Obwohl ich jedes Jahr aufs Neue genervt bin, konnte ich auch gestern abend einfach nicht wiederstehen, mir den Grand Prix Eurovision de la Chanson Eurovision Song Contest reinzuziehen. Und als ob ich es nicht gewusst hätte: Viel gescheites war auch dieses Mal nicht zu sehen, und treffender als Katharina könnte ich es eigentlich nicht beschreiben.
Ganz ehrlich, irgendwie hat mir der Country-Song der Deutschen gut gefallen. Oder lag das vielleicht daran, dass Olli Dittrich Schlagzeuger bei Texas Lightning war? Man identifiziert sich ja öfters mit Musik oder einer Gruppe, wenn man eine Person darin wiedererkennt.
Favorisiert hatte ich aber ganz klar den finnischen Beitrag der Gruppe Lordi, aber nicht etwa, weil mir die Musik gefallen hätte, im Gegenteil. Allerdings war das so ziemlich das Ausgefallenste, was ich seit langem an einem Eurovision Song Contest gesehen hatte. Und doch traute ich meinen Augen nicht, als die Finnen tatsächlich Punkt um Punkt aus allen möglichen Ländern einheimsten.
In Deutschland scheint man aber mit dem 15. Platz sehr enttäuscht zu sein, wie ich diversen Reaktionen entnehmen konnte. Auch Thomas Hermanns meinte in der Sendung „Grand Prix Party“ der ARD: „Wir hätten einen besseren Platz verdient, aber Deutschland hat einfach keine Nachbarn mehr, die uns Punkte geben“. Hey, das müssten wohl eher wir Schweizer sagen! Schliesslich haben wir euch Deutschen sieben Punkte gegeben (immerhin wurde das als nett bezeichnet), ihr dagegen bestraft uns rein nachbarschaftlich mit zero points!
Auch Georg Uecker meinte etwas später in derselben Sendung: „Wir liegen auf Platz 15 und damit vor der Schweiz und Ralf Siegel“. Na jetzt darf ich mich immerhin fragen, ob wir wegen Ralf Siegel oder wegen uns selbst keine Punkte vom nördlichen Nachbar erhalten haben. Aber wahrscheinlich habe ich das sowieso etwas zu persönlich genommen. Oder vielleicht doch nicht? Ach was, nur weil es letztes Jahr anstelle des üblichen „Switzerland 0 points“ endlich mal ganze 128 Punkte für die Schweiz gab, muss das nicht jedes Jahr so bleiben. Schon gar nicht, wenn wir offenbar keine Schweizer Künstler haben, die uns würdig vertreten könnten.
Aber warum auf den deutschen Äusserungen rumhauen, denn eigentlich sollten wir uns zuerst an der eigenen Nase nehmen. Ziemlich verduzt war ich nämlich ob den Kommentaren von Sandra Studer während der Übertragung der Sendung auf SF1. Ziemlich unüberhörbar äusserte Studer nämlich ihren Unmut über die Sieger aus Finnland. Von „…diese Monster können ja nicht mal sprechen“ über „die können ja nicht mal danke sagen“ bis zu „die sehen ja komisch und unsympathisch aus“ und „die sind unanständig“ war von Sandra Studer ziemlich alles zu hören, wie man auch bei Roter Stern Zürich nachlesen kann.
Überhaupt: Wollten wir nicht vor zwei Jahren ganz aus diesem Zirkus aussteigen? Jetzt wär wieder einmal Gelegenheit dazu, das würde uns manche Peinlichkeit ersparen.Gewinnen kann man eh nur mit Sympathiepunkten, und die bekommt die Schweiz sowieso nicht.
Weitere Meinungen:
- Medienzirkus: Ehrlich währt am längsten: Lordi top – SF Flop
- hampas blog: Suomalainen voittaa aina!
- Logzone P: Eurovision Songcontest 06
- Popkulturjunkie: eurovision song contest 2006:fazit
Die fehlenden Punkte aus Deutschland für die Schweiz liegen garantiert an der hierzulande tiefverwurzelten Abneigung gegen Ralf Siegel.
Die Italiener, Luxemburger und Österreicher haben mit ihrer Absage an dieses Festival des schlechten Geschmacks gut getan. Deutschland, Frankreich und Großbritannien, aber auch die Schweiz sollten sich zukünftig ebenso versagen.
Gar nicht teilnehmen wär‘ das Beste. Schweizer Künstler hätten wir schon, die uns vertreten könnten. Aber ich schätze mal, dass die gar nicht wirklich wollen.
Mein Spruch ging natürlich ganz klar gegen Siegel und das selbst für dessen Verhältnisse unterirdische Lied. Mit z.B. Grauzone (gibt es eigentlich aktuellere Sachen aus der Schweiz die man kennen sollte? Mir fällt da leider nichts ein) dürfte die Schweiz meinetwegen gerne gewinnen.
In Sachen Sandra Studer stimme ich Dir voll und ganz zu: Es war schon seltsam zu beobachten, wie humorlos und spiessig sie auf den Finnen-Sieg reagiert hat. Keine Gratulation, keine Würdigung der Hammer-Show von Lordi, nix. Nicht viel besser übrigens auch der Eurovisions-Verantwortliche von SF, Toni Wachter. In der „Tagesschau“ meinte der nämlich, der Contest sei bloss noch eine Freakshow und die Musik sei immer weniger wichtig … schnüff.
Warum haben ausgerechnet die Schweizer so grosse Mühe, einen Volksentscheid zu akzeptieren? Auch Verliern muss man können.
ich bin froh, dass es masken gibt…
gruzz aus dem liebefeld, le marco
http://www.lemarco.blogspot.com
Ich finde es eine Frechheit, dass Siegel immer noch antreten darf, wo er doch überhaupt nichts Neues mehr vorstellt. Dass der jetzt in die Schweiz „auswandern“ musste, weil ihn die Deutschen nicht mehr wollten, sagt ja wohl genug. Die Sänger konnten nichts für das schlechte Lied.
Das ganze Problem ist doch das alle diese neuen Songs und Rhtymen man irgendwo doch schon einmal gehoert hat. Da ist doch auch ganz klar das ein Song wie der der Finnen natuerlich gerade die juengeren Zuschaeuer von den Sitzen reissen wird. Und ehrlich gesagt muss ich zugeben das mir der Deutsche Song eigentlich auch sehr gut gefallen hat und ich dafuer gerne mehr Punkte gesehen haette.