Umfragen gibt es viele und überall. Während die einen stolz verkünden, ihre Umfragen seien repräsentativ (auch wenn ich immer wieder Zweifel habe, ob man einfach ein paar Hundert Leute nach ihrer Meinung fragen und das dann auf die Gesamtbevölkerung hochrechnen kann), geben die anderen offen zu, dass die Ergebnisse nur aus ein paar Umfragewilligen generiert werden.
Auch die Weltwoche fragt auf ihrer Webseite immer wieder die Leser um ihre Meinung. Die aktuelle Frage „Befürworten Sie die Kohäsionsmilliarde für die neuen Mitgliedstaaten der EU?“ wurde bis heute 18.08 Uhr von 1403 Lesern beantwortet. Zwar weist auch die Weltwoche darauf hin, dass die Umfrage nicht repräsentativ ist, doch dass die Umfragen so kinderleicht zu manipulieren sind, spricht auch nicht wirklich für eine seriöse Programmierung.
Konkret habe ich nach dem im Weltwoche-Forum genannten Beispiel mal 30 Minuten lang die Umfrage ein wenig bombardiert. Und siehe da: Waren es um 18:08 Uhr noch 88 Personen, die mit „Weiss nicht“ geantwortet haben, sind es dreissig Minuten später bereits 1168 Personen.
Dass es so einfach ist, die Umfrageergebnisse zu beeinflussen, liegt an der nachlässigen Programmierung des Tools. So werden offenbar weder Referer noch die Übergabeart der Daten geprüft. Im Originalformular werden die Daten zwar per „Post“ übergeben, doch selbst wenn diese per „GET“, also via URL übergeben werden, nimmt das Tool die Antwort an. Die einzige kleine Hürde besteht darin, dass beim Abstimmen ein Cookie übergeben wird, das ein weiteres Abstimmen verunmöglichen soll. Dass das aber keine wirkliche Sperre ist, sollte heutzutage jedem klar sein…
(via Mail von Thomas)
Unterdessen sind es 4728 Nein, 1432 Weiss nicht und 681 Ja. Da ändert sich ja einiges. Wo bloss in so kurzer Zeit so viele „Nein“ herkommen?
Och, Ende der 90er waren ein paar Freunde und ich ganz geschickt darin, Umfragen per Perlscript nach unseren Wünschen zu „modifizieren“. In der Regel ging es dabei um Votings für Website-Awards.
Besonders lustig war es, als wir bei den ersten „Online-Raabs“ einen Favoriten in nur 1 Stunde mit einem Abstand von über 100.000 Stimmen in Führung brachten. 🙂
Aber damals waren Reloadsperre, IP-Filter und solche Praktiken auch eher selten.
Ob wohl bis Montag morgen „alle Schweizer“ abgestimmt haben? Dann könnte man sich ja zukünftig die teuren Volksabstimmungen sparen und der seichten Weltwoche das Mandat übergeben. Wenn die Anzahl der Stimmen weiter so schnell steigen wie seit heute nachmittag, dann ist jedenfalls bald eine höhere Stimmbeteiligung erreicht als bei den realen Abstimmungen 🙂
Tom: danke fürs Aufgreifen dieses netten Lehrstücks in Medienmanipulation!
Verwirrend. Seit wann betreust du jetzt das Ressort von Tim dem Grossen?
da stimm ich ihnen vol und ganz zu, umfragen werden auch oft manipuliert
Man kann jede Online-Umfrage manipulieren. Aus diesem Gründen könnten die Websites gleich darauf verzichten, aber man lässt die Benutzer halt gerne klicken, vor allem bei all den Umfragen, die mit Werbung verbunden sind.
Übrigens: Vor einiger Zeit wurde es dem Tages-Anzeiger bei einer Online-Umfrage zum Flughafen Zürich zu bunt… sie wurde gesperrt, wegen Manipulation… wer sich manipulieren lässt, sollte sich anschliessend nicht darüber beklagen.
Ueber 75000 Stimmen für die Umfrage zur Kohäsionsmilliarde. Heute ist die neue Umfrage online (zum Irak-Krieg). Und die Weltwochenverantwortlichen merken nicht, dass hier beinflusst werden kann…
So lasset uns denn fröhlich weiter klicken 🙂