Meine Auseinandersetzungen mit der Firma Eypo vor rund 1 1/2 Jahren ([1], [2], [3], [4]) hatten auch ausserhalb der Blogosphäre für Resonanz gesorgt. Inzwischen ist grösstenteils Ruhe eingekehrt, auch wenn im Hintergrund der eine oder andere Journalist noch weiter recherchiert hatte. Wie Christian Bütikofer vom Tages-Anzeiger: Er hat während mehr als einem Jahr Fakten zusammengetragen und das Puzzle rund um die Eypo AG und deren Hintermännern weiter zusammengesetzt. Daraus entstanden ist ein Artikel, der in der heutigen (Print-) Ausgabe des Tages Anzeiger erschienen ist und den ich hier gern im Volltext veröffentliche.
«Zuger Firma vertreibt heikle Kreditkarten»
(Tages-Anzeiger vom 8. Mai 2007, Wirtschaftsbund)
In der Schweiz werden rund ein Viertel der Kreditkartenanträge an Privatpersonen abgelehnt – in anderen Ländern es noch mehr. Dieses Potenzial nutzt die Zuger Firma Eypo. Sie wirbt im Internet für «Kreditkarten ohne Bonitätsprüfung» – und den Vertrauen erweckenden Logos von Visa und Mastercard. Dabei handelt sich nicht wirklich um Kreditkarten, sondern um so genannte Debitkarten. Der Unterschied: Der Kunde muss zuerst einzahlen, bevor er es via Karte ausgeben kann – verbunden mit saftigen Gebühren.
Auf den ersten Blick würde man dem 32-jährigen Herrn mit dem Kurzhaarschnitt nicht glauben, dass er in der Finanzbranche tätig ist. Alexander Herr arbeitet für Eypo. Sein dickes Lederportemonnaie ist voller Visa-Debitkarten. Er legt sie auf den Tisch, sie schimmern schwarz, grau, glänzen silbern und golden. Auf eine ist er besonders stolz: «Auf die kann man das Foto seines Kindes aufdrucken – wo ausser bei Eypo gibt es das?»
Ermittlungen wegen Betrugverdachts
Hinter Eypo steckt ein Firmengeflecht, das seinen Ursprung im Raum Köln hat. Zuerst hat es in Deutschland im Kleinkreditgeschäft mitgemischt. Gleichzeitig machten Herrs Firmen den Leuten, die eigentlich nur einen Kleinkredit wollten, mindestens seit 2003 auch eine «Kreditkarte ohne Bonitätsprüfung» schmackhaft, die von einer libanesischen Bank herausgegebenwurde. Bald hagelte es Reklamationen, weil das Plastikgeld angeblich nicht funktionierte oder monatelang nicht geliefert wurde, auch wenn die Gebühren bereits überwiesen waren. «Wir machten viele Anfangsfehler», meint Herr dazu.
Die Staatsanwaltschaft Köln leitete Untersuchungen wegen Betrugsverdachts gegen ihn und eine Person aus seinem Firmenumfeld ein. Herr behauptete gegenüber dem «Tages-Anzeiger», die Untersuchung sei eingestellt worden. Der zuständige Staatsanwalt in Köln verneint dies.