Keine News mehr für Heise & Co.

Auf jeder besseren Newsseite stehen Hinweise wie „Fehlt eine wichtige Nachricht? Geben Sie uns Bescheid!“ oder „Haben wir etwas übersehen? Dann mailen Sie uns!“ Das habe ich auch schon des öfteren getan, zugegebenermassen auch etwas mit der Hoffnung verbunden, vielleicht mal „ge-heist“, „ge-golemt“ oder „ge-wasweissichdennt“ zu werden. Zwar wurden die Tipps von den verschiedenen Redaktionen auch hin und wieder veröffentlicht, doch ein Hinweis darauf, wer den Tipp gegeben hat, fehlt in den allermeisten Fällen.

Aktuelles Beispiel dafür ist die Geschichte über die Malware-Links in AdSense-Anzeigen, auf die ich Heise aufmerksam machte, da bisher keines der mir bekannten grösseren Internet-Medien darüber berichtete. Das kurze Antwortmail von Heise liess dann auch nicht lange auf sich warten:

oha, das müssen sich tatsächlich die Kollegen von Heise Security mal genauer anschauen…

Gesagt, getan, die „Kollegen“ wurden tatsächlich aktiv, waren heute morgen auch mehrmals auf meinem Blog und suchten gemäss Statistiken auch in Google nach „BetterBusinessBureau“, worauf sie wieder auf meinem Blog landeten. Und nun gibts seit 10:56 Uhr auch tatsächlich eine entsprechende Meldung im heise-Newsticker bzw. auf heise Security, ohne dass ich bzw. mein Blogpost erwähnt wird.

Auch wenn ich, wie oben erwähnt, nicht ganz ohne Hintergedanken an Heise geschrieben habe, staune ich immer wieder darüber, wie lässig man mit dem Thema Userzuschriften umgeht. Auf der Suche nach guten Stories setzen auch die Verlage immer mehr auf „Leser-Reporter“, die entsprechende Hinweise auf Geschichten liefern, sind aber umgekehrt offensichtlich nicht wirklich bereit, dem User etwas zurückzugeben bzw. ihn entsprechend zu erwähnen.

Insofern werde ich es mir in Zukunft wohl verkneifen, Heise & Co. auf irgendwelche Stories aufmerksam zu machen. Schliesslich besteht der Verlag umgekehrt ja auch darauf dass die Quelle genannt wird, wenn man eine Story schreibt, über welche man bei Heise gestolpert ist bzw. von dort zitiert.

Nachtrag:
Dasselbe gilt natürlich auch für Golem.de, die ich zeitgleich mit Heise darüber informiert hatte und um 11:52 Uhr nun ebenfalls einen Bericht darüber geschrieben haben.

Nachtrag 2 – 14:17 Uhr:
Heise hat den Link nun nachgetragen und mit Juergen Kuri stehe ich derzeit per Mail in Kontakt. So wie es aussieht, handelt es sich doch eher um ein Versehen, denn die „Linkpolitik“ von Heise sieht offenbar etwas liberaler aus als bei Golem. Mehr dazu aber im folgenden Beitrag.

19 Comments

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  1. Hmm. Da waren 20min und Blick gnädiger mit mir (obwohl ich bei 20min zuerst die Quellenangabe vermisst hatte, sie war mitten im Text und bei Quelle stand dann einfach „Youtube“).

    Und tatsächlich haben diese Erwähnungen zu massiv viel mehr Traffic geführt – erstaunlicherweise vor allem die Erwähnung auf Blick.ch. x-mal mehr Besucher kamen von Blick als von 20min.

    http://www.steinis.ch/Index.php?s=musicstar

  2. Das ist genau das, was ich in letzter Zeit desöfteren schon kritisiert habe. Die „professionellen“ Medien haben einfach Angst um jeden Leser, der die Seite verlassen könnte.
    Außerdem habe ich manchmal das Gefühl, dass es ihnen peinlich ist, dass ein Blogger besser informiert ist als ein Redakteur, der eigentlich dafür bezahlt wird.

  3. @_: Jo, der Trackback ist da. Der ist allerdings von mir gesetzt worden und zeigt auf diesen Beitrag hier und nicht auf die Malware-Geschichte.

  4. Wundert mich nicht. Positive Rückkopplung, Matthäus-Effekt, Zitierkartelle – warum sollte es im Netz anders sein (ohne hier irgendwen angreifen zu wollen)?
    In diesem Fall bist Du evtl. zu klein, um ge-heist zu werden (oder sie wollen Dir nur die Serverlast ersparen ;)), aber doch immerhin groß genug, um ge-Basic-t zu werden, also freu Dich.

  5. Hallo Tom,

    ich kann Deine Kritik nicht ganz nachvollziehen, denn sowohl bei Heise als auch bei Golem.de ist die Quelle der Nachricht, Exploit Prevention Labs, genannt. Wir haben auch explizit den Blog-Eintrag dort verlinkt.

    Einen Link auf den Hinweisgeber setzen wir in aller Regel nicht, das ist wohl wahr. Das hat aber ganz pragmatische Gründe: Solche Tipps kommen oft von mehreren Lesern und nicht selten haben wir die Sache auch selbst schon entdeckt, sie wartet nur darauf, endlich geschrieben zu werden, weil alle noch mit anderen News beschäftigt sind. Wen sollen wir dann verlinken bzw. wo sollen wir die Grenze ziehen?

    Für uns ist es wichtig, die eigentliche Quelle zu verlinken, denn das – so meinen wir – ist für den Leser der relevante Link. Und der Leser steht dabei für uns im Vordergrund.

    Wer in seinem Blog etwas zum Thema zu sagen hat, kann bei uns zudem einen Trackback setzen und wird so letztendlich auch verlinkt, so wie deine Kritik hier, die via Trackback unter unserem Artikel verlinkt ist.

    Soweit zum allgemeinen. Im konkreten Fall sei noch erwähnt, dass bei uns keine E-Mail von Dir angekommen ist bzw. sie keiner von uns entdeckt und auch jetzt nicht gefunden hat. An welche Adresse ging sie denn und von welcher kam sie?

    … Jens (Golem.de)

  6. @Jens: Danke für Deine Rückmeldung. Natürlich ist es richtig, dass die eigentliche Quelle verlinkt werden soll, denn das ist ja die eigentliche Grundinfo.

    Was den Link auf den Hinweisgeber betrifft, würde ich sagen, dass man(n) den ersten Hinweisgeber durchaus verlinken könnte, womit „spätere“ Tippgeber dann zwar benachteiligt werden, aber das ist halt so, wenn man zu spät kommt.
    Ich seh‘ den Link eben auch als eine Art „Dankeschön“ für den Tippgeber. Natürlich kommen wohl die meisten News von euch selber (oder von Nachrichtenagenturen etc.), aber wenn ihr die Leser in der Sidebar rechts schon dazu aufruft, euch Tipps einzusenden, sollte der Leser doch auch irgendwie „belohnt“ werden. Sonst kommt bei mir irgendwie der „AAL“-Geschmack (AAL = Andere arbeiten lassen) hoch…

    Aber und das möchte ich hier auch gar nicht verheimlichen: Es kann ja durchaus sein, dass ihr bereits selbst an der Story dran wart…

    Das Mail ging übrigens gestern abend um 21:53:30 von bloggingtom [at] gmail.com an die von euch publizierte Adresse news [at] golem.de. Ihr hattet also sogar noch rund 10 Stunden Vorsprung im Vergleich zu Heise 😉

  7. Also ich finde das auch nicht OK und kann Deine Enttäuschung gut verstehen. Schade eigentlich, denn ich dachte wenigstens da arbeiten Web 2.0 und klassische Medien zusammen. 🙁

  8. Hallo Tom,

    so, ich habe die E-Mail gefunden, sie ist leider im Spam-Filter hängen geblieben. 🙁

    Und was den Link auf den Tippgeber angeht: Wir geizen ganz sicher nicht mit Links, wenn es sinnvoll ist, setzen wir sie, ganz egal ob Blog, Foreneintrag oder bekannntes Medium. Das ist nichts tolles, das ist selbstverständlich, wie du auch bemerkst.

    Es ist noch nicht der Normalfall, dass wir News-Tipps bekommen, in denen jemand auf seinen eigenen Blog-Eintrag verweist. Meist gibt es also niemanden zu verlinken. In den anderen Fällen enthalten die Blog-Einträge oft einen eigenen Kommentar, so dass man eh einen Link setzt.

    Unter dem Strich sind es wirklich nur sehr wenige Artikel, die auf Tipps von Lesern basieren, daher sehe ich nicht, daws hier nach dem AAL-Prinzip verfahren wird. Es ist mitunter auch so, dass die Tipps der Leser ein Denkanstoß sind, um sich mit einer Geschichte nochmals zu befassen, die man eigentlich als wenig interessant verworfen hat.

    … jens

  9. @Jens: Man kann doch an der Emaileingangszeit sehen, wer der Erste war. Und einen kleinen Link am Ende eines Beitrages wäre doch auch kein Problem. Außerdem verlinken sich Blogger auch ständig untereinander. Davon lebt das Internet.
    Sich hinzustellen und zu sagen, es sei keine Email angekommen, ist zwar nicht undenkbar, kommt mir jetzt aber ein bischen zu praktisch vor.

  10. naja ich denke mal das die das auch zu lasch sehen mit dem backlink.
    ob da nun absicht drin ist oder nicht, keine ahnung.

    aber sicherlich hat es eine rollegespielt das du diesen blog aufgemacht hast.

  11. Wow! Hätte nicht gedacht das Heise und Golem darauf so positiv reagieren. Ich denke, das du damit bei Spiegel und Co eher auf taube Ohren gestoßen hättest.

  12. Sorry – aber ich kapier nicht so ganz, worauf du hinaus willst. Es ist ein klassischer Fall: Journalisten müssen ihre Quellen nicht angeben. Wäre ja noch schöner. Stell dir einmal vor, in jedem x-beliebigen Text steht ein Verweise auf denjenigen, der den Anstoß zur Recherche gegeben hat. Wie soll das enden?

    Wenn du ein Leserbrief schreibst, wird dein Name veröffentlicht. Klar. Du kannst auch Trackbacks und Kommentare senden. Auch klar.

    Was willst du mehr?

  13. @Nadine: Der Quellenschutz bezieht sich im Grundsatz ja eher darauf, dass die Journalisten ihre Informanten schützen können. Ich will mich aber für den Tipp gar nicht verstecken… 😉

    Alle grösseren (Online-) Zeitungen und Zeitschriften rufen ihre Leser dazu auf, als „Leser-Reporter“ zu fungieren, aktuelle News zu melden oder Fotos von speziellen Ereignissen zu schiessen und diese (z.B. per Handy) an die Redaktionen zu senden. Einige Medien bezahlen einen kleinen Beitrag, falls die Nachricht oder das Foto veröffentlicht wird, andere wiederum nicht.

    Und genau da setze ich an: Die Redaktionen profitieren doch vom „Mitteilungsbedürfnis“ der Leser, da darf doch auch mal etwas zurückkommen, z.B. in Form eines Links. Dabei muss der Link ja noch nicht mal mitten im Text stehen, das ist ja in der Tat nicht wirklich entscheidend.

  14. Hallo Tom.

    im Grundsatz sicher richtig, und das mit dem Quellenschutz ist exakt so, aber….
    …die Realität sieht anders aus, glaub mir.

    Ich arbeite unter anderem auch für klassische Medien. Für eine kleine Tageszeitung beispielweise. Und wenn ich da (auch online für diesen Verlag) jedesmal die Quelle nennen würde… Großer Gott, das funktioniert garnicht.

    Dafür hat der liebe Gott die Recherche erfunden: Jemand sagt mir etwas: „Das ist so und so, blablabla.“ Ich forsche nach: Stimmt das? Was ist dran? Was ist Quatsch? Eiegntlcih sollte ich mich für einen guten Beitrag natürlich nicht nur auf eine Quelle stützen, egal wie glaubwürdig sie mir erscheint. Nein – eigentlich darf ich mich sogar nicht nur auf eine Quelle stützen – auch wenn das heute Gang und gebe ist (Kostenfaktor Zeit…).

    Von Heise und von Golem erwarte ich ( – ganz anders als von einem Weblog wie meinem, dem von Herrn Basic oder von dir – ) gut recherchierte Nachrichten. Vielleicht noch ein Kommentar, eine Reportage oder ein Feature. Aber auf garkeinen Fall den Schreibstil eines Bloggers. Oder die „lasche“ Art der Schreibe. Im Stil und im Fachwissen. Und bei einer Nachricht ist die Quelle total uninteressant.

    Für mich sind Heise und Golem eher klassische Nachrichtendienst, auch wenn sie durch Kommentar und Trackback die Reaktion ihrer Leser direkt herausfordern. In eine Kommunikation tertten sie jedoch nicht – wie es in einem guten Blog (wie jetzt eben hier!) der Fall sein sollte.

    Leider kann man noch nicht einmal zweifelsfrei nachvollziehen, woher die Jungs von Golem/Heise oder was weiß ich den Anstoß zu ihren Artikeln herhaben. Warst du es? War es vielleicht ein Insider? Who knows. Ist aber auch uninteressant.

    Viel interessanter ist dein Ansatz. Muss (oder sollte) ein Bezug zur Quelle da sein? Ein Backlink? Ich meine nein. Und muss ein Blog per „via“ auf seine andere Blogquelle aufmerksam machen? Ich meine jein. Kann, aber nicht muss.

    Das Leben wäre ja langweilig, wenn wir strikte Regeln zubefolgen hätten. Dann wäre dieser nette Plausch auch nicht zustande gekommen B)

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