Kassensturz: Google ist böse

Wie das Konsumentenschutzmagazin „Kassensturz“ heute berichtete, verstossen hierzulande viele Firmen gegen das Gesetz, indem sie das Statistikprogramm Google Analytics einsetzen, ohne das auf der Webseite entsprechend zu kommunizieren. Gemäss Gesetz muss die Weitergabe solcher Daten dem Besucher mitgeteilt werden, wie der eidgenössische Datenschutzbeauftragte Hanspeter Thür gegenüber dem Kassensturz erklärte:

Jemand, der mit Google Analytics arbeitet, muss die Besucher der Website darüber informieren, dass die Daten ausgewertet werden und dass die Daten in die USA wandern.

Google selbst wäscht seine Hände jedoch in Unschuld, denn unter Punkt 8.1 der Nutzungsbestimmungen von Analytics wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Webseitenbetreiber eine solche Erklärung publizieren muss. Das Problem dabei: Kaum jemand liest seitenlange Nutzungsbedingungen solcher Dienste, bevor er sie einsetzt, obwohl er diese mit der Nutzung des Services stillschweigend akzeptiert.

Bleibt die Frage, wie gläsern man als Surfer gegenüber Google wirklich ist. Schliesslich könnte der Suchmaschinengigant mit den Daten aus der Websuche, Analytics, Mail, Chrome, oder AdSense & Co. ziemlich aussagekräftige Profile erstellen. Während Google gegenüber dem Kassensturz erklärte, dass die in Analytics erhobenen IP-Adressen nicht mit anderen Diensten von Google verknüpft würden, klang es vor kurzem in Deutschland noch anders. Dort schrieb das Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein im August in einer Pressemitteilung:

Eine Zusammenführung mit Nutzungsdaten mit denen anderer Google-Dienste ist möglich und wird generell von Google bestätigt.

Immerhin heisst es in den Nutzungsbedingungen von Analytics aber auch:

Google wird in keinem Fall Ihre IP-Adresse mit anderen Daten der Google in Verbindung bringen.

Google wird sich wohl hüten, die Nutzer beispielsweise mit der Weitergabe von Daten zu verärgern. Dennoch sammelt man Daten, wie Google ja auch selbst zugibt. Dies aber wohl vor allem für Werbezwecke, für die, wie es in der Datenschutzerklärung heisst, „Bereitstellung von gewünschten Services, einschließlich der Services mit angepassten Inhalten und angepasster Werbung“. In diesem Blickwinkel ist denn wohl auch die neuste Verknüpfung von Analytics mit AdSense zu sehen.

Trotzdem: Auch wenn Google-Managerin Marissa Mayer fast schon gebetsmühlenartig wiederholt „Vertrauen ist die Grundlage all unserer Arbeit“, gibt es immer wieder Bedenken, wie das auch Lars Reppesgaard in seinem Buch „Das Google Imperium“ thematisiert:

„Eine Garantie, dass Google die freiwillig zugeteilte Macht nicht missbraucht, bekommen die Nutzer nicht. Und ein Versprechen ist etwas anderes als ein einklagbares Recht oder ein Gesetz, an das sich jeder halten muss.“ Es ist schön und gut, dass die jetzige Google-Führung angibt, mit dem riesigen Datenschatz verantwortlich umgehen zu wollen. Doch was, so fragt der Autor, wenn die Gründer bei einem Flugzeugabsturz umkommen oder Google durch einen anderen Schicksalsschlag plötzlich führungslos wird? Was, wenn später einmal die Erben der Gründer nichts dagegen haben zu verkaufen? Was, wenn sie selbst die Kontrolle über Google behalten wollen, aber andere Ansichten als ihre Vorgänger darüber haben, was dem Nutzer zuzumuten ist?

Ich halte es allerdings trotz allem nach wie vor für vertretbar, Dienste wie Google Analytics auf Webseiten einzusetzen. Wer trotzdem nach Alternativen sucht, findet zum Beispiel hier, hier oder auch in der Auswertung meiner Google-Frust-Blogparade hilfreiche Links.

Notiz am Rande: Das Schweizer Fernsehen nutzt zur Auswertung der Besucherdaten das Analysetool Webtrends. Auch dieses übermittelt via Javascript Daten in die USA. Dies wird jedoch nirgends erwähnt, weder in der Datenschutzerklärung noch in den Nutzungsbedingungen. Was sagt der Kassensturz denn dazu?

[Update] 22:25 Uhr
Kollege Lang fragte im „Kassensturz-Chat“ Urs Gasser, Professor für Informationsrecht, zum Einsatz des Analysetools Webtrends beim Schweizer Fernsehen:

Kassensturz Chat Screenshot

Disclosure: Auch unter der Haube dieses Blogs kommt (nach einer langen Pause wieder) Google Analytics zum Einsatz. Die entsprechende Erklärung dazu findet sich (nicht erst seit heute) in der Privacy Policy.

20 Comments

  1. Patrick 11.11.2008
  2. Philipp Küng 11.11.2008
  3. ugugu 11.11.2008
  4. BloggingTom 11.11.2008
  5. Philipp Sauber 11.11.2008
  6. Thomas 11.11.2008
  7. Andreas Hobi 12.11.2008
  8. peter 12.11.2008
  9. mee 12.11.2008
  10. Yves 12.11.2008
  11. Patrick 12.11.2008
  12. Shenzen 12.11.2008
  13. Peter 12.11.2008
  14. Shenzen 14.11.2008
  15. Gabor 19.11.2008
  16. BloggingTom 19.11.2008
  17. Gabor 19.11.2008
  18. Qiqiu 24.11.2008
  19. Harald Weber 23.01.2009