So unbeachtet wie manche denken, sind Blogs offenbar doch nicht mehr. Sandro von ignoranz.ch schrieb „ignoranz.ch gezwungen Artikel zu löschen“ und berichtet von „enormen juristischen Säbelrasseln, anonymen telefonischen Drohungen, sowie direkten Drohungen “ins Gras zu beissen”“. Um was es sich tatsächlich bei der Auseinandersetzung bei igoranz.ch dreht, sagt ignoranz.ch nicht.
gebsn hingegen zeigt im Artikel „ignoranz.ch unter Zensurdruck“ auf, dass es sich beim streitbaren Artikel offenbar um einen Kommentar zu einem Schuldspruch in einem Gerichtsverfahren (Bericht im Tages-Anzeiger) gegen einen Personalverantwortlichen einer Reinigungsfirma ging, der
eine Schweizerin wegen ihrer Herkunft, ihrer Sprache, ihrer Ethnie und ihrer Religion diffamiert und nicht eingestellt hatte. Das Gericht hatte die betreffende Firma auf Klage der Betroffenen für schuldig befunden, die Persönlichkeit der Betroffenen bezüglich ihrer Herkunft, ihrer Sprache, ihrer Ethnie und ihrer Religion schwer diffamiert zu haben.
ignoranz.ch hatte den Gerichtsentscheid kommentiert und im Weiteren Kunden der Reinigungsfirma aufgezählt (welche auf der Webseite der Reinigungsfirma unter Referenzen aufgeführt sind) und diesen unterstellt, mit ihrem Auftrag solche „Diffamierungen“ zu unterstützen.
Es scheint es mir, als ob jemand durch massiven Druck verhindern wollte, dass über das Thema weiter diskutiert wird, und ignoranz.ch hat dem Druck nun leider nachgegeben. Nicht dass ich das Entfernen des Artikels nicht verstehen könnte, aber es ist erschreckend was für einen Effort bspw. bei der Bekämpfung des ignoranz.ch-Artikels in die Wege geleitet wird, um missliebige Artikel zu verhindern bzw. aus dem Verkehr zu ziehen.
Matthias von blog.ch wünscht sich derweil schon fast die Zeiten zurück, als Schweizer Blogs noch belanglos waren. Dieser Meinung kann ich mich aber gar nicht anschliessen, da gerade das tägliche Leben der Blogger den Stoff bringt, der zu Diskussionen Anlass gibt. Und wenn der Artikel sorgfältig recherchiert wurde und die Angaben belegt werden können, sehe ich keinen Grund, nicht darüber zu schreiben…
Es ist wohl an der Zeit, dass sich auch Blogger eine kleine „Lobby“ zulegen, um gegen solche Angriffe besser gewappnet zu sein oder sich zumindest einmal juristischen Rat zur Sache besorgen könnten.
Dass das Löschen des Artikels eine so grosse Resonanz in der Blogger-„Szene“ ausgelöst hat, ist schon mal ein gutes Zeichen. Aber vielleicht müsste man sich vielleicht wirklich mal etwas konkreter zusammenschliessen, um gegen solche Angriffe gewappnet zu sein. Das wird wohl kaum das letzte Mal sein, dass jemand versucht, unliebsame Blogartikel mit juristischen und anderen Mitteln entfernen zu lassen.
@gebsn: Das kann ich nur bestätigen 🙂 Das Problem dürfte wohl nur sein, dass es (bis jetzt) praktisch keine bloggenden Juristen in der Schweiz gibt, und somit die Unterstützung auch schwierig zu finden sein wird. Eventuell würden solche Sachen ja auch von einer Rechtsschutzversicherung übernommen, allerdings weiss ich nicht, wie das konkret aussieht.
Ich denke, auch wenn die Sache bereits einige Tage her ist, dürfen wir die Sache nicht links liegen lassen, sondern die Zeit nun erst recht nutzen, entsprechende Analysen zu diesem Fall anzustellen. Meinen Beitrag habe ich nun soeben gleistet.
Ich bin Jurist, allerdings sind meine Kenntnisse in Sachen Presserecht ziemlich bescheiden, um nicht zu sagen kaum vorhanden. Ich müsste mich mal ein bisschen mehr mit der Materie befassen … schon aus eigenem Interesse.