Man kennt es von den Medikamenten: Generikas sind meist um ein vielfaches billiger als Originalpräparate. Bei Zigaretten scheint es ähnlich zu sein, denn Tabak zum selber drehen ist um einiges billiger als die fertigen, maschinell gedrehten Zigaretten.
Der Tages-Anzeiger schreibt heute im Artikel „Wie Raucher Steuern sparen“
Für ein Päckchen Chesterfield zahlt man 5.60 Franken – also 28 Rappen pro Zigarette. Dreht man sich denselben Glimmstängel selbst, kostets nicht einmal die Hälfte, das Zigarettenpapier eingerechnet. Schuld daran ist die Tabaksteuer, die bei den Zigaretten über siebenmal höher ist als beim Drehtabak.
Also eine Zweiklassbehandlung der Raucher? Wo liegt denn der Unterschied?
„Man wollte eben die einheimische Tabakindustrie, die ohnehin am Serbeln ist, nicht ganz zum Verschwinden bringen“, erklärt Fritz Weber von der Eidgenössischen Zollverwaltung. Das Gesetz unterscheide deshalb zwischen dem so genannten Schnitttabak und Zigaretten.
Aha. Begründete man Steuererhöhungen auf Tabak in den letzten Jahren nicht immer wieder damit, dass die höheren Preise das Ziel hätten, aktiv gegen den Tabakkonsum in der Schweiz vorzugehen?
Vordergründig mag die Begründung zutreffen, aber ging es nicht (zumindest auch) um versteckte neue Steuereinnahmen? Das Eidg. Finanzdepartement frohlockt ja jedesmal in entsprechenden Pressemitteilungen:
Zusammen mit der Mehrwertsteuer kann mit jährlichen Mehreinnahmen von 300 bis 350 Millionen Franken gerechnet werden.
und
Der Ertrag aus der Tabakbesteuerung dient ausschliesslich der Mitfinanzierung der AHV/IV. Er betrug im Jahr 2003 zirka 1,75 Milliarden Franken.
Was aber passiert, wenn Raucher tatsächlich in Massen auf Drehtabak umsteigen?
Die Einnahmen aus der Tabaksteuer würden massiv wegbrechen, wie dies in Deutschland zu sehen war. Bereits in den letzten zehn Jahren ist gemäss Tages-Anzeiger der Zigarettenkonsum in den letzten zehn Jahren um elf Prozent zurückgegangen, währenddem sich der Absatz an Drehtabak mehr als verdoppelt hat. Um den sinkenden Einnahmen entgegenzuwirken, würde die Steuer auf Schnitttabak garantiert erhöht, was der serbelnden einheimischen Tabakindustrie wohl auch nicht zugute käme.
Das Argument der Gesundheitsförderung ist auch aus einem weiteren Grund nicht ehrlich. Wie der Bundesrat bereits mehrmals ausführte, fürchtet er sich bei zu hohen Preisen vor Schwarzmärkten, Schmuggel und der Zigarettenkauf im Ausland und den damit verbundenen wegbrechenden Einnahmen.
Also sind wir Raucher doch nicht so schlecht angesehen, zumindest was die Finanzierung der Sozialwerke angeht, oder!?
Ein Artikel zu meiner Aktion „I’m a smoker!„
das gesundheitsgelaber ist sicherlich ein riesenquatsch. wo käme die wirtschaft denn hin, wenn wir alle gesund, munter und zufrieden wären? dann hätten wir ja gar keine bedürfnisse mehr! und bedürfnisse sind immer der anfang jeglichen konsums.
leute, die ungesund leben, bescheren durch ihren konsum und die darauf folgenden gesundheitskosten dem bip einen massiven wachstumsschub.
genau gleich ist’s mit den rasern, welche ihre oder fremde autos inklusive insassen zu schrott fahren.
@phono
Das ist ein verbreitetes Mißverständnis. Sicher mit dem Geld für Tabak fördert man das BIP. Die auftretenden Gesundheitsprobleme und Arbeitsausfälle verursachen jedoch in der Summe Kosten für Gesellschaft. Auch wenn die Gesundheitsbranche davon profitiert muß ein großer Teil durch Steuergelder finanziert werden. Die Einnahmen aus der Tabaksteuer, der Mehrwertsteuer auf Tabakwaren und den Steuern aus den Einnahmen der Gesundheitsbranche reichen jedoch nicht aus.
Ein Nichtraucher verursacht durchschnittlich niedrigere Gesundheitskosten während er gleichzeitig sein Geld für andere Konsumgüter ausgibt und das BIP fördert. Volkswirtschaftlich ist Rauchen in Sozialstaaten (bei gesetzlicher Krankenversicherung) eine Verlustrechnung.
@Tom
Die Bremsung des Zigarettenkonsums ist zweitrangiges Ziel der Tabaksteuer. Vielmehr sollen dadurch die volkswirtschaftlichen Kosten durch Krankheit oder Arbeitsausfall finanziert werden.
Dafür zahlen Raucher (in D) den gleichen Beitrag in die gesetzliche Krankenkassen und werden vom Arbeitgeber nicht diskiminiert.
Da man Rauchen nicht einfach abschaffen kann gibt es zwei Möglichkeiten:
1.
In einer vollständig liberalen Marktwirtschaft würden die Versicherer von Rauchern höhere Prämien verlangen und Arbeitgeber bevorzugt Nichtraucher einstellen oder Rauchern weniger Gehalt zahlen, da diese statistisch höhere Gesundheitsrisiken haben. Ein Blick in die USA zeigt die Ansätze.
2.
Der Staat balanciert die Tabaksteuer so, daß er maximale Einnahmen erzielt ohne die Raucher auf den Schwarzmarkt abzudrängen. Mit den Einnahmen werden die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens finanziert.
@ amtsleiter
ich sehe da nicht wirklich ein missverständnis. natürlich gibts gesundheitskosten für die gesellschaft. aber diese kosten bedeuten auch wiederum lohn für ärzte, amortisation und so auch investition von/in medizinische geräte, etc. es ist ein karrussel…
die wirtschaft hält sich nur noch durch solche querfinanzierungen am leben.
schlussendlich kann man nicht sagen, was passieren würde, wenn. die sache ist nicht überblickbar.
donkey fieldmouse..!!!
Das ist wie mit Reparaturen. Der Autokauf ist ein positives Ereignis in der volkswirtschaftlichen Bilanz. Machst du das Auto kaputt lebt davon zwar eine Werkschaft aber es findet keine Wertschöpfung statt, sondern eine Wertwiederherstellung. Effektiv ist es ein Verlust auch wenn die Werkstatt davon leben kann.
Beim Rauchen hat man den Vorteil durch die Erlöse und Steuern ein Gegengewicht zu setzen. Aber letztlich behebt man einen erzeugten Schaden. Davon lebt mittlerweile eine ganze Industrie, von den Zigarettenherstellern bis zu den Kurkliniken. Jedoch würde das gebundene Kapital, bei hypothetischem Wegfall des Rauchens, effektiver eingesetzt.
Selbst wenn Steuern und Erlöse bei Tabakwaren und ärztlicher Behandlung die Gesundheitskosten überwiegen würden, zahlt die Gesellschaft dafür. Die Krankenkassenbeiträge decken die Gesundheitskosten nicht oder nur durch ein hohes Beitragsniveau. Dadurch wird allen (Raucher wie Nichtraucher) Geld entzogen, welches für Konsum oder Investition hätte ausgegeben werden können.
Es klingt schön zu denken, als Raucher finanziere man die Sozialkassen mit. In der Realität finanziert man noch nicht einmal die eigenen Kosten.
Wenn Interesse besteht recherchiere ich mal nach Zahlenmaterial und mach einen Artikel daraus, dann würde ich hier einen Trackback setzen.
steigt nicht um! raucht weiter fertig zigaretten, wer sonst bezahlt uns die ahv 😀
ps: wenn ich hier die kommentare anschaue (nicht lesen), dan kriege ich kopfweh. wie könnt ihr nur so viel schreiben 🙂
@phono:
Bei Deiner Aussage „In der Realität finanziert man noch nicht einmal die eigenen Kosten.“ ist wohl der Wunsch Vater des Gedankens: laut Studie der Krankenkassen aus den 90er verursacht ein Nichtraucher höhere Gesundheitskosten als ein Raucher, vor allem weil er zwar eine höhere Lebenserwartung hat, diese aber im hohen Alter oft zu sehr hohen Pfelegekosten führt. Im weiteren hast Du nicht berücksichtigt, dass der Raucher Aufgrund der statistisch tieferen Lebenserwartung weniger lang AHV etc. bezieht. Schon allein dieser Punkt wiegt schwerer als die 1.2 Milliarden durchs Rauchen verursachten Krankheitskosten….