Handy mittels IMEI sperren?

Vorgestern schrieb ich von tracey, einer Software, die die Nummer eines Handydiebes dem rechtmässigen Besitzer melden soll, worauf Mike in den Kommentaren anmerkte, dass man das Mobiltelefon theoretisch auch via der IMEI-Nummer sperren könnte.

Die IMEI (International Mobile Equipment Identity) ist eine 15-stellige Seriennummer, mit welchem jedes GSM- oder UMTS-taugliche Endgerät eindeutig indentifiziert werden kann. Die IMEI kann mit der Tastenkombination *#06# abgefragt werden und/oder befindet sich normalerweise auch auf einem Aufkleber unter dem Akku. Da die IMEI bei jeder Anmeldung in einem Mobilnetz übermittelt wird, ist es naheliegend, diese Informationen mit einer Liste gestohlener Mobilfunkgeräte abzugleichen und das Gerät, wenn es denn gestohlen sein sollte, für den Gebrauch zu sperren.

Soweit die Theorie. In der Praxis unterstützen zwar alle drei Mobilfunkanbieter der Schweiz die Sperrung von Geräten via IMEI. Allerdings gilt die Sperre immer nur für das eigene Netz. Konkret heisst das, dass ein z.B. bei der Swisscom gesperrtes Handy problemlos bei Orange oder Sunrise weitergenutzt werden kann, da die Anbieter getrennte Datenbanken führen. Zwar versucht die Swisscom seit 2003 zusammen mit den anderen Anbietern eine nationale Sperrplattform zu etablieren, allerdings sind die Gespräche dazu auch nach drei Jahren „nach wie vor am laufen“, wie Swisscom Mediensprecher Christian Neuhaus erklärte. Wenn die Gespräche nur schon in der Schweiz so schleppend vorangehen, ist es kein Wunder, dass auch keine internationale IMEI-Sperrdatenbank der europäischen Netzbetreiber existiert.

Somit ist die Sperrung eines gestohlenen Handys mittels IMEI zwar möglich, allerdings nicht wirklich erfolgsverprechend. Kommt dazu, dass es mit entsprechender Software auch möglich ist, eine IMEI-Nummer neu zu programmieren bzw. zu ändern, was eine IMEI-Sperre noch mehr in Frage stellt.

Was bleibt? Vor allem wohl mehr Vorsicht im Umgang mit dem eigenen Handy. Und wer es dann doch etwas krasser haben will greift zum schreienden Handy oder installiert eben Software wie zum Beispiel das bereits erwähnte tracey. Allerdings gilt auch hier: Absolute Sicherheit kann nicht mit einer Software herbeigeführt werden, denn die Software kann natürlich auch vor dem Gebrauch des geklauten Handys gelöscht werden. Allerdings werden Gelegenheitsdiebe wohl meist nicht über das entsprechende Equipment verfügen.

[Update]
In Deutschland scheint das Sperren via IMEI ausser Mode gekommen zu sein. Zumindest T-Mobile und e-plus bieten diesen Service nicht (mehr) an. Begründet wird dies in erster Linie mit der fehlenden nationalen Datenbank sowie der schwierigen Authentifizierung des rechtmässigen Handyinhabers.

Dies ist ein Post aus der Reihe „Dahergelaufener, selbstverliebter Blogger und selbsternannter Rächer der Enterbten befragt Presseabteilungen für jeden Furz, der ihn gar nicht betrifft„.