Wie selbstverständlich gehen wir davon aus, dass ein eMail endgültig gelöscht ist, wenn wir auf „Löschen“ klicken (und allenfalls auch den Papierkorb geleert haben). Allerdings wähnt man sich bei (fremden) Mailanbietern offenbar in falscher Sicherheit. Die Netzeitung berichtet heute, dass Google E-Mails, die von einem Gmail-Nutzer gelöscht wurden, für ein US-Gerichtsverfahren herausgeben soll.
Die US-Wettbewerbsbehörde FTC will damit an Beweise in einem Verfahren gegen eine Kreditberatungsfirma kommen, welche Gelder ins Millionenhöhe ins Ausland verschoben haben soll. Die FTC erwirkte eine Verfügung welche es dem Ankläger ermöglicht, den gesamten eMail-Bestand des Gründers der Beratungsfirma einzusehen.
Weiter heisst es:
Die FTC-Ankläger beriefen sich bei ihrer Anordnung explizit auf die Gmail-Datenschutzbedingungen, in der im Kleingedruckten steht, dass Google sich die weitere Speicherung gelöschter Mails vorbehält. So könne der Löschvorgang auf allen aktiven Servern «bis zu 60 Tage» dauern. Außerdem macht der Anbieter Sicherheitskopien. So kann es sein, dass vom Nutzer eigentlich gelöschte Mails auf Backup-Bändern noch wesentlich länger lagern.
Darum merke: Je mehr wir auf externe (Online-) Dienste setzen, desto weniger Kontrolle haben wir über die gespeicherten Informationen. Selbst das Löschen der Daten durch den Anwender muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Daten auch tatsächlich gelöscht sind.
Das einfachste wäre doch die verschlüsselung des Mailverkehr. Wenn er denn schon dazu dient den Staat übers Ohr zu hauen dann doch wenigstens so das nicht jeder alles Lesen kann oder ?
Jesses, wird das gruselig. Ich hatte letztens einen Traum, da wurden mir Kommentare, die ich vor Jahren gemacht hatte, bei einem Bewerbungsgespräch zum Verhängnis. – Der HR-Verantwortliche klickte sich via Google meine komplexe Persönlichkeit auf wenige getaggte Beschreibungsmerkmale zusammen, dass ich nicht mehr beeinflussen konnte. Jedenfalls bin ich froh, benutze ich noch nicht Gmail. Die Frage ist doch – macht das Google (so zum Spass) – oder ist das bei allen anderen Anbietern gleichfalls so?
Da stellt unser Tom einen Dienst an den Pranger, genausogut könnte jeder andere Anbieter dasselbe tun. Und nicht nur Gratis-Dienste wie Gmail, GMX, Freesurf und wie sie alle heissen. Wenn man nicht selbst hostet, wer kann schon garantieren, dass mein Anbieter meine Mails auch wirklich löscht, wenn ich sie per POP3 hole oder online per Browser lösche?
Niemand. Deshalb halte ich die Warnung von Thom für sehr angebracht, würde sie aber lieber generell sehen, statt auf einen Dienst reduziert.
Hmmm…. Dass Gmail nix löscht wusste ich bereits. Dass man ber diese „Leichen“ gerichtlich erklagen kann wuste ich nicht.
@Roman: Natürlich war damit nicht nur Gmail gemeint, aber Google ist halt grad das aktuelle Beispiel, da sich die Klage der FTC gegen Google richtet. Aber genauso klar ist natürlich, dass dies bis zu einem gewissen Punkt auf praktisch alle Mailanbieter zutrifft, da diese ja (im Normalfall) Backups ihrer Applikationen und Daten machen.
Die Frage wäre nur, wie lange bei den verschiedenen Anbietern die Backups zurückreichen…
huh – na ja, was soll man sagen?!
bin ja mal gespannt, wann der erste fall zum einsatz kommt in einem „scheidungsprozess“ – als beweisstueck die mails zur „geliebten“ angefordert werden ;.) moeglich ist alles, viel mehr als man denkt
Das ist u.a. auch der Grund, warum ich immer meine private Domain behalten werde und dort auch meine Mails lagern. Bleibt nur zu hoffen, dass mein Webspace-Hoster nicht auch Backups macht >-|
@dick:
wegen der geliebten? *g
@Dickhead: Deshalb bin ich mein eigener Provider…
@Beverly: Traum? Realität, schon seit einiger Zeit, auch in der Schweiz.
@BloggingTom: Dito übrigens für moderne Datenträger… Daten erscheinen zwar gelöscht, was aber wirklich noch vorhanden ist und wie man darauf zugreift, wissen nur die Hersteller – diesbezüglich helfen auch die einschlägigen „sicheren“ Löschmethoden nichts mehr.
@maxheadroom: Leider lässt sich nicht der gesamte E-Mail-Verkehr verschlüsseln, jedenfalls nicht mit den heute verfügbaren Methoden – die beteiligten E-Mail-Adressen beispielsweise sind immer im Klartext ersichtlich.
@Roman Hanhart: Stimmt, Hostpoint stellte mir kürzlich E-Mail nochmals zu, die ich bereits vom POP3-Server runtergeladen habe, wobei ich sie löschen lasse… so jedenfalls die Konfiguration im E-Mail-Programm.
@Senõr Dickhead: Du hoffst ernsthaft, dass dein Hoster auf Datensicherung verzichtet???
@Thomas: Dein eigener Provider? Wie soll denn das funktionieren?
@M: Ein grosser Magnet sollte nach wie vor eine „sichere“ Löschmethode sein 😉
Thomas meinte mit eigener Provider sicherlich einen eigenen (Root-) Server…
@M: Ganz einfach: Ich betreibe meine eigenen Server. Ich vertraue schon lange keinem Provider mehr.