Citizen Journalism bei der Netzeitung

Citizen Journalism, das Generieren von Content durch „normale“ Bürger scheint im Trend zu sein. So sucht zum Beispiel die Netzeitung derzeit etwas überschwänglich 20 Millionen Redakteure für ihr neues Projekt Readers Edition, welches in Kürze starten soll.

Screenshot der Readers Edition

Das Grundprinzip ist einfach:

Dort werden nicht Redakteure die Artikel schreiben, sondern die Menschen „da draußen“. Hoffentlich mit völlig neuen Themen, und vielleicht auch neuen Textformen. Sortiert wird die Titelseite und die Ressorts dieser „offenen Zeitung“ nach Bewertungsranking […]

Um die Qualität der Artikel sicherzustellen und Trolle fernzuhalten, plant man, die Artikel von Moderatoren (welche ebenfalls Autoren sein können) gegenlesen zu lassen und erst dann zur Publikation freizugeben. Soweit so gut. Bei solchen Projekten stellt sich mir aber auch immer wieder die Frage nach der Bezahlung. Peter Schink von der Netzeitung meint dazu:

Bislang ist angedacht, den Autoren der „besten Artikel“ anzubieten, ihre Artikel gegen Bezahlung in die Netzeitung zu heben.

Immerhin ist das ein Fortschritt gegenüber Blogstetten und Blogalisierung, den Blogprojekten des Blick. Bei der Netzeitung hat man sich wenigstens schon Gedanken zum Thema gemacht, während man damals beim Blick eher händeringend nach Ausflüchten suchte und auf das fehlende Budget hinwies.
Nicht falsch verstehen, hier geht es nicht darum, reich zu werden. Es ist vielmehr die Frage, wieso irgend jemand einem Verlag seine Zeit, Energie und sein Wissen kostenlos zur Verfügung stellen soll, denn der Verlag will ja nur eines: Leser gewinnen und so teuren Werbeplatz verkaufen. Natürlich gibt es Gründe, so etwas (zumindest für eine bestimmte Zeit) zu machen, als Beispiel seien hier der Bekanntheitsgrad oder die Möglichkeit für neue Kontakte genannt. Auf Dauer wird das Modell des Citizen-Journalism aber nur eine Chance haben, wenn die Verlage über eine wie auch immer geartete Entlöhnung der Autoren nachdenken.

Trotzdem oder gerade deshalb: Ich bin gespannt, wie sich die Readers Edition der Netzeitung entwickeln wird…

No Responses