Liebe Zürcher Kantonalbank

Maestro Jugendkarte ZKB

Heute haben gleich drei (jaja :-))meiner Stieftöchter von Dir Post bekommen, schön diskret in einem Couvert, wie es sich für eine Bank gehört, wohl in der Hoffnung, dass die Eltern nicht schon beim Leeren des Briefkastens misstrauisch werden. Bin ich aber geworden, denn bei drei identischen Briefen ohne Absender macht man sich halt nun mal seine Gedanken.

Und siehe da, es bist tatsächlich Du, liebe Zürcher Kantonalbank (ZKB), die wieder mal unseren Töchtern schreibt und ihnen gleich „drei Geschenke aufs Mal“ schenken will, neben dem Jugendprivatkonto gleich noch kostenlos die Maestro-Jugendkarte dazu…


Aber wie kommst Du, liebe ZKB überhaupt dazu, drei minderjährigen Teenagern, die alle noch in die Schule gehen, eine solche Maestro-Karte zu offerieren? Logisch, zum Geld ausgeben, für was soll eine solche Karte auch sonst gut sein? Aber woher soll das Geld zum Ausgeben kommen, wenn alle ja noch zur Schule gehen?

Offenbar bin ich nicht der Einzige, der sich darüber Gedanken macht, denn auch die SonntagsZeitung hat sich in einem Artikel vom 21.03.2004 (PDF-File, Artikel Seite 18) mit Dir bzw. Deiner Schwester in Bern befasst und schrieb:

Ähnlich aggressiv wie Postfinance buhlt die Berner Kantonalbank (BEKB) beim Plastikgeld um die Gunst der Kids. Die Bank setzt ihre Lehrlinge auf jugendliche Kunden an. Wer ein Konto bei der Bank besitzt, bekommt kurz vor dem sechzehnten Geburtstag einen Anruf von einem fast gleichaltrigen Mitarbeiter der BEKB. Der Lehrling schildert die Vorzüge einer EC/Maestro-Karte: Diese sei gratis, Spesen
gebe es keine – dafür liesse sich in allen Geschäften bargeldlos einkaufen. Das Problem der Verschuldung wird elegant ausgelassen.

Wenn besorgte Eltern nachfragen, bekommen sie zu hören, dass mit der EC/Maestro-Karte das Konto zwar überzogen werden kann, dass die Bank aber nach spätestens drei Monaten die Notbremse ziehe. Dann aber kann das Konto des Schülers schon um mehrere hundert Franken überzogen sein.

Aha, das heisst wohl, dass ich in Zukunft auch noch das Telefon hüten muss, um solche Werbeaktionen zu verhindern? Liebe ZKB, ich will meinen Stieftöchtern doch gar nicht soviel vorschreiben, aber vor solch aggressiver Werbung möchte ich sie schon schützen. Vielleicht aber auch mich selber, denn im Artikel der Sonntags-Zeitung kommts ja noch schlimmer:

Wie bei allen EC/Maestro-Karten können bei der Zürcher Kantonalbank und bei der CS aber auch Jugendliche ihr Konto überziehen. «Aber nur bis zu einer auf ihr geringes Einkommen abgestimmten Limite», so Söntgerath. Da die Eltern in jedem Fall haften, können sie für die daraus entstehenden Schulden belangt werden.

Jetzt ist die Katze aber aus dem Sack: Zuerst ganz heimlich die Maestro-Karte verteilen und dann nachher auf die Eltern los. So, und nun weisst Du auch, warum mich Deine Briefe so misstrauisch gemacht haben!

Übrigens: Scheinbar sind auch Teenager sich durchaus bewusst, was Du für ein Spiel treibst. Die 15-jährige meinte jedenfalls beim Lesen Deines Briefes: „So än Scheiss, die wönd nur das ich Schuldä machä!“

2 Comments

  1. Jean Pierre 15.06.2005
  2. Bankenfreund 4.03.2008