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Ryanair und die verrückten Blogger

Dass Statements von Mediensprechern nicht immer ganz „standardkonform“ ausfallen, ist eher selten, schliesslich ist man (meist) um das Image der Firma besorgt. Stephen McNamara, Head of Communications der irischen Billig-Fluggesellschaft Ryanair, muss gestern aber wohl einen ganz schlechten Tag erwischt haben, als er sich zu folgender Aussage hinreissen liess:

It is Ryanair policy not to waste time and energy corresponding with idiot bloggers and Ryanair can confirm that it won’t be happening again.

Lunatic bloggers can have the blog sphere all to themselves as our people are far too busy driving down the cost of air travel.

Das Statement ist die Reaktion auf einen Blogbeitrag von Jason Roe, wo suggeriert wurde, dass er einen Bug auf Ryanairs Website gefunden habe und man so Gratisflüge buchen könne. In Tat und Wahrheit zeigte das System einen Endbetrag von 0,00 an, weil Jason die Session neu startete und so die Variablen verloren gingen. Das Abschliessen der Buchung war aber nicht möglich. Jason fügte wenig später dann auch ein Statement hinzu, worin er bestätigte, dass so keine Gratis-Buchungen möglich sind.

Ryanair - Gratis-Tickets?

In den Kommentaren zum Beitrag fanden sich dann auch schnell Ryanair-Angestellte, die Jason als Lügner und Idioten bezeichneten, mit ihren Aussagen allerdings auch nicht ganz unrecht haben. Das Online-Portal Travolution fragte daraufhin bei Ryanair selbst nach und erhielt, neben der Bestätigung, dass es sich bei den Kommentatoren tatsächlich um Ryanair-Angestellte handelt, die oben erwähnte Antwort.

Aus Kommunikationssicht ist es sicher grenzwertig, mit Begriffen wie „verrückt“ und „Idioten“ um sich zu werfen. Andererseits kann ich die Reaktion auch ein bisschen verstehen. Ich fordere zwar auch schon lange, dass sich die Unternehmenskommunikation auch um Blogger zu kümmern hat, aber wenn solche offensichtlich falsche Behauptungen aufgestellt werden ohne das Prozedere durchzuspielen (hier: das Ticket ausgedruckt), können dem einen oder anderen schon mal die Nerven durchgehen…

Bla-Bla-Blogger in der SonntagsZeitung

Ganz unrecht hat David Bauer ja nicht, wenn er in der heutigen SonntagsZeitung behauptet*), dass sich das typische Schweizer Blog „inhaltlich am Mainstream orientiert, zu dem man als Alternative angetreten ist“. Allerdings schiesst er mit seiner Argumentation auch etwas über das Ziel hinaus.

SonntagsZeitung: Bla-Bla-Blogger

Ziel vieler Blogger ist es nämlich gar nicht, als Alternative zu den „herkömmlichen“ Medienangeboten zu glänzen, sondern vielmehr als Ergänzung. Ein Blog dient vielfach als Möglichkeit, einzelne Aspekte des eigenen Lebens darzustellen, oder die persönliche Meinung zu tagesaktuellen Geschehnissen darzustellen.

Daneben gibt es aber auch die ambitionierteren Blogger, die eigene Themen produzieren wollen. Allerdings ist das nicht so einfach, wie sich das mancher Leser (und auch David Bauer) vorstellen mag. Das beginnt bereits bei der Themenwahl. (Zeitungs-) Redaktionen, die durch Leser und Nachrichtenagenturen auf Themen aufmerksam werden, haben es da ungleich einfacher. Auch bei nachfolgenden Recherchen haben es Redaktionen leichter: Diese verfügen nicht nur über ein Netz von Quellen, sondern können bei wichtigen Themen auch entsprechend Manpower einsetzen. Manpower, die dem Normalblogger fehlt, denn dieser bloggt in der Freizeit und kann sich, nur schon aus finanziellen Gründen, nicht den ganzen Tag mit Recherche und Schreiben beschäftigen. Nur schon deshalb verbietet sich ein Vergleich zwischen einem (professionellen) Journalisten und einem Blogger.

Doch selbst wenn die eigene Story dann steht: Wie erreicht man nun die entsprechende Masse an Leserschaft? Zeitungen tun sich (mit wenigen Ausnahmen) nämlich noch immer äusserst schwer, solche von Bloggern ausgegrabenen Geschichten weiterzuverbreiten. Da wartet man lieber auf Mitteilungen von Nachrichtenagenturen, die den Verlagen nach wie vor, wenn auch nicht immer zurecht, als vertrauenswürdig erscheinen. Nehmen Sie die Blogger-Story für einmal doch auf, so fehlt zumeist die Angabe der Quelle. Etwas was Blogger seit jeher tun (und sich auch nicht zu schade sind, eine Zeitung als Quelle zu nennen)…

Darum hier mein Vorschlag an die SonntagsZeitung, an die tamedia, aber auch an andere Verlage wie Ringier oder Axel Springer für ein Experiment: Lasst Blogger doch mal für zwei Wochen in einer eurer Redaktionen arbeiten und gebt ihnen die Chance, an euren Möglichkeiten für Quellen, Recherche und (finanzieller) Manpower teilzuhaben. Ich bin sicher, dass dies schnell dazu führen würde, dass Blogger eigene, durchrecherchierte Stories präsentieren würden, die auf Mainstream-Redaktionen nicht beachtet werden. Etwas, was der Artikel offenbar von den Bloggern fordert.

Doch wie gesagt, viele Blogger wollen das auch gar nicht. Sie möchten nur ihre Sicht der tagesaktuellen Ereignisse darstellen. Diese damit aber gleich als Bla-Bla-Blogger abzuqualifizieren, scheint mir auch nicht der richtige Weg, zumal David Bauer vor einiger Zeit ja selbst sagte, was Bloggen bedeutet: „kreativ zu sein, Informationen zu verbreiten, seine Meinung zu äussern„. Na also…

Mehr Meinungen

*) Da die SonntagsZeitung Ihre Onlineartikel spätestens nach einer Woche im Nirvana verschwinden lässt, gibts diesen hier auch als PDF für die Nachwelt. Ist dieses sonderbare Verschwindibus-Gebaren eigentlich ein Qualitätsmerkmal?

Web 2.0 Expo Europe 2008 in Berlin

Web 2.0 Expo Berlin 2008

Vom 21. bis 23. Oktober zieht es mich wieder mal nach Berlin. Anlass ist die Web 2.0 Expo Europe von O’Reilly, die ganz dem Motto „How will you use the power of Web 2.0?“ gewidmet ist.

Neben Keynotes bekannter IT- und Web-Grössen gibt es einige Sessions bzw. Workshops mit interessanten Speakern. Und natürlich gilt es auch, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu pflegen.

Für Blogger gibt es in Bezug auf die hohen, fast etwas abschreckend wirkenden Preise, gute Nachrichten. Blogger die bereit sind, im Vorfeld der Konferenz die Werbetrommel zu rühren, sollen kostenlosen Zutritt erhalten:

Mit einer Handvoll von Bloggern und Communities wollen wir noch enger zusammenarbeiten, d.h. Informationen nicht nur über den Event sondern auch über die Themen, die beteiligten Redner und mehr zeigen. Der entstandende Aufwand soll natürlich auch belohnt werden. Neben Zugang zur Konferenz und Unterstützung in Form von Giveaways für die eigene Community wird dieses einen speziellen Medienpass enthalten, der Zugang zu besonderen Gästen enthalten wird und u.a. Nennung in der offiziellen Blogroll für die Expo.

Was es dabei genau zu tun gibt, erklärt Nicole Simon in ihrem englischen Blog. Ich nehme zwar nicht an diesem „Blogger-Programm“ teil, versuche aber im Moment trotzdem, einen Rabatt für meine Leser herauszuschlagen. Mal sehen, was sich da ergibt…

Ich freu‘ mich auf alle Fälle, wieder mal in Berlin zu sein. Vielleicht ergibt sich ja die Möglichkeit, erneut einen kleinen, aber feinen Blogger-Brunch durchzuführen. Denn ans Barcamp 3, das im Vorfeld der Web 2.0-Expo stattfindet, schaffe ich aus Termingründen leider nicht…

Bundesrat Leuenberger am Blogcamp 3.0

Mitten im Umzugsstress auch noch eine Eilmeldung, die es allerdings aufgrund des Kistenschleppens nicht sehr schnell ins Blog geschafft hat. Der einzige bloggende Vertreter unserer Regierungspitze, Moritz Leuenberger, Vorsteher des eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) stattet dem Blogcamp Switzerland 3.0 einen Besuch ab. Damit dürfte „unser“ Blogcamp wohl das erste seiner Art sein, dass einen Regierungsvertreter willkommen heissen darf. Na wenn das mal kein gutes Omen ist…

Das Blogcamp Switzerland 3.0 findet dieses Jahr übrigens am Freitag, 29. August 2008 im Technopark Zürich statt. Das unübliche Datum hat übrigens auch seinen Grund: Im Rahmen der „Informatica08“ gilt der Freitag als „Tag der Informatik„.

Für Kurzentschlossene gibts übrigens noch immer die Möglichkeit, sich für das diesjährige Blogger-Stelldichein anzumelden

Ist ein Blogger-Kodex notwendig?

Eine Untersuchung der Anwaltskanzlei DLA Piper hat ergeben, dass 46 Prozent der befragten britischen Webnutzer einen freiwilligen Verhaltenskodex für Blogger und Online-Kommentatoren begrüssen würden. Laut der Mitteilung von pressetext sollen die Regeln dabei vor allem auf die geltende Gesetzeslage in Bezug auf Diffamierung, geistige Eigentumsrechte und Anstiftung zu einem Verbrechen eingehen. Unter Bloggern sei ein solcher Kodex allerdings umstritten, wie der Untersuchung zu entnehmen ist: 34 Prozent der Blogger lehnen solche Pläne vehement ab, während 32 Prozent sich für eine Umsetzung aussprechen würden.

Allerdings stellt sich die Frage, ob eine solcher Kodex wirklich notwendig ist, schliesslich bewegen sich Blogger hierzulande keineswegs in rechtsfreiem Raum. Dies stellt auch Dennis Breuer von der IT Recht Kanzlei fest:

Grundsätzlich stehen Blogger in Deutschland in einer ähnlichen rechtlichen Verantwortung wie die klassische Presse, da es in beiden Fällen in der Regel um die Veröffentlichung von Meinungen und Berichten geht. […] Blogs werden als Informationsquelle zunehmend ernst und entsprechend auch in die Verantwortung genommen. Jeder, der in einem Blog Meinungen und Beiträge veröffentlicht, sollte sich dessen bewusst sein. Mit einem so entwickelten rechtlichem Gespür lassen sich dann viele potenzielle Konflikte vermeiden.

Ein Kodex wird also sicherlich nichts direkt ändern. Wer sich nicht an Regeln halten will, tut das auch bei einem vorhandenen Kodex nicht. Allerdings könnte ein solcher zumindest mithelfen, das Bewusstsein der Blogger zu schärfen, dass sie für ihre Veröffentlichungen verantwortlich sind. Dazu gehört nicht nur, keine Unwahrheiten zu verbreiten, sondern auch Urheberrechte (sei es nun für Text, Bild oder Video) zu beachten. Ansonsten kann aus dem vermeintlich spassigen Hobby bald einmal ein teurer Appetitverderber werden.

Mit Fair Blogging gibt es auch in der Schweiz einen solchen Codex, dem sich Blogger freiwillig unterstellen können. Ich meinerseits gehe in meinem Verständnis sogar noch etwas weiter und halte mich, so gut es geht, an den Journalistenkodex des Schweizer Presserat, der doch um einiges ausführlicher gestaltet ist…

Migros: No comment

Der Grossverteiler Migros verkaufte offenbar zwischen Januar und August 2006 Fälschungen des Eau de Toilette Davidoff Cool Water und schrieb darüber auch klein und versteckt im Migros Magazin. Für mich Grund genug, einmal bei der Migros nachzufragen und folgende Fragen zu stellen:

  1. Wie konnte es geschehen, dass die Migros Fälschungen verkauft
  2. Ist es denkbar, dass noch weitere Fälschungen (auch in anderen Sortimentsrayons) auftauchen bzw. verkauft werden?
  3. Was tut die Migros, um den Verkauf von Fälschungen in Zukunft zu verhindern?

Aber offenbar will man sich gar nicht wirklich öffentlich dazu äussern. Zumindest interpretiere ich die Antwort von Migros-Mediensprecherin Monika Weibel in etwa so:

Tut uns leid, aber wir äussern uns nicht zu Anfragen von privaten Web Sites.

Wie heisst es so schön auf der Medienseite der Migros?

„Allseits und überall unbehindert Zutritt dem Licht der Öffentlichkeit“ – These Nr. 6 von Gottlieb und Adele Duttweiler, 1950

Vor diesem Hintergrund ist der Migros eine offene, ehrliche und transparente Kommunikation sowohl Auftrag wie Bedürfnis. Als Grundlage für Ihre Arbeit finden Sie als Medienschaffende hier alle Informationen rund um die Migros.

Sooo offen ist diese Art der Kommunikation nun doch wieder nicht. Zumindest scheint man bei der Migros anderen Firmen wie der Swisscom, Sunrise, Gillette und vielen anderen in Sachen Kommunikation hoffnungslos hinterherzuhinken. Das passt doch wunderbar zum aktuellen Artikel „Blick in die USA: Blogger an Pressekonferenzen“ von Marcel Bernet.

Ganze 300 helvetische Blogs

Die Firma Mindjet, die ja vor kurzem mit den kostenlosen Mindmanager-Lizenzen für Blogger auf sich aufmerksam gemacht hat, schiebt nun eine Pressemitteilung nach und zitiert mich:

Natürlich ist die ganze Aktion nicht ganz uneigennützig, man wird wohl auf eine gewisse Publizität in Blogs hoffen. Aber warum auch nicht? Für mich ist es eine durchaus sympathische Aktion und mein Exemplar ist bereits geordert…

Stimmt, das hatte ich am 11. August 2006 hier im Blog geschrieben. Nur: Bis heute habe ich keine Software oder einen Lizenzschlüssel erhalten. Entweder wurde mein Blog nicht als Blog klassifiziert oder ich bin in der schieren Masse von Schweizer Blogger untergegangen. Kein Wunder, schliesslich sind wir ja ganze 300 helvetische Blogger, wie Mindjet in einer Pressemitteilung glauben machen will.

Immerhin: In die Pressemitteilung habe ich es schon mal geschafft. Nun muss ich nur noch fest daran glauben, dass irgendwann mal noch ein Lizenzschlüssel eintrifft…

[Update] 14.09.2006
Glaube kann Berge versetzen. Gestern abend erhielt auch ich meinen Downloadlink mitsamt Lizenzschlüssel, besten Dank dafür. Nun heissts nur noch installieren und ausprobieren…

Berlin, ich komme!

Im Rahmen der Berichterstattung von der Internationalen Funkausstellung für Neuerdings, werde ich vom 1. bis 5. September in Berlin weilen und mir neben der Messe auch die Stadt etwas ansehen. Logisch, schliesslich war ich noch nie in Berlin und will nur schon darum die Möglichkeit nutzen…
In einer Welt von virtuellen (Blog-) Bekanntschaften liegt es auch nahe, Blogger und Leser mal abseits von Posts und Kommentaren, nämlich persönlich und „in natura“ kennenzulernen. Also liebe Berliner (und sonstige da Anwesende): Wer hat Lust auf ein Treffen mit Peter Hogenkamp und mir in Berlin, irgendwann zwischen dem 1. und 5. September? Meldet euch entweder in den Kommentaren oder direkt per eMail (bloggingtom [at] gmail [dot] com). Ich würd‘ mich freuen…