Staatlicher Trojaner

Bisher wurden Trojaner in den allermeisten Fällen von Script-Kiddies und Kriminellen eingesetzt. Dieses Bild könnte sich allerdings ändern, denn wie die SonntagsZeitung heute schreibt, interessieren sich nun auch die Schweizer Strafverfolgungsbehörden für eine Software, die im Prinzip nichts anderes als ein Trojaner ist. Um Internet-Telefonate (z.B. Skype) mitzuschneiden prüft man offenbar den Einsatz eines von der Firma ERA IT Solutions entwickelten Programms:

Weder Antiviren-Software noch Firewalls sollen es erkennen. Das Programm sendet Mittschnitte in kleinen Datenpaketen an einen Server. Wird ein PC frühzeitig ausgeschaltet, speichert die Software den Rest der Aufnahme und überträgt sie beim nächsten Rechnerstart weiter. «Dieses Programm ist ausschliesslich für die Verwendung durch Behörden vorgesehen und wird auch nur an diese verkauft», sagt Riccardo Gubser, der Geschäftsführer von ERA IT Solutions.

Um den Trojaner auf den Rechner eines Verdächtigen zu bringen, will man die Internet-Provider in die Pflicht nehmen. Diese sollen den Datensammler „im Datenstrom verborgen auf die Zielrechner“ bringen, wie die SonntagsZeitung weiter schreibt. Ob die Provider einer solchen Anordnung nach der heutigen Gesetzgebung Folge leisten müssten und ob das technisch überhaupt möglich ist, entzieht sich aber meiner Kenntnis.

Offenbar ist man sich bei den involvierten Stellen aber über die Brisanz des Themas im Klaren, denn das Projekt sollte eigentlich geheim weitergeführt und so eine öffentliche Diskussion um die staatlichen Trojaner vermieden werden. Allerdings kann schon heute spekuliert werden, dass das Abhören von Internet-Telefonaten wohl nur der Anfang sein wird. Wer weiss schon, was die Software sonst noch alles übermitteln könnte. Vom eMail-Verkehr über Dokumente bis hin zu Passwörtern ist schliesslich alles möglich.

4 Comments

  1. Sandra-Lia 8.10.2006
  2. leo 8.10.2006
  3. Farlion 9.10.2006
  4. deady 29.11.2006