denn seit dem Fall der Buchpreisbindung scheint die Vernunft ins Parlament zurückgekehrt zu sein.
So trivial die aktuelle Frage erscheint: Sie ist es nicht, denn sie birgt einen staatspolitischen Gift-Cocktail. Es ist erschreckend, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Interessens-Kartelle Gebühren und Abgaben einführen; geht einfacher, als über Steuern. Und „Kollateralschäden“ werden schlicht inkauf genommen: So brenne ich über 100 CDs jährlich mit Computerdaten (keine Videos oder Musikstücke) – und bezahle der SUISA pro CD eine Abgabe. Eine Logik ist da nicht auszumachen, wohl aber höchste „Kunst“ des institutionellen Melkens…
Also: Die Wahllisten jener Kartellparteien, die dieses Vorhaben unterstützen, gehören in den Papierkorb, nicht in die Urne.
Ist das Modell der Trägerabgabe in unserer Zeit noch haltbar?
Tonträger
Die Suisa Abgabe war für Tonträger konzipiert und war auch eine gute Lösung. Man ging in den Laden und hat eine 60, 90 oder 120min Audio Kasette gekauft.
Es war eindeutig für was (Ton) und wie viel (Dauer) auf dem Träger gespeichert wird.
Schon da gab es zwar das Problem das wenn man selber den Inhalt produziert hat drauflegte aber dies war eher eine Randerscheinung.
Datenträger
Schon mit der Einführung der beschreibbaren CDs wurde das Dilemma offenkundig. CDs sind Datenträger und keine dedizierten Tonträger. Auf einem Datenträger kann alles gespeichert sein von geschützen Inhalten wie Film und Ton über andere Inhalte wie Programme, Datenbanken, Dokumente und weis Gott noch was alles.
Da auch Bild und Ton digital als Dateien gespeichert werden kann auch die Grösse dieser Dateien abhängig von Qualität und Codierung varieren.
Bei Datenträgern ist unbekannt was und wie viel (bezüglich auf die Dauer nicht die Datenmenge) gespeichert ist.
Angenommen Festplatten werden voll abgabepflichtig und die Datendichte steigt weiter so rasant wäre es absolut unmöglich sich die darauf gespeicherte Musik in einem Leben anzuhöhren.
Abgabe auf Abspielgeräte
Eine Abgabe auf Abspielgeräte ist ebenfalls nicht wirklich eine Lösung und wenn man dies machen will sollte die Speicherkapazität keine Rolle spielen.
Auf 2GB passen je nach Codierung so um die 400 Musikstücke. Das reicht dem überwiegenden Teil der Bevölkerung für unterwegs (als Teenager war meine Sammlung auf Kasetten und CDs kleiner).
Leute die heute ein Gerät mit 60GB oder gar noch mehr haben, benutzen dies für haupsächlich für andere Inhalte (Video Webcasts) oder schlicht als Tragbare Festplatte (nicht wenige geben auch einfach nur gerne an).
Gemütslage der Bevölkerung
Ich hatte in den letzten Tagen mehrfach diskusionen mit Teenagern zu dem Thema. Die Aussage war immer die selbe „Ich werde mir nie mehr Musik kaufen ich habe nun kein schlechtes Gewissen mehr. Ich zahle jetzt ja schon im voraus.“
Ich kann mir nicht vorstellen das dieser Wandel im empfinden der jüngsten im Interesse der Musikindustrie und der Künstler ist.
Was nun?
Meinermeinung nach ist deshalb die Trägerabgabe unhaltbar. Ich sehe aber auch ein das eine Abgeltung nötig und Voraussetzung für das Recht auf Privatkopie ist.
Obwohl ich sogut wie nicht mehr Musik höre wäre ich mit einer Pauschalabgabe einverstanden als Teil der Billag (Radio und Fernsehgebüren) zum Beispiel. Für diesen Vorschlag werde ich wahrscheinlich gevierteilt werden.
Eine Pauschale Abgütung ist zwar auch nicht gerecht aber wenigstens transparent und ehrlich.
Man könnte sogar soweit gehen das man direkt die Musik von einem Server des Bundes lädt. Der Vorteil hier wäre das die Abgaben den Künstlern zugute kämen deren Musik auch wirklich nachgefragt wurde (per Download Auswertung). Dies könnte vor allem für unbekannte Künstler interessant sein da sie nicht einmal mehr ein Label zur Veröffentlichung brauchen würden.
Ich befürchte das es nie eine endgültige und für alle befriedigende Lösung dieses Problems geben wird.
Die alten Eidgenossen standen auf, um Burgen und Zwinger niederzubrennen und fremde Richter, Vögte und Tyrannen zu verjagen. Heute werden wir von einem gigantischen Funktionärs-Kraken kontrolliert und abkassiert: Höre ich mir ein Musikstück an, brenne ich ein Word-Dokument auf CD, zünde ich eine Pfeife an – der Umverteilungsfilz ist dabei und die Kasse klingelt. Selbst den Tabakbeutel in meinem Hosensack wird mittlerweile von den Apparatschiks bedruckt. Steuern, Taxen, Gebühren, Abgaben, Bussen, Gesetze, Diktate und Dekrete – das Netz verfeinert sich stetig; ein Prozess, der längst zum unaufhaltsamen Selbstläufer geworden ist. Die Tarife sind stets klar; die Gegenleistungen aber nur in den allerwenigsten Fällen.
Und weit und breit keine Kraft, die dieser „Verkrebsung“ unserer angeblich direkten Demokratie entgegen träte; diesmal gälte es nicht, Zwinger zu stürmen; diesmal müssten Bundesämter, Verwaltungs-Burgen und Bürokomplexe in Feuer und Rauch aufgehen. Doch die Bürger haben längst resigniert.
Ich auch, aber: Wann immer ich in die Nähe einer Grenze komme, gehe ich schauen, was jenseits angeboten wird. Zu prüfen sind Fragen der Mehrwertsteuer und des Zolls. Aber, glaubt mir, es lohnt sich in jedem Fall, dort einzukaufen; ob mit oder ohne Zoll. Tut auch wohl, diesem unverschämten System ein Schnippchen zu schlagen. Mein Protest: Lieber verbrenne ich fünf Liter Benzin zusätzlich, als dass ich die 20% Verwaltungskosten der SUISA mitfinanziere. Siehe dazu Wikipedia „Kritik an der SUISA“ http://de.wikipedia.org/wiki/SUISA
Übrigens:
Vorsicht beim Kauf über Internet; die neuen Verzollungsgebühren (zusätzlich zum eigentlichen Zoll) können enorm sein. Auch so eine skandalöse Schweizer Spezialität, die den Handel über Internet massiv, prohibitiv verteuert. Der Preisüberwacher hat sein Erstaunen kundgetan; das wars denn auch. Das Melker-Netzwerk in der Schweiz ist lückenlos und man sieht, wie immer mehr private Firmen und Institutionen unter staatlicher Protektion Gelder eintreiben.
Hi !
Es kann ja schliesslich nicht alles umsonst sein. Durch Raubkopien verdienen die Künstler ja schon weniger. Also von mir aus, OK.
Gruß lexa
Hoho, lexa: Eine bestechende Logik!!
Weil in den Warenhäusern jährlich für Millionen geklaut wird, empfehle ich, dass auf Taschen aller Art sowie Hosen, Jacken und Mäntel eine generelle Abgeltungsgebühr eingetrieben – und an die Verkaufszentren überwiesen wird.
Wer Datenträger oder irgendwelche Taschen und Behälter besitzt, ist ein potentieller Dieb und muss vorsorglich Strafe zahlen. Wenn das keine degenerative Entwicklung ist… Sie ist vielleicht Folge eines bedenklichen Geisteszustandes unserer Politiker und Apparatschicks, ganz sicher aber Ausdruck einer beispiellosen Frechheit und Respektlosigkeit gegenüber den Bürgern. Zu beneiden snd jene, die’s nicht bemerken! 😉
Hi !
Teilweise liegt die erhöhung der Preise im Handel nur an den Dieben. Durch einen Diebstahl entsteht nun mal ein Verlust für den Verkäufer der irgendwie ausgeglichen werden muß.
Gruß lexa
lexa – dein Wort in Gottes Ohr! Auch Gruss
Es ist ein grosser Unterschied, ob dieser Verlust als Preiskomponente im Promille-Bereich in die Preisgestaltung einfliesst und es letztlich dem Kunden überlassen ist, sie zu akzeptieren – oder ob der Staat mit einem regulatorischen Pauschal-Gebührenhammer zuschlägt in einem Bereich, wo er eigentlich gar nichts zu suchen hat. Auch von „Verursacherprinzip“ und fairer Bemessung kann hier in keiner Weise gesprochen werden; das ist Abzockerei, nicht mehr und nicht weniger.
Einfacher und ehrlicher wäre, „Künstler“ ganz einfach auf die staatliche Lohnliste zu setzen und mittels Steuern zu besolden; unabhängig von Markt- und Leistungsaspekten. So oder so – der Markt wird ausgeschaltet, die Umverteilung feiert Urstände – und es wird zunehmend attraktiver, dieses korrupte System zu bescheissen. Ich tue und geniesse es jedenfalls, wenn ich im Ausland einkaufe und hab‘ nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei. Räuber und Wegelagerer verschwinden von selbst, wenn’s nichts mehr zu holen gibt und die enormen Verwaltungskosten die Erträge übersteigen.
Es ist eine Frage der Zeit, bis sich die politischen und ökonomischen Schäden einer überbordenden staatlichen Regulierungswut offenbaren; die Folgen werden bitter sein. Denen aber, die sie angerichtet haben – ist’s egal.